Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Exklusiv-Interview: Das Comeback der Sabine Christiansen

Kultur

Exklusiv-Interview: Das Comeback der Sabine Christiansen

    • |
    • |

    Es ist das Fernsehcomeback des Jahres: Sabine Christiansen, 51, kehrt zwei Jahre nach dem Ende ihrer stark beachteten und viel kritisierten ARD-Talkshow mit einer neuen Politsendung auf die große Bühne zurück – beim Privatsender Sat.1. Die ehemalige „Tagesthemen“-Moderatorin, die zuletzt nur punktuell Nischensendungen für n-tv und den amerikanischen Sender CNBC präsentierte, moderiert gemeinsam mit dem ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust (63) vom 23. August an die Show „Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena“. In den Wochen vor der Bundestagswahl wollen Christiansen und Aust jeweils sonntags um 22.15 Uhr Politiker und Manager zu den großen Wahlkampfthemen ins Kreuzverhör nehmen. Die einstündige Live-Show, die in Berlin von Christiansen Firma „TV 21“ produziert wird, ist auf fünf Ausgaben angelegt. Eine Besonderheit soll die starke Beteiligung der Zuschauer werden, die sich per Telefon, SMS oder Webcam direkt in die Diskussion einschalten können.

    Frage: Weshalb moderieren Sie zwei Jahre nach dem Ende Ihrer ARD-Show nun wieder einen Polittalk bei einem großen Sender? Hat Ihnen die große Bühne gefehlt?

    Sabine Christiansen: Im Gegenteil – hinter der Kamera ist das Leben weitaus entspannter, wenngleich nicht weniger arbeitsreich. Als Produzentin bin ich an meinem Wohnort Paris ebenso tätig wie in Barcelona, London oder am Firmensitz in Berlin. Über fehlende Abwechselung kann ich mich nicht beklagen. Aber ein Wahljahr ist immer eine spannende Sache. Die neue Sendung in Sat.1 ist keine Talkshow, sondern ein großes Interviewformat mit sehr vielen Live-Elementen und direkter Zuschauerbeteiligung. Das ist schon eine besondere Herausforderung.

    Gibt es Fehler von damals, aus denen Sie gelernt haben und die Sie jetzt unbedingt vermeiden möchten?

    Christiansen: Jede Ausgabe in den zehn Jahren ARD-Talk, jede „Tagesthemen“-Sendung hat ihre Highlights und hat Momente, in denen man sich im Nachhinein sagt: Das hätte noch besser laufen können. Immerhin haben uns in Stil oder Gästezusammensetzungen danach so viele andere Sendungen bis heute kopiert – da müssen wir schon einiges ganz gut gemacht haben.

    Und was unterscheidet „Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena“ von den ganzen anderen Polit-Talkshows, die es heute gibt?

    Christiansen: Bei uns gibt es keine Talkrunde. Stefan Aust und ich werden dem Gast der Sendung im ersten Teil direkt auf den Zahn fühlen. Dann wird es Reaktionen der Zuschauer geben, Live-Schaltungen und einen Herausforderer oder eine Herausfordererin. Bei uns werden Sie keine voraufgezeichneten Fragen der Zuschauer erleben, sondern hier kann jeder per SMS, Webcam, Mail und dergleichen mitdiskutieren.

    Das Problem der meisten Polittalkshows ist doch, dass die Politiker auch hartnäckige Nachfragen oft mit glatten Phrasen an sich ablaufen lassen oder gar nicht darauf eingehen. Glauben Sie, dass die starke Zuschauerbeteiligung es ermöglicht, den Politikern wesentliche Aussagen zu entlocken?

    Christiansen: Ich weiß nicht, ob es Zuschauern gelingen wird, Politikern oder Politikerinnen mehr zu entlocken, als uns das gelingt. Aber sie können beurteilen, wie glaubwürdig ihre Fragen beantwortet werden.

    Es sind auch provokante Einspielfilme vorgesehen. Wollen Sie die Politiker härter rannehmen als früher in der ARD?

    Christiansen: In einer Talkrunde geht es darum, die Gäste zu einer spannenden Diskussion zu animieren und unterschiedliche Standpunkte aufeinanderprallen zu lassen. Hier steht ein Gast im Mittelpunkt, der auch mittels Kurzfilmen immer wieder mit aktuellen Lebenswirklichkeiten konfrontiert wird.

    Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie mit Stefan Aust als Duo auftreten? War das ein Angebot des Senders, oder haben Sie und Aust das Konzept gemeinsam entwickelt?

    Christiansen: Die Kollegen in meiner Produktionsfirma haben sich im vergangenen Jahr bereits viele Gedanken zum Wahlkampf gemacht, sich dazu auch viele große Formate in anderen Ländern angesehen und am Ende dieses Konzept entwickelt. Ich habe dann Stefan Aust, den ich sehr gut kenne, gefragt, ob er auf diese Doppelrolle Lust hätte.

    Wollen Sie guter Polizist, böser Polizist spielen?

    Christiansen: Eine spezielle Aufgabenteilung wird es in der Sendung nicht geben.

    Können Sie sich vorstellen, mit der Show weiterzumachen, wenn die Bundestagswahl vorbei ist?

    Christiansen: Unsere Sendung ist ein Sonderprojekt zur Wahl, aber es ist sicher auch für andere Großereignisse denkbar, wenn die Zuschauer es annehmen.

    Tut es Ihnen leid, dass Sie im Kampf um die Zuschauer ausgerechnet gegen Ihre Nachfolgerin im Ersten, Anne Will, antreten?

    Christiansen: Zu fast jeder guten Sendezeit für eine Politiksendung tritt man gegen irgendeine Kollegin oder einen Kollegen an. Der ARD-Talk beginnt früher als wir, insofern trifft das auch nur auf den letzten Teil der Sendung zu.

    Haben Sie als Polittalkerin bei einem Privatsender mehr Freiräume als bei einem öffentlich-rechtlichen Sender?

    Christiansen: Es müssen genauso verantwortlich die Themen und Gäste abgewogen werden. Aber der Proporz muss nicht bis in den kleinsten Winkel beachtet werden. Hier geht es um die wichtigsten Politiker des Landes, die den Wählern Rede und Antwort stehen sollen.

    Zur Person

    Sabine Christiansen Die TV-Moderatorin und -Produzentin, geboren am 20. September 1957 in Preetz, arbeitete sieben Jahre als Stewardess bei der Lufthansa. Von 1987 bis '97 war sie Moderatorin der „Tagesthemen“. Von Januar '98 bis Juni 2007 moderierte Christiansen am Sonntagabend in der ARD die nach ihr benannte Talkshow, die sich zum bekanntesten Polit-Talk im deutschen Fernsehen entwickelte. Oft wurde ihre Diskussions- und Gesprächsführung kritisiert und sie als Stichwortgeberin gerügt, die es Politikern ermögliche, PR-Phrasen und Allgemeinplätze loszuwerden. Anlässlich ihrer Scheidung 2003 geriet Christiansen in die Schlagzeilen der Boulevardpresse: Nach siebenjähriger Ehe hatte ihr zweiter Mann, TV-Produzent Theo Baltz, sie wegen der Moderatorin Ulla Kock am Brink verlassen. Am 30. Juni 2008 heiratete Christiansen in Paris den Textilfabrikanten Norbert Medus.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden