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WÜRZBURG: Exklusiv-Interview: Warum Bastian Pastewka sich gerne selbst veräppelt

WÜRZBURG

Exklusiv-Interview: Warum Bastian Pastewka sich gerne selbst veräppelt

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    Bastian Pastewka:„Mein echtes Lebensteht Pate.“Foto: Brainpool/
    Bastian Pastewka:„Mein echtes Lebensteht Pate.“Foto: Brainpool/ Foto: Guido Engels

    Bastian Pastewka gehört zu den seltenen Spaßmachern, die im Fernsehen auf subtile Komik und skurrilen Humor setzen. In den neuen Folgen seiner Sitcom „Pastewka“ (ab Freitag, 21. September, 22.45 Uhr, Sat.1) spielt der 40-Jährige wieder sich selbst – dabei macht er sich über die Tücken seines Alltags als Comedystar ebenso lustig wie über die Auswüchse des Medienbetriebs. Der Comedian, der auch als Synchronsprecher sehr gefragt ist und bald in der ZDF-Krimikomödie „Mutter muss weg“ zu sehen sein wird, hat zahlreiche Preise gewonnen. Bastian Pastewka lebt mit seiner Freundin in Berlin und Köln. Ein Gespräch über sein Serien-Ich und das Grauen des Fernsehens.

    Frage: Worüber haben Sie zuletzt so richtig gelacht?

    Bastian Pastewka: Als ich in einem Berliner Supermarkt sah, wie ein erwachsener Mann überfordert am Pfandflaschenautomat hantierte, bis ihm seine Kisten scheppernd runterfielen. Da ließ er einfach alles stehen und liegen und ging wortlos weg – als wäre ihm gerade bewusst geworden, dass sein Leben so nicht weitergeht. Er sah aus, als wolle er kurz darauf auch seine Frau verlassen.

    Wie reagieren Sie selber bei alltäglichen Ärgernissen?

    Pastewka: Sagen wir mal so: Ich übe mich darin, so lange wie möglich freundlich zu bleiben, auch wenn der Automat zum fünften Mal meldet „Kiste falsch herum eingestellt, bitte ändern!“, obwohl es bei Getränkekästen keine falsche Seite gibt.

    Und worüber können Sie im Fernsehen lachen?

    Pastewka: Über die Parodiesendung „Switch reloaded“, die das Grauen des Fernsehens so herrlich nachspielt.

    Ist die Lage der deutschen Fernsehunterhaltung denn wirklich so desolat, wie oft gesagt wird?

    Pastewka: Die Lage der Unterhaltung ist nicht desolat, aber für meinen Geschmack gab es in den letzten Jahren zu viel vom Gleichen: noch 'ne Quizshow, noch 'ne Castingshow. Und dazu die ganze Scripted Reality, wo eine Bekloppten-Parade von schlechten Laienschauspielern unglaubwürdige Geschichten erzählt. Es ist scheußlich, was das Fernsehen da für Blüten treibt.

    Was würden Sie denn lieber sehen?

    Pastewka: Ich wünschte mir wieder mehr gute Sketchcomedy. Ich vermisse die kleinen, schmutzigen Ensemble-Shows, die ein bisschen die Laus im Pelz sind – es muss doch mehr geben als die „heute-show“ und „Ladykracher“, um uns den Wahnsinn des Alltags vorzuführen.

    Ihre Serie „Pastewka“ erzählt vom Wahnsinn des Alltags als Comedystar. Wie viel echtes Pastewka-Leben steckt darin?

    Pastewka: Mein echtes Leben steht zwar Pate, aber wir schreiben lieber Drehbücher, die Geschichten sind, also komplett erfunden. Wir bedienen uns bei Missgeschicken aus meinem Leben und bei den Absonderlichkeiten des Kölner Medienzirkus'.

    Weil „Pastewka“ in der Medienbranche spielt, gibt es viele Gastauftritte von Kollegen von Ihnen wie Michael Kessler oder Annette Frier. Stehen die Prominenten mittlerweile Schlange?

    Pastewka: Ich will natürlich keine Namen nennen. Aber es gibt tatsächlich eine Schauspielerin, die von uns noch nicht angefragt wurde und sich darüber enttäuscht gezeigt hat. Und es gibt einen Prominenten, der mir schon zum zweiten Mal einen Korb gegeben hat und mir ins Gesicht sagte, dass er mich und meine Serie furchtbar findet. Dem zolle ich Respekt. Ich selber schiebe ja immer vor, dass ich ein Hörbuch sprechen oder ein Kinderbuch schreiben muss, wenn ich keine Lust auf eine Einladung habe.

    Einen Gastauftritt hat diesmal „Tatort“-Kommissar Dietmar Bär . . .

    Pastewka: Was uns sehr geehrt hat. In der Folge, in der Bastian durch ein Versehen vom WDR gefragt wird, ob er „Tatort“-Kommissar werden will. Da fragt Dietmar Bär wütend, ob Bastian ihn etwa aus dem „Tatort“ rausmobben wolle. Diese Folge haben wir uns ausgedacht, bevor wir erfahren haben, dass beim „Tatort“ so ein bundesweites Stühlerücken stattfindet, und jetzt passt das natürlich fantastisch.

    Und wenn man Ihnen die Rolle als „Tatort“-Kommissar wirklich anböte?

    Pastewka: Selbstverständlich würde ich ablehnen. Einen „Tatort“ mit Bastian Pastewka würde niemand glauben, und ich selber auch nicht.

    Und wie wäre es mit einem Gastauftritt als Leiche?

    Pastewka: Eine Wasserleiche würde ich natürlich sofort spielen! Mein Körper ist dafür wie geschaffen.

    In Ihrer Serie wirkt es, als würden sich die TV-Stars gegenseitig nicht die Butter aufs Brot gönnen. Ist das wirklich so?

    Pastewka: Eigentlich geht es uns ja nicht darum, spitzzüngig mit der Branche abzurechnen. Aber wir wollen durchaus zeigen, wie sich Prominente im Fernsehen zum Vollhorst machen. Schließlich weiß man ja spätestens seit dem „Dschungelcamp“, dass das Publikum seine Helden von früher auch gerne fallen sieht. Im Grunde wollen wir bei „Pastewka“ aber niemand anderen veräppeln als Bastian Pastewka selbst. Ich versuche, meinen Ruf als quietschbunter, fröhlicher Comedy-Heini, den ich mir in den 90er Jahren mühsam aufgebaut habe, Folge für Folge genüsslich zu zerstören (lacht).

    Können Sie über Ihr Serien-Ich lachen?

    Pastewka: Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich versuche beim Gucken immer so zu tun, als sei ich das gar nicht, der da diesen ganzen Schwachsinn anstellt. Und vor Drehbeginn sage ich mir aus Gründen des Selbstschutzes immer, dass das nur die nächste lustige Rolle ist und mit mir gar nichts zu tun hat.

    Verraten Sie trotzdem ein paar Parallelen zwischen den beiden Bastians?

    Pastewka: Ich habe in meiner Wohnung wirklich vier Festplattenrekorder, die regelmäßig irgendwas aufnehmen – von Volksmusiksendungen über amerikanische Serien bis zum gelungenen deutschen Fernsehspiel. Und ich schaue in meinem Arbeitszimmer wirklich auf ein Kinoplakat. Aber bei mir ist es „Calendar Girls“, in der Fernsehserie sind es stets Louis-de-Funes-Poster.

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