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Exklusiv-Interview: Was für Nora Tschirner ein inneres Rodeo ist

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Exklusiv-Interview: Was für Nora Tschirner ein inneres Rodeo ist

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    Bereits acht ausgedrückte Zigaretten liegen im Aschenbecher. Nora Tschirner bleibt cool und kontert spaßeshalber, was für ein schmutziges Hotel das hier sei, dass noch nicht mal die Aschenbecher entleert worden sind. Ein Gespräch mit der 28-jährigen Schauspielerin, deren neuer Film „Zweiohrküken“, die Fortsetzung von Til Schweigers Erfolgskomödie „Keinohrhasen“, am Donnerstag in die Kinos kommt, über Schlagfertigkeit, inneres Rodeo und Angebote aus Hollywood.

    FRage: Sie scheinen sowohl im Film als auch privat sehr schlagfertig zu sein . . .

    Nora Tschirner: Es gab eine Phase, als ich so zwei Jahre alt war, in der ich mich ziemlich unlustig und unschlagfertig verhielt. Aber davor und danach ging es.

    Wie beruhigend!

    Tschirner: Ja, ich habe eine sehr lustige Familie, da konnte ich mich darin schon früh trainieren.

    Sind Sie trotzdem schon mal in ein Fettnäpfchen getreten?

    Tschirner: Na klar! Aber mit einer gewissen Schlagfertigkeit gehört Mut einfach mal dazu. Je öfter man sich ausprobiert, desto trittfester wird man. Dennoch glaube ich, ein gutes Gespür zu haben, anderen nicht zu nahe zu treten. Schlagfertigkeit ist für mich nur spannend, wenn man in einen Dialogfluss mit Leuten gerät. Einfach immer nur mit dem geilsten Witz über eine Situation zu brettern, finde ich eher unhöflich. Ich habe es sehr wohl gelernt, ob meine Schlagfertigkeit gerade passt oder nicht, und wenn es Leute überfordert, lasse ich es genauso schnell.

    Können Sie auch lachen, wenn Witze auf Ihre Kosten gehen?

    Tschirner: Total! Es geht um den Dialog, um den Austausch, um die Dynamik. Wenn ich Kontra bekomme, was nicht bösartig gemeint ist, weil ich es ja auch nicht bin, ist es für mich ein absolutes inneres Rodeo.

    Wie viel von der Anna Gotzlowski aus „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ steckt in Ihnen?

    Tschirner: Ich bin ein ganz anderer Mensch, und von daher ist sie mir eher fremd. Trotzdem mag ich Anna sehr. Sie ist verschroben, auch ein wenig zickig, aber sie hat ein großes Herz und versucht immer, sich auf liebenswürdige Art zu schützen.

    In der Anfangsszene ist Ihre Figur aber eine ganz andere: eine sexy Düsenjetfliegerin, die ihren blanken Busen auspackt. Eine gewagte Szene?

    Tschirner: In dieser Szene ist sie ja nicht sie selbst, aber man sollte nicht zu viel verraten, um den Zuschauern den Spaß daran nicht zu verderben. Aber mir fallen solche Szenen nicht schwer, auch nicht die, in der ich in Reizunterwäsche in einem Laden stehe. Das sind rein komödiantische Szenen, und das ist für mich ein großer Spielplatz, auf dem ich mit meinen Utensilien arbeiten kann: mit meiner Körperhaltung, meinen Blicke genauso wie mit meinen Kostümen. Klar sieht man blöd aus, wenn man viel zu enge Dessous trägt. Aber ich habe mich selten so angezogen gefühlt wie in dieser Szene.

    In „Zweiohrküken“ geht es mehr um den Beziehungsalltag zwischen Anna und Ludo. Kam Ihnen das bekannt vor?

    Tschirner: Nein, ich trenne mich immer sofort nach zwei Wochen, wenn die Schmetterlinge aus dem Bauch verflogen sind (lacht). Natürlich kenne ich solche Situationen wie im Film, manchmal sogar exakt mit demselben Wortlaut.

    Heutzutage wird sich schnell getrennt, wenn die ersten Probleme auftauchen.

    Tschirner: Ja, wenn man doof ist, trennt man sich, wenn man schlau ist, denkt man mal darüber nach, woher die Schwierigkeiten kommen. Ich glaube, ab einer bestimmten emotionalen Reife – wann auch immer die erreicht ist – wird man sich nicht mehr so schnell trennen. Es gibt natürlich Leute, die sagen „Alltag ist nicht meins“ oder „Ich bin beziehungsunfähig“. Da denke ich aber: „Na gut, dann habt ihr es auch nicht verdient, irgendwann glücklich zu werden.“

    Wie wichtig ist Ihnen, von einem Mann hofiert zu werden?

    Tschirner: Ach, Türaufhalten finde ich schon schön, aber nur, wenn es ein Symptom für etwas ist, was darunter liegt, eine Aufmerksamkeit mir gegenüber. Das sollte der Mann auch von einer Frau erwarten dürfen.

    Wie schwer ist es Ihnen gefallen, als vor einigen Monaten Ihr Freund der Öffentlichkeit vorgestellt wurde?

    Tschirner: Nicht schwer und sehr schwer! Nicht schwer, weil es nicht wirklich besprochen wurde. Ich glaube nicht an diese öffentlichen Pressemitteilungen, weder wenn von Beziehung oder Trennung die Rede ist. Schwer fällt es mir, weil ich das Gefühl habe, darüber überhaupt nicht reden zu wollen, und sich das Ganze so vermischt. Eigentlich geht es niemanden etwas an, selbst wenn ich öffentlich mit ihm ausgehe, weil ich mich so am wohlsten fühle. Es kann jeder wissen, nur werde ich mich dazu nicht äußern.

    Der Erfolg von „Keinohrhasen“ sprach sich bis nach Hollywood rum. Kamen bereits Angebote?

    Tschirner: Schon, manche waren sehr uninteressant, andere zwar absolut spannend, aber dafür hätte ich mein Leben radikal verändern müssen, wozu ich nicht bereit war. Bereut habe ich es nie, weil ich meine Entscheidungen immer so bewusst fälle, dass ich hinterher noch sagen kann: „Schade, dass ich mich zu jenem Zeitpunkt nicht so danach gefühlt habe, aber so war es nun mal!“

    Zur Person

    Nora Marie Tschirner Die Schauspielerin und Moderatorin, geboren am 12. Juni 1981 in Berlin, wuchs im Ost-Berliner Stadtteil Pankow auf. Sie spricht fließend Englisch, Russisch und Spanisch. Ab April 2001 arbeitete sie als Moderatorin und Videojockey beim TV-Sender MTV. Ihre schauspielerische Karriere begann sie in Conny Walters „Wie Feuer und Flamme“ (2001) und mit der Hauptrolle in der ARD-Vorabendserie „Sternenfänger“ (2002). Zuletzt war sie in Michael „Bully“ Herbigs „Wickie und die starken Männer“ zu sehen.

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