Das lange Warten hat endlich ein Ende. Nach zweieinhalbjähriger grundlegender Renovierung wird am Montag, 22. Oktober, die Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums mit einem Festakt wieder eröffnet. Dann werden die Besucher im zweiten Stock des Südflügels der Residenz ein Museum vorfinden, das mit seinem Vorgänger nicht mehr viel gemein hat.
Die Ausstellungssäle sind in verschiedenen Tönen des „Echter-Blau“ gehalten, die Kunstwerke werden mit modernster Museumsbeleuchtung effektvoll inszeniert, neue raumteilende Wände schaffen nicht nur mehr Hängefläche, sondern lassen auch neue Gruppierungen der Werke und neue Blickachsen zu. Die Gemälde können jetzt umfassend vor der Einwirkung von UV-Strahlen geschützt werden. Außerdem werden neue – am Fußboden angebrachte – Beschilderungen die einzelnen Werke erklären, und ein großes Banner wird in jedem der elf Räume das jeweilige Thema erläutern. Das Wichtigste aber: Museumsleiter Professor Damian Dombrowski hat zahlreiche Kunstschätze aus dem Depot ins Museum geholt, die bisher noch nicht dort ausgestellt haben.
Spektakuläres Altarbild
Bis zum letzten Moment wurde im Museum unter der leitenden Hand von Kurator Markus Maier an der Neupräsentation gearbeitet. Lange hatte es Zweifel gegeben, ob der Wiedereröffnungstermin eingehalten werden könne. Doch schließlich erhielt das Museumsteam Unterstützung von freiwilligen Studierenden der Kunstgeschichte, die kräftig mit anpackten. Wenige Tage vor der Neueröffnung ließ sich die neue Struktur der Ausstellung schon gut erkennen, obwohl überall noch Bilder aufgehängt und Skulpturen aufgestellt wurden.
Wenn die Besucher den neuen Eingangsbereich passiert haben, wo sie sich nun eingehend über die Museumsgeschichte informieren können, erwartet sie ein teils spektakulärer Rundgang durch die europäische Kunstgeschichte des 12. bis 20. Jahrhunderts.
Es beginnt mit mittelalterlicher Kunst. Und dort wartet mit einem dreiflügeligen Altarbild von Gherardo Starnina aus dem frühen 15. Jahrhundert gleich ein Prunkstück der gesamten Ausstellung. Das wertvolle Triptychon hatte vor zwei Jahren in Florenz, dem Ort seiner Entstehung, für großes Aufsehen gesorgt, als es dorthin ausgeliehen war, erzählt Dombrowski. Jetzt präsentiert es sich nach einer Restaurierung so, als sei es gerade erst fertiggestellt worden.
Riemenschneider und Tiepolo
Ebenfalls sehenswert hier ist ein Kiliansaltar, der im Hintergrund Würzburg aus der Zeit vor 1500 zeigt, bevor Julius Echter die Stadt umbauen ließ. Mehrere Skulpturen, darunter eine Riemenschneider-Madonna, sowie das älteste Stück der Sammlung, eine Figur aus dem frühen 12. Jahrhundert, ergänzen das erste Kapitel des Rundgangs.
Es folgt der dicht behängte Italiener-Saal mit einer Florenz-Ecke. Ein weiterer Höhepunkt hier: Zwei Tiepolo-Historienbilder, die in Würzburg entstanden sind und aus dem Besitz Balthasar Neumanns stammen. Die beiden nächsten Säle sind der niederländischen Malerei gewidmet. Hier geht es breit gefächert zu: Porträts des 16. Jahrhunderts, flämische Malerei, religiöse Bilder, Darstellungen der holländischen Lebenswelt, Genrebilder, Stillleben und vieles mehr.
Der folgende Saal zeigt Kunst aus Deutschland. Aus Würzburger Sicht sehenswert ist ein Luther-Porträt nach einem Holzschnitt von Lucas Cranach, das aus der Deutschhaus-Gemeinde stammt. Etwas unauffällig in einer Ecke, aber nicht minder interessant ist ein kleines Triptychon des Blutwunders von Walldürn aus dem 17. Jahrhundert. Natürlich gibt es auch einen Saal zur Würzburger Kunst, und auch Martin von Wagner wird mit einer eigenen Abteilung gewürdigt. Dort werden unter anderem zwei Modelle des Walhalla-Frieses gezeigt, den der Museumsgründer entworfen hat. Und natürlich fehlen auch Bilder und Zeichnungen von Wagner nicht. Dessen kompletter Nachlass befindet sich im Besitz des Museums.
Die Biedermeier-Abteilung
Eine Biedermeier-Abteilung, ein Überblick über das späte 19. sowie das 20. Jahrhundert beschließen den Ausstellungsrundgang, der mit einem Raum endet, in dem einige Relikte der großen Julius-Echter-Ausstellung des vorigen Jahrs zu sehen sind.
Nach dem Festakt am Montag ist das Museum ab Dienstag wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Gemäldegalerie ist Dienstag bis Samstag von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen durch die neu konzipierte Ausstellung finden am Sonntag, 28. Oktober, sowie am Sonntag, 11. November, jeweils um 11 Uhr statt.