Mit seinem intimen Film „La vie d'Adele“ über eine lesbische Liebe hat der französische Regisseur Abdellatif Kechiche (52) beim Festival von Cannes die Goldene Palme gewonnen. Erstmals in der Geschichte der Filmfestspiele wurde die Auszeichnung nicht nur an den Regisseur, sondern auch an die Schauspieler vergeben. Die Hauptdarstellerinnen des Streifens, Adele Exarchopoulos (19) und Léa Seydoux (27), die sich in sehr intensiven und ungewöhnlich langen Sexszenen begegnen, bekamen ebenfalls eine Auszeichnung überreicht.
Das Festival von Cannes gilt als wichtigstes Filmfest der Welt. Dass der Hauptpreis im südfranzösischen Cannes an ein Werk über die Liebe von zwei Frauen ging, hat in Frankreich auch eine politische Dimension: Erst am Sonntag protestierten in Paris erneut Zehntausende gegen die eine Woche zuvor in Kraft getretene Homo-Ehe. Sie forderten eine Rücknahme des Gesetzes.
Preis auch an die Coen-Brüder
Der zweitwichtigste Preis des Cannes-Festivals, der Große Preis der Jury, wurde an Ethan und Joel Coen verliehen. Die beiden amerikanischen Brüder lassen sich in ihrem melodramatischen Werk „Inside Llewyn Davis“ durch die Folkmusik-Szene im New York der 60er Jahre treiben. Der Mexikaner Amat Escalante gewann für seinen im Drogenbandenmilieu spielenden Film „Heli“ den Preis für die beste Regie. Als bester Schauspieler wurde Bruce Dern (76) für seine Leistung in dem Roadmovie „Nebraska“ von Alexander Payne geehrt. Beste Schauspielerin wurde Bérénice Bejo (36) für ihre Rolle in „The Past“ des Iraners Asghar Farhadi. Die Auszeichnung für das beste Drehbuch ging an den Chinesen Jia Zhangke für „A Touch Of Sin“. Jury-Präsident war der US-Regisseur Steven Spielberg (66). In der Jury saßen auch die Schauspielstars Nicole Kidman und Christoph Waltz sowie der Regisseur Ang Lee.