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Franziskas „Tatort“-Abschied muss ins Spätprogramm

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Franziskas „Tatort“-Abschied muss ins Spätprogramm

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    „So hat man mich noch nie gesehen“: Tessa Mittelstaedt rückt in ihrem letzten „Tatort“ in den Mittelpunkt.
    „So hat man mich noch nie gesehen“: Tessa Mittelstaedt rückt in ihrem letzten „Tatort“ in den Mittelpunkt. Foto: Foto: WDR/ Martin Valentin Menke

    Es ist ein ganz besonderer „Tatort“, in zweierlei Hinsicht: „Franziska“ ist der erste Film in der Geschichte der ARD-Reihe, der aus Jugendschützgründen ins Spätprogramm verschoben wurde. Weil der Film über eine Geiselnahme in einem Gefängnis als zu brutal und düster für jüngere Zuschauer gilt, die um 20.15 Uhr vor dem Fernseher sitzen, zeigt die ARD ihn am Sonntag, 5. Januar, erst um 22 Uhr. Außerdem ist es der letzte Fall mit Tessa Mittelstaedt, die in mehr als 40 Folgen als Assistentin Franziska Lüttgenjohann der beiden Kölner Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zu sehen war. Mittelstaedt kam 1974 in Ulm zur Welt und besuchte die Schauspielschule in Bochum. Die Rolle im „Tatort“ war ihr erstes großes Fernsehengagement, seit Ende 2000 spielte sie regelmäßig die findige Sekretärin des Ermittlerduos. Seit 2012 hat die Schauspielerin eine Hauptrolle in der ARD-Vorabendserie „Heiter bis tödlich: Morden im Norden“, in der sie eine Staatsanwältin spielt.

    Frage: Nun sind Sie zum letzten Mal als Assistentin Franziska zu sehen. Warum hören Sie auf?

    Tessa Mittelstaedt: Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht und bin sehr lange mit mir zurate gesessen. Irgendwann habe ich erkannt, dass die Figur der Franziska für mich auserzählt ist, so viel Freude sie mir auch gemacht hat. Die Rolle war sehr begrenzt, ich konnte schauspielerisch auf der Position einfach nicht so viel zeigen wie die Kommissare, die ja in jedem Drehbuch zu 70 Prozent im Mittelpunkt stehen.

    Franziska war oft darauf reduziert, die Kommissare Ballauf und Schenk mit Informationen über Obduktionsergebnisse oder ballistische Untersuchungen zu füttern . . .

    Mittelstaedt: So ist es. Franziska war für die Emotionalität im Kommissariat zuständig, aber vor allem für den Informationsfluss. Trotzdem gibt es eine große Fangemeinde der Figur Franziska, und das macht mich sehr glücklich. Sie gehört einfach dazu, und ich bin stolz darauf, 13 Jahre lang dieses „Tatort“-Team etabliert und mitgeprägt zu haben.

    Haben Sie keine Angst, die Entscheidung, beim „Tatort“ aufzuhören, irgendwann mal zu bereuen?

    Mittelstaedt: Nein, auf keinen Fall. Ich habe die Entscheidung ja nicht leichtfertig getroffen und suche jetzt nach neuen Herausforderungen.

    In Ihrer Abschiedsfolge steht Franziska im Zentrum. Wie kam es dazu, dass der letzte Fall so auf Sie zugeschnitten ist?

    Mittelstaedt: Ich habe mir immer gewünscht, dass Franziska mal in den Mittelpunkt rückt. Im konkreten Fall ging die Idee vom Drehbuchautor aus, und die Produzentin wollte, dass ich einen großen Abgang kriege und zeigen kann, was ich schauspielerisch draufhabe. Nach 13 Jahren ist es ein Ritterschlag, so gehen zu können, und auch der Zuschauer muss ja die Chance haben, sich gebührend verabschieden zu dürfen, denn diese Figur wird fehlen.

    Ihr letzter „Tatort“ erhielt nur die Altersfreigabe ab 16 Jahren und wird aus Jugendschutzgründen erst nach 22 Uhr gezeigt. Finden Sie das richtig?

    Mittelstaedt: Ich denke, man kann das machen, muss es aber nicht. Das ist allerdings meine Privatmeinung. Die Fachleute des WDR halten die Verschiebung für richtig. Ich glaube daran, dass wir trotzdem unser Publikum finden werden – und dass viele erst recht dadurch neugierig geworden sind.

    Der Film, in dem Franziska in die Gewalt eines Geiselnehmers gerät, ist für jüngere Zuschauer schon starker Tobak, oder nicht?

    Mittelstaedt: Ehrlich gesagt würde ich mein zwölfjähriges Kind sowieso niemals den „Tatort“ sehen lassen. Neulich gab es einen aus Österreich, der war sehr blutrünstig, und auch einer der NDR-„Tatorte“ begann mit mehreren Leichen in den ersten Minuten.

    Hatten Sie schon bei den Dreharbeiten eine Ahnung, dass Ihr letzter „Tatort“ anecken könnte?

    Mittelstaedt: Das stand zunächst nicht im Vordergrund, wir haben uns auf die Erarbeitung des Films konzentriert. Außerdem war das Drehbuch ja vorher von den zuständigen Stellen abgesegnet. Aber das Ergebnis ist in der Wirkung wohl härter geworden, als es alle erwartet hatten, und irgendwann sagte der Regisseur zu mir, es könne sein, dass wir mit dem Stoff, so wie wir ihn erzählen, Schwierigkeiten bekommen werden. Zum Glück steht die ARD zu dem Film und findet ihn so exzellent, dass die Verantwortlichen gesagt haben: Wir wollen das nicht umschneiden.

    Waren die Dreharbeiten sehr nervenaufreibend?

    Mittelstaedt: Und wie! Das war das Anstrengendste und Anspruchsvollste, was ich bislang gemacht habe, es hat mich an Grenzen gebracht. Wir haben in einem geräumten Gefängnis gedreht, und die 20 Tage in diesem ungeheizten, komplett ausgekühlten und düsteren Gebäude drückten auf die Stimmung, das können Sie mir glauben. Abends war ich todmüde und bin nur noch ins Bett geplumpst.

    Wie soll es für Sie schauspielerisch weitergehen?

    Mittelstaedt: Das werden wir jetzt sehen, denn mit diesem „Tatort“ stelle ich mich anders vor, er ist eine neue Visitenkarte für mich. So wie man mich da sieht, hat man mich vorher noch nie gesehen, und ich wünsche mir, dass dieser Film bei Regisseuren und Produzenten eine ganz neue Fantasie in Bezug auf mich freisetzt.

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