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WÜRZBURG: Gefesselte Hände und ein Kabelkind

WÜRZBURG

Gefesselte Hände und ein Kabelkind

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    Gefesselte Hände als Zeichen der Abhängigkeit und der Befangenheit des Menschen von Speichermedien – meint der Künstler.
    Gefesselte Hände als Zeichen der Abhängigkeit und der Befangenheit des Menschen von Speichermedien – meint der Künstler. Foto: FOTO Torsten Maier

    An der linken unteren Ecke hat das Werk eine kleine Delle. Beim Aufhängen ist es runtergefallen. Die Studentinnen schauen vergrätzt auf das Bild. Carl Frech streicht über die Delle. „Da kann man jetzt nichts mehr machen“, sagt der Professor der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Fachbereich Gestaltung. In einer Stunde beginnt im Kulturspeicher die Vernissage der Ausstellung „Speicherkultur 2007 – Über das Bleibende, Schwindende und Überfüllte“.

    Die Arbeit mit der Delle zeigt in Dutzende Karos zerstückelte Gesichter. Sie ist eine von 42. Eine andere ist das „Kabelkind“. Es sitzt einsam unter einer Treppe, vor ihm liegen Lego-Spielsteine, in seinem Schädel stecken Kabel, seine Augen sind weit aufgerissen. Verarmen unsere Kinder seelisch und geistig durch den zunehmenden Gebrauch von Computern?, fragt der Künstler.

    An andere Stelle im Kulturspeicher ragen zwei geballte Fäuste aus der Wand. Mit USB-Handschellen sind sie aneinander gefesselt. Die Installation kennzeichnet „die Abhängigkeit und die Befangenheit des Menschen von Speichermedien“, erklärt der Künstler. Raubt uns unsere Speicherwut auch noch das letzte Stück Freiheit? Was geben wir mit dem Speichern unseres Fingerabdrucks eigentlich alles preis?, fragen die Erschaffer eines riesigen Fingerabdrucks. Eine Woche lang ruhte im April der Uni-Betrieb. Keine Vorlesungen, keine Seminare. Statt dessen lauschten am ersten Tag 150 Studierende ihren Lehrern.

    Die verkündeten ihnen das Thema der diesjährigen FH-Ausstellung. Mehr sagten sie nicht. Ob allein, ob in einer Gruppe, ob erstes Semester mit achtem Semester: Die Studenten grübelten, entwickelten, verwarfen. Professor Frech: „Sie waren völlig frei. Wir haben nur die Köpfe aufgemacht und standen als Reflektor ihrer Ideen zur Verfügung.“ Aus dem anfänglichen Chaos wuchsen viele Projekte, am letzten Tag der Projektwoche mussten die fertigen Konzepte stehen. Die Zeit drängte. „Nach der Woche waren wir alle fertig“, erinnert sich Frech. Anschließend ging es an die Umsetzung der Ideen – wieder parallel zum Uni-Betrieb.

    Drei Wochen vor Ausstellungsbeginn reichten die Studenten ihre fertigen Arbeiten ein. Eine Jury wählte 42 von 50 Werken aus. Sie hängen, liegen, stehen nun im Hauptgang des Würzburger Kulturspeichers.

    Bis 22. Juli. Dienstag 13 bis 18 Uhr; Mittwoch, Freitag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 19 Uhr.

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