Er versuchte, Katzenbabys zum Dünsten für sein China-Restaurant zu bekommen und der NASA den Start seiner selbst gebauten, sechs Meter großen Silvesterrakete anzukündigen: Mit seinen über 800 Scherzanrufen, die bei verschiedenen Radiosendern ausgestrahlt wurden, erlangte Paul Panzer bundesweite Berühmtheit. Hinter der Figur („Panzer, ich begrüße Sie“, „Wie verbleiben wir denn jetzt?“, „Rrrichtiiig.“) steckt der Stand-up-Comedian und Schauspieler Dieter Tappert. Mit Mario Barth schrieb der 37-Jährige das Drehbuch zum Kinofilm „Männersache“, in dem er neben Barth die zweite Hauptrolle spielt. Als Paul Panzer macht Tappert auf seiner Tour auch Station in Bamberg, Würzburg und Aschaffenburg. Ein Gespräch über Mario-Barth-Humor und Paul-Panzer-Fans.
Frage: Muss ich mir Sorgen mache, wenn ich bei einem ehemaligen Telefonschreck anrufe?
Dieter Tappert: Den Telefonschreck haben ja die anderen immer daraus gemacht, ich habe mich mehr als Telefonabenteurer gesehen. Klingt auch gleich viel positiver.
Nach mehr als 800 Scherzanrufen war Schluss. Warum?
Tappert: Genau das war der Grund. Es war genug. Zu dem Zeitpunkt gab es den Paul nur im Radio, und ich war an einem Punkt angelangt, wo ich mich entscheiden musste: Entweder der Paul geht über die Wupper, oder ich ändere das Medium. Dann bin ich mit ihm auf die Bühne.
Welchen Vorteil hatte das, von bunten Blümchen-Hemden abgesehen?
Tappert: Als es auf die Bühne ging, musste ich mir sehr viele Fragen stellen: Wie sieht er aus, wie bewegt er sich? Das mit den Hemden war eher Zufall, und natürlich setzen sich alle möglichen Leute lustige Brillen auf, das hat ja schon Diether Krebs gemacht. Aber der Paul hat ja schon einen an der Waffel, und das wollte ich irgendwie verdeutlichen. Ich befinde mich mit ihm noch immer in der Findungsphase. Allmählich habe ich das Gefühl, ich komme mit dem Paul an. Die Hosenträger sind weg, er sieht nicht mehr ganz so belämmert aus, so einer könnte einem auch beim Spaziergang begegnen.
Ist er mehr Kunstfigur oder anderes Ich?
Tappert: Ich bewege mich immer am Rande der Schizophrenie, mittlerweile springe ich zwischen mir und Paul auch hin und her. Mir fällt auch gerade auf, dass ich nicht in dieser Stimmlage reden müsste, Du bist ja von der Zeitung. Ich rede vom Paul auch in der dritten Person und komme selber ja schon durcheinander. Das klingt jetzt erstmal nach einem Krankheitsbild, aber für mich ist der Paul keine Kunstfigur, eher wie ein Bruder. Wir müssen uns nur leider einen Körper teilen.
Warum ist Paul Panzer „eine Mischung aus Reihenhausbesitzer und Indiana Jones“?
Tappert: Das habe ich mal in einem Interview gesagt. Zu sagen, der Paul ist ein Spießer, wäre falsch. Ein total cooler Typ ist er aber auch nicht. Der erste Anschein täuscht aber auch, denn darunter steckt der große Abenteurer, neugierig, vielseitig interessiert. Paul liest nicht die „Bild“, sondern lieber „Geo“ oder „National“, weil er das interessanter findet.
Und er ist Heinz-Erhardt-Fan?
Tappert: Nein, das ist das schon wieder der andere, der Tappert.
Wie verbringt der Abenteurer Paul Panzer seine Freizeit? Im Urlaub auf Safari?
Tappert: Das würde er supergerne, aber er hat ja noch seine Hilde, die die Hosen anhat, und seine Kinder. Und die wollen an den Strand, an die Nordsee. Daher der Titel des Bühnenprogramms, „Endlich Freizeit – was für'n Stress“. Da liegt er fünf Minuten am Strand, und schon kommt die erste Kindergruppe, die über ihn hinwegtrampelt. Ich habe mich ausgiebig mit Freizeit beschäftigt, ich war in Antiquariaten, habe Münzzeitungen gelesen, das Internet durchforstet. Freizeit ist die Zeit, wo du nicht schläfst, arbeitest oder isst.
Und dabei haben Sie ein neues Hobby gefunden?
Tappert: Eigentlich ist es das alte geblieben, nämlich auf dem Sofa zu liegen. Aber: Ich habe mich weitergebildet. Heute sage ich dazu chillen. Und wenn jetzt meine Mutter anruft, schimpft sie nicht mehr mit mir, weil ich faul rumliege, sondern sagt: Ach, dann will ich nicht stören, ich rufe später noch mal an.
Würde sich Paul Panzer den Film „Männersache“ mit Mario Barth und Ihnen anschauen?
Tappert: Anschauen würde er ihn sich bestimmt, aus Interesse. Aber viel lieber so etwas wie „Unsere Erde“. „Männersache“ ist ja eine sehr leichte Komödie. Es ist ja nicht so, das Leute in mein Programm kommen, weil sie den Film gesehen haben. Der Film ist ja auch sehr geprägt durch Mario-Barth-Humor, und der hat auch ganz andere Fans als Paul Panzer. Das sind unterschiedliche Ebenen.
Sie sind angeblich sehr heimatverbunden und verlassen Köln nur, wenn es sein muss.
Tappert: Das Einzige, womit man mich gut aus der Stadt bekommt, ist die Tour, und dann ist ja der Paul auf Tour, und dem macht das nichts. (lacht). Ich weiß, da müsste ich eigentlich mit einem Arzt drüber sprechen.
Im Blickpunkt
Paul Panzer auf Tour Dieter Tappert, geboren am 8. Januar 1972 in Düren, ist Stand-up-Comedian (Künstlername Paul Panzer) und Schauspieler. Er absolvierte eine Lehre als Schweißer und studierte Musik und Medienpädagogik. 2006 erhielt er den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer. Mit seinem Bühnenprogramm „Endlich Freizeit – was für'n Stress“ gastiert er am 22. April in Bamberg, am 11. Dezember im Congress Centrum Würzburg, am 14. Januar 2010 in Aschaffenburg. Karten unter Tel. (0 18 01) 05 20 52 und Tel. (0 18 05) 57 00 70, Internet: www.eventim.de www.ticketonline.de www.konzertbuero-augsburg.de