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LOS ANGELES: James Stewart: Der letzte Überlebensgroße von Hollywood

LOS ANGELES

James Stewart: Der letzte Überlebensgroße von Hollywood

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    Schlaksig, ein wenig linkisch, lispelnd und unglaublich liebenswert: James Stewart (hier in dem Western „Meuterei am Schlangenfluss“) wäre am Dienstag 100 Jahre alt geworden.
    Schlaksig, ein wenig linkisch, lispelnd und unglaublich liebenswert: James Stewart (hier in dem Western „Meuterei am Schlangenfluss“) wäre am Dienstag 100 Jahre alt geworden. Foto: FOTO cinetext

    Stewart, der in Filmklassikern wie „Mr. Smith geht nach Washington“, „Ist das Leben nicht schön?“, „Die Nacht vor der Hochzeit“ und „Mein Freund Harvey“ mitwirkte, verkörperte auf der Leinwand und im Privatleben Amerikas Wertvorstellungen von Courage, Bescheidenheit und Moral. Schlaksig, ein wenig linkisch, lispelnd und dabei unglaublich liebenswert, spielte er sich in den frühen Jahren seiner Karriere in die Herzen des Publikums.

    Nie als Bösewicht vor der Kamera

    Die Oscar-Akademie würdigt seinen runden Geburtstag mit Filmvorführungen, bei denen Freunde und Kollegen zu Wort kommen. Indiana lässt seinen berühmtesten Sohn Ende Mai mit einer Flugshow, Paraden und einer riesigen Geburtstagstorte hochleben. Stewarts Töchter Kelly und Judy werden als Ehrengäste im Jimmy-Stewart-Museum erwartet. „Er wuchs als Kleinstadt-Bürger mit bester Moral auf, er liebte seine Familie, die Gemeinde und sein Land“, erzählt Museums-Chef Tim Harley.

    Kult-Regisseur Alfred Hitchcock holte Stewart für „Das Fenster zum Hof“ mit Grace Kelly, „Cocktail für eine Leiche“, „Der Mann, der zu viel wusste“ mit Doris Day und „Vertigo“ mit Kim Novak vor die Kamera – allerdings nie als Bösewicht. „James Stewart würde nie einen Mörder spielen“, sagte Hitchcock einmal. Der Schauspieler liebte vor allem seine Western, von denen „Der große Bluff“ mit Marlene Dietrich, „Winchester '73“ und „Der Mann, der Liberty Valence erschoss“ mit John Wayne die berühmtesten wurden. Für Billy Wilder spielte Stewart in „Lindbergh – Mein Flug über den Ozean“ Flugpionier Charles A. Lindbergh. In „Mein Freund Harvey“ war er ein versponnener Alkoholiker. Unvergesslich blieb Stewart auch in intelligenten Komödien wie „Die Nacht vor der Hochzeit“ mit Katharine Hepburn und Cary Grant (1940). Diese Rolle brachte ihm seinen einzigen Oscar als bester Hauptdarsteller ein. Die vergoldete Trophäe schickte er nach Indiana, wo sie 25 Jahre das Ladenschaufenster seines Vaters schmückte.

    Stewart kam am 20. Mai 1908 als James Maitland Stewart, Sohn eines Eisenwarenhändlers, zur Welt. Er studierte Architektur und Ingenieurwesen, entschied sich dann für die Schauspielerei. Nach kleinen Rollen am New Yorker Broadway entdeckte ihn Hollywood, 1935 gab er sein Debüt in „Der elektrische Stuhl“. Mit Frank Capras „Der Lebenskünstler“ und „Ein ideales Paar“ festigte sich sein Ruf als grundsatztreuer Mensch, Capras „Mr. Smith geht nach Washington“ machte ihn zum Star.

    Stewart gehörte zu den ersten Hollywood-Stars, die sich im Zweiten Weltkrieg fürs Militär verpflichteten. Als Kommandant einer Bomberstaffel flog er 20 Einsätze über Deutschland. 1959 wurde er zum Brigadegeneral der Reserve ernannt, erst 1968 schied er aus dem Dienst. Stewart zählte zu den Stars, die nicht durch Skandale von sich reden machten. Jahrelang als Junggeselle heiß begehrt, heiratete er erst im Alter von 41 Jahren Gloria McLean, die 1994 an Krebs starb. Die beiden waren unzertrennlich und führten ein zurückgezogenes Leben.

    Abschied vom Film mit 70 Jahren

    Nach „The Magic of Lassie“ und „Tote schlafen besser“ Ende der 70er Jahre nahm Stewart 70-jährig vom Film Abschied. Er starb am 2. Juli 1997 mit 89 Jahren an Herzversagen. Die „New York Times“ würdigte ihn als den letzten Vertreter aus der Reihe der „überlebensgroßen, fast mythischen“ Stars, zu denen außer ihm Spencer Tracy, Gary Cooper, Clark Gable, Cary Grant, John Wayne und Henry Fonda gehörten. Mit dem ultraliberalen Fonda war er ein Leben lang eng befreundet, obwohl Stewart selbst ein konservativer Republikaner war, der sich in Wahlkämpfen für Richard Nixon und Ronald Reagan stark machte.

    Stewart gab sich trotz seiner Beliebtheit und seiner Erfolge stets bescheiden. „Ich denke mal, dass die Leute sich leicht mit mir identifizieren können, doch heimlich träumen sie davon, John Wayne zu sein.“ Der Westernheld war für Stewart „vermutlich der größte Star der Welt“. Er selbst wolle den Leuten in Erinnerung bleiben, „als jemand, der seine Arbeit gut machte und was er sagte, auch wirklich meinte“.

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