Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

BAD KISSINGEN: Kissinger Sommer: Das gewisse Etwas der Sol Gabetta

BAD KISSINGEN

Kissinger Sommer: Das gewisse Etwas der Sol Gabetta

    • |
    • |

    Sol Gabetta verfügt nicht nur über das, was jeden guten Klassik-Interpreten ausmacht – technische Brillanz und einen persönlichen interpretatorischen Ansatz. Die argentinische Cellistin hat auch das gewisse Etwas, das nur echte Stars besitzen. Das wurde in der Münchner Gala des Kissinger Sommers überdeutlich. Natürlich war ihre Intonation bei Haydns C-Dur-Konzert lupenrein, ihr Bogenstrich kraftvoll und selbst im Piano noch voller Energie. Und freilich verstand sie sich auch ohne Worte blendend mit dem Spanier Pablo Heras-Casado, der das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks exzellent dirigierte. Aber das Quäntchen mehr, durch das Sol Gabetta zu einer großen Künstlerin wird, ist ihre Haltung gegenüber Musik. In einem idealen Mischungsverhältnis aus Werktreue und eigener Kreativität trug die 30-Jährige das wohl bekannteste Cello-Konzert aus der Ära der Wiener Klassik vor.

    Ohne Spur von Nervosität

    Ohne die geringste Spur von Nervosität, dafür aber mit unglaublicher Spielfreude interpretierte sie den Haydn vom schmissigen ersten Satz über das herrlich ausgesungene Adagio bis zum hochvirtuosen Finale. Da war keine Spur von Kraftmeierei oder nachlassender Intensität des Tons. Oft umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Kein Wunder, dass sich so viel Freude an der Musik auf das begeisterte Publikum übertrug: Als Zugabe spielte Sol Gabetta das klanglich hochinteressante und spieltechnisch höchste Ansprüche stellende „Dolcissimo“ des zeitgenössischen lettischen Komponisten Peteris Vasks. Mit Mendelssohns 2. Sinfonie wurde der sehr gut besuchte Kissinger Regentenbau gleichsam zur Kirche. Im letzten Satz setzte der hervorragend phrasierende und gestaltende Chor des Bayerischen Rundfunks mit dem religiösen Vokalteil ein: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“. Großartig nicht nur, was der vom Zuschauerbalkon aus singende Chor – die Frauen links, die Männer rechts – aus dem Werk herausholte, das den reaktionären Zeitgeist des Uraufführungsjahres 1840 widerspiegelt.

    Famos die Leistungen der Gesangssolisten, fantastisch, wie souverän und mit wie viel Herzblut der gerade mal 34-jährige Dirigent den gewaltigen Klangkörper aus Chor, Solisten und Sinfonieorchester leitete. Die Instrumentalisten des BR-Orchesters bewiesen beim Mendelssohn einmal mehr ihre Extraklasse.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden