Die Stadt Würzburg verleiht ihren mit 5000 Euro dotierten Kulturpreis in diesem Jahr an den Jazzpianisten Michael Wollny – so eine Pressemitteilung aus dem Rathaus. Mit der Verleihung würdige die Stadt Wollnys herausragende künstlerische Tätigkeit und seine Verbundenheit mit Würzburg, heißt es weiter. Die mit jeweils 2500 Euro dotierten Kulturförderpreise der Stadt Würzburg gehen an den Bildhauer Johannes Hepp, die Verlegerin Christine Ott und das Singer/Songwriter-Duo Carolin No. Die Preise werden am 29. November um 18.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses von Oberbürgermeister Christian Schuchardt überreicht.
Michael Wollny, geboren 1978 in Schweinfurt, studierte unter anderem an der Würzburger Musikhochschule bei Chris Beier. Längst ist er einer der international erfolgreichsten und renommiertesten Musiker der jüngeren Generation – im Trio, als Solist und als Partner vieler Stars der europäischen Szene wie Nils Landgren, Heinz Sauer, Tamar Halperin oder Vincent Peirani. Nach den hochgelobten Alben „Weltentraum“ und „Nachtfahrten“ sind zuletzt die CDs „Oslo“ und „Wartburg“ erschienen. Unter den vielen Auszeichnungen, die Michael Wollny bislang erhielt, sind der Kulturpreis Bayern und etliche Echos.
Erschöpfende Kraftakte
Michael Wollnys Konzerte sind immer erschöpfende Kraftakte. Anders gesagt: Der Musiker scheint über unendlich viel mehr Energie und Inspiration zu verfügen, als sich in einen Abend oder ein Album packen lässt. Wenn Wollny am Flügel sitzt, meist tief über die Tastatur gebeugt, verschwindet sein Gesicht vollkommen hinter der halblangen Frisur. Dann finden seine Beine kaum je Ruhe, pausenlos sind sie in Bewegung – tanzend, hüpfend, einander umschlingend. Wie er dabei hochpräzise das Pedal bedient, ist vollkommen rätselhaft.
Michael Wollnys Musik wird zwar mangels passenderer Kategorie dem Jazz zugeordnet, tatsächlich vereint sie Elemente vieler Stilrichtungen und Genres in sich. Es gibt Stücke, deren Struktur sich erst allmählich aus geräuschhafter Fläche schält, Stücke, die in wilde Tänze münden und Stücke voll beseelter Schlichtheit, wie etwa „Questions in a World of Blue“, in denen der Augenblick zur kleinen Ewigkeit werden kann.
Weitergedachte Hommagen
Und dann sind da noch die Ausflüge in die Klassik, zu Fauré, Debussy oder Hindemith – immer sind es kongeniale Aneignungen, weitergedachte Hommagen, wenn man so will. Die „Oslo“-Aufnahmen etwa wirken auf Anhieb zugänglicher und heller als die „Nachfahrten“. Wie immer bewegt sich Wollny mit seinen Triopartnern Eric Schaefer (Schlagzeug) und Christian Weber (Bass) vollkommen frei zwischen allen Musikstilen, Taktarten, Rhythmen, und wie immer entwickelt sich jedes Stück zu einer eigenen, in sich abgeschlossenen Erzählung. Die übrigens nicht zwangsläufig zum ursprünglich geplanten Ende findet. Michael Wollnys Stücke sind immer wieder Entdeckungsreisen in neue, magische Welten – auch für ihn selbst.
Es sind immer wieder neue Schöpfungsgeschichten, die die Welt, also das Universum und das Leben darin, auf seltsam vertraute Art abbilden und interpretieren. Er habe zu Musik ein haptisches Verhältnis, hat Wollny einmal gesagt. So fühle sich für ihn ein ganz bestimmter Akkord an wie eine ganz bestimmte Kurve in seiner Geburtsstadt Schweinfurt.