„Der Tod hat für mich selbst keinen Schrecken“, sagt Manfred Müller. Und das ist den Bildern, die der 73-jährige Würzburger Künstler in der neuen Ausstellung im Spitäle an der Alten Mainbrücke zeigt, anzusehen. Die Gemälde, die in der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) zu sehen sind, sind zumeist farbenfroh und harmonisch.
Und so ist vielen von ihnen der ernste gedankliche Hintergrund auf den ersten Blick kaum anzusehen. Es sind Darstellungen von Landschaften, Menschen, Straßenszenen und vielem mehr. Doch auf allen Bildern gibt es Dinge, die irritieren. Da gibt es etwa eine Main-Landschaft. Müller wurde dazu vom Abschnitt zwischen Randersacker und Ochsenfurt inspiriert. Das Bild ist beinahe fotorealistisch gemalt. Aber der Künstler hat sämtliche Häuser, die es dort in der Realität gibt, weggelassen. Außerdem ist das Panorama menschenleer. Nur die akkuraten Weinberge und Äcker deuten als Kulturlandschaft auf die Existenz menschlicher Zivilisation hin. Traumähnliche Stille scheint zu herrschen. Und traumwandlerisch bewegen sich im Vordergrund rote, an Mohnblumen erinnernde Formen über die Leinwand. So, wie der Maler Einiges aus der Landschaft weglässt, so fügt er ihr etwas Neues hinzu.
Ähnliches geschieht auf einem Straßenbild: Die Menschen gehen durch die Straßen, registrieren aber nicht den glitzernden Niederschlag, der sie umgibt. Auf einem weiteren Landschaftsbild, zu dem Müller auf der Anhöhe oberhalb von Sommerhausen angeregt wurde, scheinen seltsame, schemenhafte Gestalten in der Dämmerung auf etwas Unbekanntes zu warten.
Müller will mit all diesen Andeutungen seine tiefe Überzeugung ausdrücken, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist, sondern dass die verstorbenen Menschen einerseits bei Gott sind, andererseits aber auch unter den Lebenden weilen. Dabei geht es ihm nicht um Gespensterglauben und dergleichen. „Das hat nichts mit Halloween zu tun“, sagt Müller, der tief religiös aufgewachsen ist. Die Glaubensinhalte der Kirche findet er reichhaltig und ausreichend genug. Diese Grundhaltung spiegelt sich in der klaren Gliederung der Ausstellung im Spitäle wider: Oben auf der Empore „geht es um Gott“, so der Künstler. Dort sind unter anderem Kreuzwegstationen zu sehen, die, frei von künstlicher Dramatisierung, die Erlösungstat Christi thematisieren.
Im Erdgeschoss steht auf der rechten Seite der Mensch (und seine Vergänglichkeit) thematisch im Mittelpunkt, links die Natur. Müller hat bewusst auf Bild-Titel verzichtet. Die Ausstellung selbst hat insgesamt auch kein übergeordnetes Motto, sondern heißt schlicht „Malerei und Gedichte“. Denn zwischen den Bildern hängen gerahmte Gedichte, die der Maler verfasst hat.
Öffnungszeiten: 3. bis 24. November. Di-Do 11-18, Fr 11-20, Sa+So 11-18 Uhr. Vernissage 2. November 19 Uhr.