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Michael Lesch ist vom Winde verweht

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Michael Lesch ist vom Winde verweht

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    „Ganz, ganz großes Kino“: Michael Lesch über „Vom Winde verweht“.
    „Ganz, ganz großes Kino“: Michael Lesch über „Vom Winde verweht“. Foto: Foto: cinetext

    Er war Dr. Stefan Junginger in der erfolgreichen Serie „Freunde fürs Leben“ und „Der Fahnder“, derzeit lockt er als Zoodirektor in der ARD-Reihe „Tierärztin Dr. Mertens“ jeden Dienstag knapp sieben Millionen Menschen vor den Bildschirm: Michael Lesch, 53, kann auf fast 30 Jahre Fernsehkarriere zurückblicken. Am Mittwoch, 27. Januar, gastiert er mit Ron Hutchinsons „Mondlicht und Magnolien“ im Theater der Stadt Schweinfurt. In der Komödie wird die Entstehungsgeschichte des Drehbuchs für das Hollywood-Epos „Vom Winde verweht“ aufs Korn genommen. Ein Gespräch über den Filmklassiker und Taschentücher.

    Frage: Hatten Sie in den wichtigen Momenten Ihres Lebens immer ein Taschentuch dabei?

    Michael Lesch (lacht herzlich und laut heraus): Das ist eine schöne Frage. Sie müssen „Vom Winde verweht“ gut kennen, wenn Sie so daraus zitieren.

    Der Spruch von Rhett Butler ist doch ziemlich bekannt. Wie häufig haben Sie „Vom Winde verweht“ gesehen?

    Lesch: 25 Mal. Und Sie?

    Ich hab's Zählen aufgehört. Was fasziniert Sie an „Vom Winde verweht“?

    Lesch: Die großen Gefühle! Wie sage ich als David O. Selznick in unserem Stück: „Es ist eine der größten Dreiecks-Liebesgeschichten aller Zeiten.“ Und wenn man sich auch mal den Charakter anschaut von einer Scarlett O'Hara, die hemmungslos Menschen heiratet, die sie nicht liebt, und dann wieder die starke Frau ist, die ihre Plantage zusammenhält . . .

    Tara, oh mein Tara . . .

    Lesch (lacht): Genau, eine Wahnsinnsfigur. Und dazu ein Rhett Butler, dieser Lebemann, ein Kriegsgewinnler, der Scarlett liebt. Und das Verrückte, dass Scarlett sich als Kind in einen so guterzogenen Gentleman wie den Ashley verguckt – das ist einfach, wie soll ich sagen . . . ganz, ganz großes Kino. Das Faszinierende, auch an unserem Stück, ist auch, dass es nicht nur komisch und lustig ist, sondern dass da durchaus ernste Themen diskutiert werden, etwa der Einfluss der jüdischen – wenn man so will – Mafia in Hollywood, dass 90 Prozent von Hollywood in jüdischer Hand waren zu der Zeit.

    Welche Rolle – abgesehen von Rhett Butler – hätten Sie gerne gespielt?

    Lesch: Nur Rhett Butler, ist doch klar. Jedenfalls noch vor zehn Jahren. Gut, ich bin jetzt 53, ich komme noch relativ gut rüber, was Saft und Kraft angeht, aber mittlerweile müsste ich vielleicht doch auch sagen: Rhett Butler würde langsam ein bisschen zu jung für mich.

    Sie waren schon „Der Prinz von Homburg“ und „Don Carlos“ – würde so eine Rolle Sie nochmal reizen?

    Lesch: Ich habe nie verstanden, warum ein fast 60-jähriger Brandauer noch den Hamlet spielt. Das finde ich, offen gestanden, ein bisschen lächerlich. Im Theater gibt es Altersbeschränkungen, um die Glaubwürdigkeit der Charaktere zu transportieren. Es gibt so viele tolle Rollen im Theater. Ich habe aber auch nie ein Hehl daraus gemacht, dass es mein großer Traum ist, nochmal so eine Figur zu schaffen wie den „Fahnder“, 'nen Kriminalkommissar, das ist mein großes Faible. Ich liebe das Krimi-Sujet, und so einen einsamen harten Wolf in der Großstadt, der würde mich schon nochmal reizen.

    Das Fernsehen reizt Sie also mehr als die Bühne.

    Lesch: Bevor ich schlechtes Fernsehen mache, und es ist ja weiß Gott nicht mehr einfach, gutes Fernsehen zu machen durch die ganze Vermüllung mit den Telenovelas und wie das ganze Grobzeug heißt, dann spiele ich lieber Theater.

    Sie haben auch schon in einer Pilcher-Verfilmung mitgespielt – die sind auch nicht so weit weg von Telenovelas . . .

    Lesch: Moment! Die Pilcher-Verfilmungen von früher waren hochkarätig besetzt. Das ist schon ein großer Unterschied zu dem, was man heute da noch sieht.

    Woran liegt das?

    Lesch: Am Geld natürlich. Wenn meine Frau einen Anruf bekommt, weil man mich gerne buchen würde, dann nennt sie meine Gage, und dann heißt's oft: zu teuer. Das ist das Problem, weshalb diese Sachen so furchtbar geworden sind. Natürlich ist Pilcher Unterhaltung. Aber es gibt gute Unterhaltung und schlechte Unterhaltung. Das fängt an bei den Büchern, beim Regisseur, und hat selbstverständlich zum Großteil auch mit den Schauspielern zu tun. Und wenn man heute diese blonden Püppis und Heiopeis sieht, die von irgendwelchen Telenovelas aufsteigen und dann da mitspielen dürfen, dann ist doch klar, welche Qualität man erwarten kann.

    Sind Sie eitel?

    Lesch: Ach, ich habe noch nicht mal 'ne Creme, die ich mir ins Gesicht schmiere, obwohl meine Frau mich ab und zu mal nötigt und mich nachts überfällt und mich zuschmiert mit Feuchtigkeitscreme, weil sie sagt: Deine Haut ist zu trocken. Ich dusche, ich rasiere mich, ich nehme tatsächlich, o Wunder, ein Rasierwasser, aber damit ist meine Eitelkeit auch umfassend erklärt. Na gut, die Sonnenbank noch, aber das ist berufsbedingt. Mir reichen so beim Drehen zwei Minuten Maske. Da wird ein bisschen abgepudert, und Ende der Durchsage.

    Sonnenbank nach überstandenem Lymphsystemkrebs – ist das nicht gefährlich?

    Lesch: Schauen Sie: Ich rauche, ich trinke meinen Wein. Ich habe vor meiner Krankheit gesund gelebt wie nur irgendetwas. Ich habe immer Sport getrieben. Ich habe mich immer gesund ernährt. Und ich bin trotzdem krebskrank geworden. Sie können das nicht verhindern. Das ist Schicksal. Klar, es gibt ein paar Sachen, die fördern das Risiko mehr. Rauchen, Trinken und so. Aber, hallo? Es gibt auch noch so etwas wie Lebensqualität! Und bevor ich zu einem wassermümmelnden, lindenblütenteetrinkenden, vergeistigten Martin werde – nein, dafür ist das Leben viel zu kurz, als dass man es nicht ab und zu mal feiern kann. Vor allem, wenn man hart arbeitet.

    Und? Hatten Sie nun in den wichtigen Momenten ein Taschentuch dabei oder nicht?

    Lesch: Nein, es gab Momente, da hatte ich kein Taschentuch. Das war zum Beispiel, als mein Vater starb. Vielleicht ist das jetzt so präsent, weil meine Mutter Anfang Dezember auch gestorben ist. Ich saß im Flieger nach Köln, um abends in der Harald-Schmidt-Show aufzutreten. Das war am 29. November 1996. Ich kam im Hotel an, damals hatte ich noch kein Handy oder so was, und meine Frau rief an: „Hat Dich Deine Mutter schon erreicht?“ – „Ne, was ist los?“ – „Dein Vater ist gestorben.“ Nachmittags um drei, während ich im Flieger saß. Später, im Studio, klingelte das Telefon, und es hieß, Harald Schmidt hat Schweine-Migräne. Die Sendung konnte nicht aufgezeichnet werden, weil er flach lag. Daraufhin hat mich die zuständige Redakteurin, mit der ich heute noch befreundet bin, nach Solingen gefahren, es war wahnsinniges Schneetreiben. Ich trat durch die Tür meines Elternhauses, und da lag mein Vater in der Diele. Da gingen bei mir die Schleusen auf. Ich habe nie Taschentücher dabei.

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