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KLINGENBERG: Musical „Cabaret oder „wenn die Welt in Stücke fällt . . .“

KLINGENBERG

Musical „Cabaret oder „wenn die Welt in Stücke fällt . . .“

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    Conférencier (Werner Wulz), umringt von Tänzerinnen (Sandra Leitner, Susanne Anders, Nadja Görts, Franziska Lißmeier)
    Conférencier (Werner Wulz), umringt von Tänzerinnen (Sandra Leitner, Susanne Anders, Nadja Görts, Franziska Lißmeier) Foto: Foto: Bjoern Friedrich

    Sag es durch die Ananas. Gemüsehändler Schultz bezirzt Fräulein Schneider mal mit Äpfeln, mal mit Apfelsinen. Aber als er ihr die Ananas in der braunen Papiertüte überreicht und sie mit glutvoller Stimme umgarnt, ist es um sie geschehen. Sein Werben hat Erfolg. Fräulein Schneider, die sich mit der Vermietung von Zimmern im Berlin der späten Weimarer Republik über Wasser hält, nimmt seinen Antrag an. Es folgt eine schnelle, aber nur allzu kurze Verlobung.

    Es ist eine der bewegenden Szenen, die das Musical „Cabaret“ ausmachen. Franziska Krumwiede und Claus Wilcke zeigen als Fräulein Schneider und Herr Schultz auf der romantischen Bühne der Clingenburg Festspiele in Klingenberg am Main, dass Liebe kein Alter kennt. Doch ihre Liebe hat keine Chance.

    Ein Welterfolg

    Natürlich fällt bei „Cabaret“ meist der Musical-Film von 1972 (Regie Bob Fosse) und eine andere Liebe ein, die ebenfalls keine Zukunft hat. Dort spielt Liza Minnelli die Sängerin Sally Bowles, die sich in den mittellosen Schriftsteller Brian Roberts verguckt – ein Welterfolg. Aber auch die Bühnenfassung des Musicals, in der Namen und Personen, Handlung und Lieder nicht völlig identisch sind und die vor gut 50 Jahren in New York ihre Premiere hatte, gehört zu den großen Publikumslieblingen.

    Beide Versionen von „Cabaret“ haben jedoch eine literarische Vorlage: die Erzählungen von Christopher Isherwood, in denen er seine Erlebnisse Ende der 1920er Jahre in Berlin beschreibt. John van Druten bearbeitete sie zum Schauspiel, Joe Masteroff zum Buch für das Broadway-Musical „Cabaret“ (Komponist John Kander). Die Liedtexte stammen von Fred Ebb.

    Frivol-spritzig und ernst-nachdenklich

    Im 24. Jahr ihres Bestehens starten die Clingenburg Festspiele mit diesem frivol-spritzigen und zugleich ernst-nachdenklichen Stück in die Saison, zu dem Conférencier (Werner Wulz) alle willkommen heißt. „Und wenn die Welt in Stücke fällt . . .“ – es wird ausgelassen gesungen und getanzt, ungezwungen geliebt, zu zweit, zu dritt oder weil man seine Miete zahlen muss wie Fräulein Kost (Ramona Schmid), und am Ende traurig entlobt und getrennt, denn „morgen kommt früh oder nie“. Doch Clifford Bradshaw (Fabian Baecker), so heißt der Schriftsteller im Bühnenstück, erkennt schnell: „Berlin war lustig. Berlin ist aber vorbei.“

    Bedrohliches Ende

    Die Nazis (gespielt unter anderen von Maik Eckhardt) bedrohen den Tanz auf dem Vulkan. „Cliff“ will weg aus Berlin. Sängerin Sally (stimmgewaltig: Mariyama Ebel) träumt weiter von einer großen Karriere. Am Ende steht sie mit KZ-Kleidung da – und mit ihr die Tänzerinnen des Kit-Kat-Clubs und auch Herr Schultz, der beteuert, dass er doch ein Deutscher sei. Ein mitreißender und eindrucksvoller Theaterabend. Dafür spendete das Premierenpublikum stehend Applaus.

    Auf dem Spielplan bis 6. August. Karten: Tel. (0 93 72) 30 40 oder 92 12 59; E-Mail: tickets@clingenburg-festspiele.de; Internet: clingenburg-festspiele.de

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