Z u den schönsten erhaltenen Gärten des 18. Jahrhunderts zählt der Veitshöchheimer Hofgarten. Adam Friedrich von Seinsheim (reg. 1755 - 1779) ließ die geradlinigen barocken Elemente des frühen 18. Jahrhunderts umwandeln in kleinteilige, lebendige und kontrastreiche Strukturen. So entstand der Rokokogarten - ein Zusammenspiel aus Pflanzen, Skulpturen und architektonischen Elementen. Im 19. Jahrhundert wurden die Grundstrukturen zwar beibehalten, aber der einstige Rokokogarten verwilderte. Seit einigen Jahren wird durch Maßnahmen der Staatlichen Schlösser- und Seenverwaltung der einzigartige historische Garten der Seinsheim-Zeit wieder sichtbar gemacht.
Das Schloss, 1680 als "Sommer- oder Lusthaus" erbaut und 1753 erweitert, wurde zwischen 2002 und 2005 aufwändig saniert. Im Erdgeschoss informiert eine sehenswerte Ausstellung über Entstehung und Nutzung des Gartens. Eine besondere Attraktion ist das große Modell des Hofgartens nach einem Plan von 1779. Die komplette Schlossterrasse wurde nach diesem Plan neu gestaltet. Die dabei entdeckten alten Wasserkanäle nahm man wieder in Betrieb. Sie sind Teil eines unterirdischen Kanalsystems, das den ganzen Hofgarten versorgte. Die historischen Gärten waren nie reine Ziergärten, sondern lieferten immer auch Obst, Gemüse und Fische für die herrschaftlichen Höfe. Im Hofgarten wird dieser Aspekt stärker hervorgehoben und vermittelt so ein authentisches Bild des historischen Gartens. Der an historischer Stelle neu angelegte Küchen- und Kräutergarten ist eine besondere Attraktion. Viele Gemüse und Kräuter sind zu sehen, wie sie auch schon im 18. Jahrhundert angebaut wurden. Da die Nutzbereiche immer auch einen dekorativen Charakter hatten, wird das Gemüse in symmetrischen Beeten nach Form, Farbe und Größe angebaut. Die Form-Obstbäume in der Laubenzone werden mit einer Kesselkrone gezogen, wie man sie aus alten Abbildungen kennt. Ein viel größerer Nutzbereich nördlich der Schlossterrasse war mit den Küchen- und Versorgungsbauten (heute Rathaus und Restaurant) verbunden. Dort lagen Gewächshäuser, eine Obstbaumwiese und der Hechtsee. Durch Landverkauf gehört nur noch ein Teil zum Hofgarten. Die Umfassungsmauer des Hechtsees wurde jetzt wieder sichtbar gemacht, bald werden über 40 Obstbäume alter Sorten des 18. Jahrhunderts gepflanzt. Der Garten ist inzwischen auch ein Refugium für historische und gefährdete Kulturpflanzen.
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