Viel Geschwisterliebe, Liebe zur Musik und gleichzeitig Ungerechtigkeit, die man fast nicht aushalten kann: All das macht "Mozarts Schwester" im Bürgerbräu-Keller Z87 mit dem Ensemble des Mainfranken Theaters zu einem unvergleichlichen Erlebnis. Die Premiere des Stücks von Daniël von Klaveren am Sonntagnachmittag wurde bei vollem Haus mit vielen Runden Applaus belohnt, und nicht nur die Kinder (das Stück ist ab 8 Jahren empfohlen) waren begeistert von Nannerls Geschichte.

Es ist eine im Grunde tragische Geschichte: Maria Anna Walburga Ignatia Mozart, genannt Nannerl, ist das erste Kind der Mozarts, das das Babyalter überlebt. Schauspielerin Anouk Elias gibt ihr ein starkes, liebevolles und zielstrebiges Wesen. Ihr Vater Leopold Mozart, dargestellt durchaus mit Humor, von Thomas Klenk, ist mächtig stolz auf sie, denn sie liebt nichts mehr, als zu musizieren. Sie spielt umwerfend Geige und Klavier, und ihr Vater ist sich sicher, dass ihr als Wunderkind eine große Zukunft bevorsteht.
Nannerls Liebe zu Wolfgang wandelt sich in Neid, dann in Hass und schließlich Resignation
Dann bekommt Nannerl ein Geschwisterchen, Wolfgang Amadeus. Sie liebt ihren Bruder über alles, er bewundert sie, hört ihr beim Klavierspielen zu und wird später mit ihr gemeinsam auftreten. Cedric von Borries spielt "Wölfchen" als einen sympathischen Jungen, der zwar auf derbe Scherze steht, aber seiner Schwester gegenüber immer liebe- und respektvoll auftritt. Bei den gemeinsamen Konzertreisen erfinden die beiden eine Geheimsprache und machen sich über das Publikum lustig.
Die Dynamik des Mozart'schen Familienlebens verändert sich schlagartig, als ein italienischer Graf Vater Mozart davon überzeugt, dass Nannerl als junge Frau der Karriere seines Sohnes im Wege steht und dieser daraufhin entscheidet, sie in Salzburg zurückzulassen. Hannes Berg ist zunächst als Erzbischof Sigismund von Schrattenbach und besonders als italienischer Graf ein wunderbar unsympathischer Antagonist. Nannerls Liebe zu Wolfgang wandelt sich in Neid, dann in Hass und schließlich in eine Art Resignation. Die Geschwister schreiben sich noch Briefe, aber der Kontakt versiegt langsam, bis Nannerl die Nachricht von Wolfgangs Tod erreicht.
Der Moment, in dem Nannerl das Kostüm ablegt, ist einer der Befreiung
Das Stück endet mit der Aussicht Nannerls, dass Frauen in späteren Jahrhunderten sich ihren Wunsch, auf der Bühne stehen zu können, erfüllen konnten. Ihr blieb er jedoch verwehrt und sie ging als Schwester des großen Mozart in die Geschichte ein – man kennt sie nur durch ihn.
Unter der Regie von Annalena Maas entstand eine liebevolle Inszenierung, die aus dem Minimalen das Maximale rausholt: Eine goldene Tür, die zur Kutsche wird und zum Krankenbett, als Nannerl an einer Grippe erkrankt, bildet den Mittelpunkt der Bühne. Seitlich sitzt am Cembalo Adrian Sieber, der die Musik spielt. In Anlehnung an "Alexa" reagiert er auf Ansprache und setzt die Bewegung von Nannerl und Wolferl in Klang um. Das Ensemble ist so freudig bei der Sache, dass sich die Begeisterung auf die Zuschauer in Windeseile überträgt. Die historischen Kostüme symbolisieren auf leicht zugängliche Art die aufgezwungene Enge, die Anna Maria Mozart in ihrem Leben empfunden haben muss. Der Moment, in dem sie das Kostüm ablegt, ist einer der Befreiung – und einer, der im Gedächtnis bleibt.
Weitere Vorstellungen: 28. November, 12., 19., 26. Dezember. Karten: www.mainfrankentheater.de, Tel. (0931) 3908-124, karten@mainfrankentheater.de