"Deutschland ist schön" ist die komödiantische Antwort auf die Imagekampagne "Wir sind Deutschland". Ab dem 2. Februar nehmen sich 22 deutsche Comedians - darunter Dirk Bach, Herbert Feuerstein, Bernhard Höecker, Ingolf Lück, Mike Krüger und Jürgen von der Lippe - ihr Land und ihre Landsleute humorvoll zur Brust. Ein Gespräch mit dem Initiator, Produzenten und Darsteller Markus Maria Profitlich über nationale Gefühle und Glück.
Frage: Haben Sie nationale Gefühle?
Markus Maria Profitlich: Natürlich sind die da. Während der Fußballweltmeisterschaft war ich mit meiner Frau in Amerika. Dort drüben ist das Fähnchenschwingen ja üblich. Dergleichen auch hier zu sehen, hat mich zuerst sehr erschreckt. Im Nachhinein fand ich es aber vollkommen okay. Man hat ja nicht nur deutsche Fahnen gesehen. Selbst bei uns auf dem Dorf wurde oben auf dem Mist auch die Fahne des Gegners geflaggt. Ich glaube, jeder Mensch ist ein bisschen stolz auf sein Land. Wir Deutschen dürfen das mittlerweile auch wieder sein.
Wollen Sie mit "Deutschland ist schön" zeigen, dass auch Deutsche gnadenlos komisch sein können?
Profitlich: Erst vor ein paar Jahren ist wirklich erkannt worden, dass wir kein ernstes, sondern ein genauso lustiges Volk sind wie die anderen. Früher hatten wir Heinz Erhardt, Dieter Hallervorden oder Otto Waalkes. Plötzlich gab es viele Sender und somit auch 20 verschiedene Comedians. So kann sich jeder das herauspicken, was ihm gefällt. Für mich ist Deutschland wirklich schön, weil wir hier eine Vielfalt von Typen haben, die es lohnt, zu karikieren.
Wie alles andere ist auch Comedy dem Zeitgeist unterworfen. Wie lautet der?
Profitlich: In Deutschland geht die Entwicklung dahin, dass man sich mittlerweile mehr traut. Ich sehe das an Sendungen wie "Stromberg" und "Pastewka". Ich würde nicht so weit gehen und unsere Sendung ein Experiment nennen, aber sie ist anders als das, was man sonst unter Sketch-Comedy versteht. Die Sketche sind deutlich länger, als man es von "Mensch, Markus" gewohnt ist. Trotzdem gehen sie schnell vorbei, weil man gerne zuguckt.
Darf man auch Witze über den Glauben machen?
Profitlich: Ich bin gläubiger Christ. Das sage ich auch gerne, weil es zu meinem Leben gehört. Deshalb habe ich definitiv meine Grenzen. Trotzdem kann ich einen Scherz über die Kirche machen, bei dem abgestimmt wird, ob es Gott überhaupt gibt. Weil das lustig ist. Ich weiß nicht, ob ich das Gleiche mit dem Islam machen würde. Vielleicht, wenn ich die richtige Idee hätte. Ich bin kein Typ, der auf Leute draufhaut. Ich suche bestimmte Situationen und versuche, da etwas draus zu machen. Ich bin tierlieb, trotzdem habe ich in einem Sketch schon Katzen in die Mikrowelle gesteckt. Gegen Kinder und alte Menschen ist nichts so schlimm wie gegen Tiere. Da kriege ich immer die meisten Beschwerdebriefe.
In der Reihe werden Bewerbungsgespräche durch die komödiantische Brille betrachtet. Schon mal selbst auf Arbeitssuche gewesen?
Profitlich: Aber ja. Ich bin mit 14 von der Schule gegangen worden, weil ich meine zehn Pflichtschuljahre voll hatte. Aus jugendlichem Leichtsinn habe ich mich nicht groß darum gekümmert, noch einmal in die Schule rein zu kommen. Das war eine Mischung aus Dummheit und Faulheit. Stattdessen habe ich 15 Jahre lang alle möglichen Hilfsarbeiterjobs gemacht wie Schweißer, Bofrost-Fahrer, Verkäufer und Bauarbeiter. Dazwischen waren auch Zeiten, in denen ich zum Arbeitsamt musste. Von daher kenne ich diese Situation ganz genau.
Wie sind Sie Komödiant geworden?
Profitlich: Das ging fließend. Schon während meiner ganzen Jobs bin ich mit zwei Freunden bei Hochzeiten und Geburtstagen aufgetreten. Nach der Schreinerlehre hatte ich eine Kneipe mit einem Theater hinten dran. Da bin ich selber aufgetreten, aber auch Leute wie Piet Klocke und Gaby Köster. Irgendwann musste ich mich entscheiden, und so wurde das Hobby zum Beruf.
Was bedeutet Glück für Sie?
Profitlich: Glück ist, eine tolle Frau zu haben, die wirklich mein Rückhalt ist. Aber ich habe auch meinen Glauben, auf den ich in guten wie in schlechten Situationen zurückgreife. Diese Zuversicht habe ich von meinem Vater geerbt. Selbst in der schlimmsten Situation blieb er ruhig und sagte: "Komm, lass uns erst mal hinsetzen. Wir kriegen die Kuh schon vom Eis!" Das hat er auch immer geschafft. Früher konnte man freitags seinen Job beenden und montags schon wieder einen neuen antreten. Mit den Jahren wurde das immer schwieriger, und mit 29 hatte ich das Glück, vom Arbeitsamt noch eine Ausbildung zum Schreiner finanziert zu bekommen.
Die Sozialstruktur in Deutschland ändert sich. Ändert sich dadurch auch der Humor?
Profitlich: Ich glaube nicht. Was ich merke, ist, dass es in Ost- und Westdeutschland immer noch Humor-Unterschiede gibt. Den Osten habe ich bei meiner letzten Tournee als viel spannender und intensiver empfunden. Da freut man sich noch wirklich, das Publikum im Westen ist zum Teil abgeklärter. Ich habe aber nicht den Anspruch, die Comedy neu zu finden. Ich will einfach nur die Leute zum Lachen bringen.