Die Halle scheint zu kochen. Das liegt wohl auch an Sängerin Anna: Sie trägt ein knappes schwarzes Röckchen, Netzstrumpfhose, Zylinder. Vom unverschämt tiefen Ausschnitt ganz zu schweigen. In ihren Stiefeletten stolziert sie über die Bühne, als hätte sie gerade für Heidi Klums TV-Show "Germany's next Topmodel" geprobt. Gefühlte Temperatur im Congress Centrum: mindestens 30 Grad!
Peter tanzt im Feinripp-Shirt über die Bühne. "Geht's euch gut?" fragt er ins Publikum, und die Würzburger Fans jubeln. Klar, nach einem Jahr Pause freut sich die Fangemeinde auf die Konzerttour der Berliner Band. Die Fans sind begeistert, tanzen und singen schon bei den ersten Akkorden von "Willkommen" mit, klatschen. Peter saust über die Bühne und animiert seine Fans. "Peter"-Rufe und Pfiffe wird es noch den ganzen Abend geben.
Lieder von Liebe und Schmerz
Ihre Lieder handeln von Liebe, Wehmut, Schmerz, werden auch als Mondän-Pop bezeichnet, sind mal rockig, mal poppig, mit Melodien - zum Heulen schön. Sie beginnen als langsame Balladen und mausern sich nicht selten zu rockigen Schlagern, denen Anna mit ihrer kraftvollen, markanten Stimme das gewisse Etwas verleiht, das man unter vielen heraushört.
Bei "Perlentaucher" werden die ersten Feuerzeuge gezündet. Anna gibt sich ganz als Diva, verrucht, sexy, lehnt sich mal lässig an den Mini-Flügel, während Peter selbst in die Tasten greift. Zwei Mal lassen sie die Band hinter sich und singen vorne auf dem ausfahrbaren Podium, nur vom Piano begleitet, ganz nah bei den Fans: "Liebe ist alles" und "Nichts von alledem tut mir Leid", das Lied, das zu Beginn des Konzerts (pünktlich um acht) vom Band lief, erleben die Fans jetzt live. Anna spielt mit den Fans, flirtet. Später wird sie das ganze Potenzial ihrer Stimme ausschöpfen und bei "Klaustrophobie" zur Rockröhre à la Nina Hagen.
Die Band harmoniert derweil prächtig. Drei Gitarren, Schlagzeug, Keyboard und Anne, das Musiktalent (Geige, Akkordeon, Percussion) sorgen für deftigen Sound. Anna und Peter spielen sich die Bälle zu, haben sichtlich Spaß miteinander auf der Bühne, auch nach vielen gemeinsamen Auftritten in 15 Jahren. Die Show ist fulminant, Scheinwerfer tauchen die Bühne in bunte Farben und spiegeln die Stimmungen der Lieder wider: Blutrot bei einem Tango, kaltes Blau bei "Auch im Regen".
Peter singt oben ohne
Auch Peter gönnt sich seine eigene Show. Der blonde Sänger mit den blauen Augen erntet Anfeuerungsrufe, als er solo singt und ihn der glatzköpfige Zorro am Piano begleitet. "Jetzt brauch ich eine Zigarette", sagt er, und die Fans grölen. "Die Zigarette danach" kommt jetzt, wissen eingefleischte Rosenstolz-Jünger. "Ich zieh mich an" heißt es in einer Liedzeile, aber die Fans singen "aus" und just räkelt Peter seinen athletischen Körper aus seinem Schießer-Leibchen und singt oben ohne. Hui, da staunen nicht nur die Damen im Publikum! "Beim 30-jährigen Bühnenjubiläum macht ihr das auch", meint Peter süffisant.
Nach zwei Stunden brodelt der Saal, als der aktuelle Hit "Ich bin ich" kommt, den auch nicht eingefleischte Rosenstolz-Fans mitsingen können, weil er im Radio hoch und runter gespielt wird und weil der Text so eingängig ist: "Ich bin ich, ich bin jetzt, ich bin hier". Alles klar?
Als wäre es nicht genug, gibt's nach zwei Stunden toller Show noch eine dicke Zugabe drauf: 25 Minuten mit Balladen aus 15 Jahren. Die Fans im Congress Centrum danken es mit viel Applaus.