Ihre Bühnenpremiere erlebte Senta Studer schon vor ihrer Geburt. Ihre Mutter, die vielfach ausgezeichnete Opernsängerin Cheryl Studer, war in den 80er Jahren international besonders gefragt, gastierte in Bayreuth, Salzburg und an der Metropolitan Opera New York. Vor großen Publikum sang sie Oper von Wagner, Verdi oder Strauss– und das auch noch hochschwanger. Als das Kind zur Welt kam, fiel die Namensgebung nicht schwer. „Ich wurde nach einer Figur aus dem ,Fliegenden Holländer' benannt“, sagt Senta Studer. Schwester Elsa hat ihren Namen der Wagner-Oper „Lohengrin“ zu verdanken.
Der Beruf der Mutter prägte die Kindheit der Mädchen. Während andere Sprösslinge Zeichentrickserien schauten, liefen im Hause Studer Kinderopern. „Seit ich denken kann, singe ich“, sagt die 30-Jährige. Bereits als Dreijährige sei sie durch das Wohnzimmer stolziert und habe die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“ gesungen. Mit fünf lernte sie Klavierspielen, übte sich später am Cello. Ohne Druck, aber mit Rückhalt. „Meine Mutter hat mich stets gefördert.“ Zu der mittlerweile 58-jährige Opernsängerin, die seit zehn Jahren an der Würzburger Hochschule für Musik unterrichtet, schaut sie auf: „Ich bin unendlich stolz auf meine Mutter.“ Trotzdem ging Senta Studer ihren eigenen musikalischen Weg.
Die ersten drei Lebensjahre verbrachte sie in den USA, anschließend in Niederbayern. Mit 20 Jahren zog die gebürtige Darmstädterin, der Geburtsort ist den Konzertreisen geschuldet, nach Würzburg und hielt sich mit Klavierunterricht über Wasser. Auch Gesang unterrichtete Studer, ohne selbst jemals professionellen Unterricht gehabt zu haben. Im Eins-zu-eins-Gespräch fühlte sich die junge Frau wohl, im Mittelpunkt zu stehen lag ihr nicht. Währenddessen wuchs die Liebe zur Popmusik.
Es war ihr damaliger Freund, der die junge Frau überredete, zum Casting einer Frauen-Coverband nach München zu fahren. Senta Studer sang vor – und pilgerte die nächsten zwei Jahre von einer Feier zur nächsten. „Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen und musste alles geben.“ Strahlen, wirbeln, mitreißen – die Zeit als singende Stimmungskanone habe ihr viel Angst genommen und Selbstbewusstsein gegeben.
Bühnenfest bewarb sie sich 2007 bei einer Würzburger Indierock-Gruppe. Wieder klappte es, Studer verließ die Coverband und stand einige Jahre an der Spitze der Gruppe q.age. Doch die Texte anderer zu singen, reichte der 30-Jährigen irgendwann nicht mehr. „Ich wollte mein eigenes Ding machen.“ Ihr Nachfolger war kein Geringerer als Andreas Kümmert, Sieger der Castingshow „The Voice of Germany“.
Zusammen mit ihrem Freund Alexander „Aggi“ Berger, einem Toningenieur im Würzburger Studio Jam Productions, und dem angesehenen Musikproduzenten Peter Ries (Xavier Naidoo, Kylie Minogue, No Angels), den sie über Freunde kennenlernte, schrieb Studer im vergangenen Jahr Texte und Melodien. „Mir liegen eher die ernsteren Themen, Melancholie liebe ich sehr.“ Dabei achte sie darauf, nicht zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken.
Gleichzeitig frech und nachdenklich, erwachsen und verspielt – die Wahl-Würzburgerin will verschiedene Facetten zeigen. Als Leitfaden fungiert der durchgängige Pop, mal in zarten Balladen, mal in lockeren Tanznummern. So auch im widersprüchlichen Titelsong „Happy“, der eine Art Anleitung zum Unglücklichsein und durchaus radiotauglich ist. Das soeben erschienene Album wurde wegen der doppelten Produzentenbesetzung (Berger und Ries) teils in Wiesbaden und teils in Würzburg aufgenommen. Einen Künstlername wollte sich Senta Studer nie zulegen: „Authentizität ist mir sehr wichtig.“
Die 30-Jährige ist entspannt, macht sich keinen Kopf über ihre Zukunft. Wie viele CDs bisher verkauft wurden, weiß sie nicht. Sie sei selbst überrascht, wenn sie ihren Namen googelt. „Irgendwie bin ich auf allen Kanälen zu finden.“ Das Management scheint gute Arbeit zu leisten.
Um ihre CD zu präsentieren, will Studer in nächster Zeit kleinere Konzerte in der Region geben, mit einem Trio – Klavier, Kontrabass, Gitarre. So könne sie im intimeren Rahmen ein Gefühl für ihre Songs bekommen und Dinge ausprobieren. Die Visionen sehen da schon eindrucksvoller aus: „Orchester und Chor.“ Mit ihren Genen hat Senta Studer dafür ja die besten Voraussetzungen.