Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

MÜNCHEN: "Sie war fabelhaft": Loriot-Partnerin Evelyn Hamann ist tot

MÜNCHEN

"Sie war fabelhaft": Loriot-Partnerin Evelyn Hamann ist tot

    • |
    • |

    Eigentlich wollte Vicco von Bülow alias Loriot die Schauspielerin gar nicht als seine Partnerin verpflichten – sie war ihm zu dünn. Obwohl sich Hamann weigerte, sich mit von Loriot spendierten Schweinshaxen zu einem Pummelchen mästen zu lassen, bekam sie die Rolle. „Bei aller gebotenen Bescheidenheit: Ohne das nötige Talent hätte der mich auch nicht genommen“, sagte Hamann später einmal.

    Am 6. August 1942 wurde die Tochter des Konzertmeisters des NDR-Sinfonieorchesters und Geigers Bernhard Hamann in Hamburg geboren, ihre Mutter war Sängerin und Musikpädagogin. Evelyn Hamann absolvierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst ihre schauspielerische Ausbildung. „Von der Pike auf“ habe sie ihr Handwerk gelernt, sagte sie. An Bühnen in Hamburg, Göttingen, Heidelberg und Bremen hatte sie bis zu der schicksalhaften Begegnung 1976 mit Loriot Engagements.

    Gerade Mal sechs Folgen drehte die ARD zwischen 1976 und 1979 von der Loriot-Serie. Sie reichten, um ein Traumpaar des intelligenten Humors zu erschaffen. Außer dem Nudel-Sketch und der Fernsehansagerin, die am englischen „th“ verrückt zu werden droht, ist besonders Frau Hoppenstedt in Erinnerung, die als Hausfrau zur Selbstverwirklichung ein Jodel-Diplom macht. „Dann habe ich wirklich was Eigenes“, sagt Frau Hoppenstedt mit zu Legende gewordener Ernsthaftigkeit.

    „Meilenstein und Höhepunkt meiner Laufbahn und eine wichtige Zeit in meinem Leben“ sei die Serie gewesen, meinte Hamann, die wohl ewig als bessere Hälfte von Loriot in Erinnerung bleiben wird. Als sie zu ihrem 65. Geburtstag mit einer Fernseh-Show geehrt wurde, spielte die Verbindung zu Loriot wieder eine wichtige Rolle. Dabei erntete sie aber auch Anerkennung für die Vielfältigkeit, die sie nach der Serie und den zwei Loriot-Kinofilmen „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“ gezeigt hat. Evelyn Hamann spielte in der ZDF-Serie „Das Traumschiff“, in „Der Landarzt“, „Schwarzwaldklinik“ und vielen Folgen der Krimi-Serien „Der Alte“ und „Tatort“.

    Eine ganz eigene Figur wurde ihr in der komischen ARD-Krimi-Reihe „Adelheid und ihre Mörder“, die im Schnitt sechs Millionen Menschen sahen, auf den Leib geschrieben. Als Sekretärin Adelheid Möbius spürte sie Mörder auf, die ihre leicht trotteligen Vorgesetzten nicht schnappen konnten. Die Serie startete 1993, sechs Staffeln wurden ausgestrahlt. „Komik ist genaue, die eigenen Mittel immer weiter hinterfragende Arbeit mit der Liebe zum Detail“, beschrieb sie ihre Kunst.

    So präsent die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Evelyn Hamann auf dem Bildschirm war, so abgeschottet lebte sie ihr Privatleben. Interviews gab sie kaum, als unberührbar wurde sie beschrieben. Ihr Verhältnis zu Loriot galt zuletzt als unterkühlt, in einem Fernsehporträt verwies eine Schauspielkollegin darauf, dass Hamann stets in anderen Hotels als das übrige Team übernachtete.

    Zwischen Weihnachten und Neujahr 2006 musste Hamann nach den Worten ihres Managers erkennen, dass sie unheilbar krank ist: Sie wollte nach Ende einer Tournee mit Lesungen noch Ideen für eine neue Tournee durchgehen, doch ihre Kräfte hätten nicht mehr gereicht. Hamann, deren einzige Ehe in jungen Jahren in die Brüche ging, verbrachte ihre letzten Monate mit ihrem Lebensgefährten. In der Nacht zum Montag starb sie in einem Krankenhaus im Kreis ihrer Angehörigen. Loriot schwärmte noch vergangene Woche in Berlin von ihr: „Sie war tatsächlich fabelhaft.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden