(dpa) Manchmal ist Forschung so packend wie ein Krimi: Vor rund 3300 Jahren lebte in Ägypten ein heute berühmter Pharao. Er hieß Tutanchamun und herrschte nur etwa zehn Jahre über das Land am Nil. Der König der Ägypter starb, als er ungefähr 19 Jahre alt war. Doch warum so früh? Und wer waren die Eltern von Tutanchamun? Darüber rätseln Wissenschaftler schon lange.
Jetzt sind sie der Antwort ein Stück näher gekommen. Sie haben mehrere Mumien genau untersucht. Dazu entnahmen sie unter anderem Proben aus ihrem Gewebe und schauten sich das Erbgut an. Das ist eine Art Bauplan für den Körper. Dabei entdeckten die Forscher viele spannende Dinge: Tutanchamuns Vater war ziemlich wahrscheinlich der Pharao Echnaton. Die Forscher sind sich sicher, dass die Mumie mit dem Kürzel KV55 der Vater des jungen Königs war. Die beiden haben zum Beispiel gemeinsame Körpermerkmale und dieselbe Blutgruppe. Und es ist fast ganz sicher, dass KV55 die Überreste von Pharao Echnaton sind. Da sind allerdings noch nicht alle Zweifel ausgeräumt.
Die Wissenschaftler entdeckten auch die Mutter von Tutanchamun. Für ihre Mumie haben sie bisher keinen Namen, sondern nur ein Kürzel: KV35YL. Wer die Frau war, wissen sie nicht genau. Vielleicht Echnatons Nebenfrau Kija? Alle drei waren im Tal der König beerdigt. Und woran starb Tutanchamun vor einigen tausend Jahren? Manche dachten bisher, er sei ermordet worden. Aber: Er hatte ein besonderes Knochenleiden. Er hatte Schmerzen an den Knochen und konnte wohl nur schlecht laufen. Dazu kam Malaria.
Die Experten fanden in der Mumie Anzeichen für die Fieberkrankheit. Und es sieht so aus, als wäre Tutanchamun vor seinem Tod schlimm gestürzt und hätte sich das Bein gebrochen. All dies zusammen hat der junge König nicht überlebt.
Der renommierte Ägyptologe Professor Dietrich Wildung stellte die Aussagekraft der neuen Forschungsergebnisse in Frage. Ob die Mumie, die jetzt als Vater des Pharaos identifiziert worden sei, tatsächlich Echnaton ist, bleibe weiter offen. „Auf den Mumien steht nicht drauf, wer sie sind“, sagte der frühere Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin – der auch für die Würzburger Ägypten-Ausstellung 2000 verantwortlich war – dem Sender MDR Info. Die beiden Mumien seien ganz offensichtlich umgebettet worden. Damit erlaubten die Fundumstände auch keine verlässliche Aussage über deren Identität. Allerdings gebe es eine Wahrscheinlichkeit, dass Echnaton Tutanchamuns Vater gewesen sei.
Im Ägyptischen Museum in Berlin werde ein kleines Kalksteinrelief gezeigt, das die neuen Forschungsergebnisse zum schlechten Gesundheitszustand Tutanchamuns untermauert. Es stellt ein Königspaar beim Spaziergang im Garten dar. Auf diesem Bild werde der jugendliche König mit Krückstock gezeigt, eines seiner Beine sei sehr dünn und kraftlos.