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WÜRZBURG: Soundpark Ost: Tocotronic kapitulieren

WÜRZBURG

Soundpark Ost: Tocotronic kapitulieren

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    Zehn Jahre musste Würzburg auf die Rückkehr der Hamburger Indierock-Band Tocotronic warten. Am Donnerstagabend zelebrierte das Quartett im Würzburger Soundpark Ost die „Kapitulation“, so der Titel des aktuellen Tocotronic-Albums.

    Mit nach oben gereckter Faust und sich verbeugend betritt die Band kurz nach 21 Uhr die Bühne. Trugen die Musiker bei ihrem letzten Würzburger-Konzert noch grüne Haare und abgenutzte Trainingsjacken, hatte Sänger und Dandy Dirk von Lowtzow diesmal ein rosa Oberhemd angelegt.

    Tocotronic starten mit „Mein Ruin“, während an der Leinwand hinter ihnen ein Gemälde das Gesicht eines verzweifelten jungen Mannes mit roten Augen zeigt, die Gitarren jauchzen.

    Viele Fotos vom

    Der Wandel der Band macht sich nicht nur an Äußerlichkeiten fest, sondern auch am Sound und dem Publikum – Studenten in Second-Hand-Jacken mit Ziegenbärten, verträumte Mädchen und Mittdreißiger im dunkelgrauen Nadelstreifenanzügen. Spätestens beim zweiten Stück, „Ich bin viel zu lange mit Euch mitgegangen“, zeigt sich die Gemeinsamkeit der Fans. Fäuste werden nach oben gereckt, vor der Bühne entsteht ein Knäuel sich herumschiebender, tanzender Menschen. Ein Chor aus den Stimmen der gut 700 Konzertbesucher begleitet vor allem die älteren, bekannteren Stücke der Band.

    Tocotronic pendeln zwischen manischer Geistesabwesenheit und devoter Dankbarkeit gegenüber ihrem Publikum. Dirk von Lowtzow singt zärtlich von der seiner Meinung nach einzigen Lebensform („Kapitulation“) und beschwört in Punkrock-Manier mit „Sag alles ab“ die totale Verweigerung. Das Publikum jubelt, stimmt ihm zu.

      Am Ende des 100-minütigen Sets kommen „Drüben auf dem Hügel“ und – in einem infernalischen Lärmgewitter – „Freiburg“. Der Hit ist kein Protestsong mehr, sondern harsche Anklage in Nebel und gleißendem Licht.  „Music is the healing Force of the Universe“, predigt Lowtzow in einer finalen Lärmorgie – und verschwindet im Dunkel. Was für ein Konzert . . .    

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