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Würzburg: Mozartfest Würzburg: Musikfestival will 2023 mit dem Geniekult um seinen Namensgeber aufräumen

Würzburg

Mozartfest Würzburg: Musikfestival will 2023 mit dem Geniekult um seinen Namensgeber aufräumen

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    Mozartfest, das heißt auch Puppenspiel: Hier aufgeführt mit Pianistin Ragna Schirmer (hinten) bei der Pressekonferenz in Würzburg.
    Mozartfest, das heißt auch Puppenspiel: Hier aufgeführt mit Pianistin Ragna Schirmer (hinten) bei der Pressekonferenz in Würzburg. Foto: Thomas Obermeier

    Das Mozartfest 2023 findet vom 2. Juni bis 2. Juli in Würzburg statt: 84 Veranstaltungen an 30 Orten. Es kommen 35 Orchester und Ensembles, fünf Chöre sowie 50 Einzelkünstlerinnen und -künstler. Wie immer sind nicht berühmte Solistinnen und Solisten die Stars, sondern das Werk des Namensgebers.

    Und wie immer wird nicht einfach Mozart rauf und runter gespielt, sondern Mozart wird erforscht, neu beleuchtet, infrage gestellt und natürlich auch gefeiert. An bekannten Namen fehlt es dennoch nicht. So werden der Geiger Renaud Capuçon, die Sopranistin Christiane Karg und der Countertenor Franco Fagioli erwartet, die Pianisten Kit Armstrong (diesmal an der Orgel), William Youn oder Julian Trevelyan.

    Die Bamberger Symphoniker spielen wieder Bruckner im Dom (10. Juni), außerdem kommen das Kammerorchester Basel, Festival Strings Lucerne, das English Chamber Orchestra und die Camerata Salzburg. Auffällig diesmal die hohe Dichte an Streichquartetten: Die Ensembles mit den Namen Voce, Signum, Bennewitz, Schumann, Chaos und Hermès sind diesmal mit unterschiedlichen Programmen dabei, drei von ihnen bestreiten den "Streichquartett-Marathon" am 8. Juni.

    Was bedeutet das Motto der Mozartfests 2023?

    Das Festival in Würzburg soll mit einem Mythos rund um Mozart aufräumen: Intendantin Evelyn Meining.
    Das Festival in Würzburg soll mit einem Mythos rund um Mozart aufräumen: Intendantin Evelyn Meining. Foto: Thomas Obermeier

    Das Motto lautet diesmal "speculire, studiere, überlege – Faszination Mozart". Mit den Worten, er "speculire, studiere, überlege" beschreibt Mozart selbst in einem Brief an den Vater seinen Komponistenalltag.

    Klingt nach Arbeit, ist auch so. "Mozart steckte immer ,in der Musique', wie er selbst sagte", erklärt Mozartfest-Intendantin Evelyn Meining. "Die Werke entstanden in pausenloser Beschäftigung in seinem Kopf. Dass er sie dann schnell zu Papier bringen konnte, ist zwar beeindruckend, aber erklärbar."

    Das Festival will also mit dem Mythos aufräumen, Wolfgang Amadé Mozart sei alles einfach nur so zugeflogen. Natürlich war er genial begabt, aber seine Kunst entstand aus ständigem Lernen und ständiger Auseinandersetzung mit der Musik seiner Vorgänger, Händel, Bach und Haydn etwa.

    Das Bild des unerklärbaren Genies entstand in der Romantik und hat sich im Grunde bis heute gehalten. Zeit also für eine Neubewertung, die die "Faszination Mozart" möglicherweise noch verstärkt.

    Wer ist diesmal Artiste étoile des Mozartfests?

    Die Pianistin Ragna Schirmer ist diesmal Artiste étoile beim Mozartfest in Würzburg.
    Die Pianistin Ragna Schirmer ist diesmal Artiste étoile beim Mozartfest in Würzburg. Foto: Thomas Obermeier

    Die 1972 in Hildesheim geborene Pianistin Ragna Schirmer ist diesmal Artiste étoile des Festivals. Sie wird in zehn Konzerten zu hören sein – vom sinfonischen Eröffnungskonzert über kammermusikalische Auftritte bis hin zu solchen mit dem Musik-Lkw "Blauer Eumel".

    Ragna Schirmer ist bekannt für eine tiefe, furchtlose Auseinandersetzung mit der Musik. Sie unterrichtet aus Passion und moderiert gerne ihre Programme, weil sie das Publikum als Partner sieht und nicht nur als zuhörende Kulisse.

    Die Pianistin, die gleich zweimal den Bach-Wettbewerb Leipzig gewann, besitzt selbst acht Flügel, von historisch bis modern. Zum Mozartfest wird sie eigens einen Walter-Flügel mitbringen, den sie für Mozart am geeignetsten hält.

    Was sind die ungewöhnlichsten Termine?

    Die Schlagzeugerin Leonie Klein erkundet die Rolle des Schlagzeugs bei Mozart und fördert dabei weit mehr zutage als nur die Musik der "Entführung aus dem Serail".
    Die Schlagzeugerin Leonie Klein erkundet die Rolle des Schlagzeugs bei Mozart und fördert dabei weit mehr zutage als nur die Musik der "Entführung aus dem Serail". Foto: Ras Rotter

    Auch diesmal werden unter dem Titel "Freispiel" neue Konzertformate angeboten. Die Disco mit tanzbaren Neukompositionen erlebt eine Wiederauflage (22. Juni), und beim "MozartExotikum" lädt die Schlagzeugerin Leonie Klein zum interaktiven Hörspielkonzert (29. Juni) ein.

    Geradezu persönlich wird es beim "Dating Concert" mit dem Orchester im Treppenhaus am 21. Juni: Besucherinnen und Besucher können per App ihre Lieblingsstücke "liken" und sie dann sogar "daten".

    Puppentheater hat es  beim Mozartfest immer wieder gegeben. Diesmal wird im Kulturspeicher Oskar Schlemmers "Triadisches Ballett" mit Puppen aufgeführt. Zu den klaren Farben und geometrischen Formen des Bauhaus-Künstlers spielt Ragna Schirmer Stücke von Händel, Hindemith, Debussy, Haydn oder Mozart (23. Juni).

    Ungewöhnlich ist es schließlich auch, wenn mehrere Komponisten gemeinsam eine Oper schreiben. Mozart tat das mit einigen Kollegen, heraus kam "Der Stein der Weisen oder: Die Zauberinsel", die ein Jahr vor der "Zauberflöte" uraufgeführt wurde. Beim Mozartfest ist das Stück am 7. Juni konzertant zu hören.

    Wann sind die Hits von Mozart zu hören?

    Die beiden Nachtmusiken finden heuer am 9. und 23. Juni statt.
    Die beiden Nachtmusiken finden heuer am 9. und 23. Juni statt. Foto: Patty Varasano

    Natürlich wird auch 2023 jede Menge Mozart gespielt: 55 Werke sind es diesmal. Der größte Hit, die "Kleine Nachtmusik", erklingt wie immer bei den Nachtmusiken im Hofgarten am 9. und 23. Klavierkonzerte sind am 2., 3., 11., 15., 16. und 27. Juni zu hören, Sinfonien am 2. und 3. ("große g-Moll"), 15. ("kleine g-Moll"), 16. (A-Dur, KV 20), 24. und 25. (G-Dur, KV 74), 27. Juni ("Haffner" und "Linzer") und 2. Juli (A-Dur, KV 134),  Violinkonzerte am 11. und 27. Juni. Und natürlich haben die Streichquartette Mozart dabei, etwa eines der "Preußischen" oder das "Dissonanzen"-Quartett am 8. Juni.

    Wird beim Mozartfest nur Klassik gespielt?

    Das Trio The Airlettes steht in der Swing-Tradition der Andrews Sisters.
    Das Trio The Airlettes steht in der Swing-Tradition der Andrews Sisters. Foto: Sergey Sanin

    Mozarts Musik war zu seiner Zeit das, was man heute U-Musik nennen würde. Deshalb gibt es seit Jahren beim Mozartfest auch U-Musik neuerer Zeiten zu hören. Heuer etwa mit den drei Wellküren und ihrer kabarettistischen Volksmusik am 18. Juni oder mit den Airlettes am 30. Juni.

    The Airlettes sind ein Frauen-Trio in der Tradition der Andrews Sisters, das den klassischen Swing pflegt – bei Jazzstandards ebenso wie bei Hits der Boygroups der 1990er Jahre. Das Janoska Ensemble aus Wien bestreitet diesmal die abschließende Jupiternacht am 2. Juli und nimmt, so die Ankündigung, Mozart auf eine Reise nach Südamerika mit.

    Was passiert außerhalb der Konzertsäle?

    Im vergangenen Jahr war das Gesprächslokal "M PopUp" passenderweise im ehemaligen Café Mozart. Wo es heuer seinen Platz findet, steht noch nicht fest.
    Im vergangenen Jahr war das Gesprächslokal "M PopUp" passenderweise im ehemaligen Café Mozart. Wo es heuer seinen Platz findet, steht noch nicht fest. Foto: Patty Varasano

    Neben Podiumsdiskussionen beim MozartLabor (18. und 19. Juni), den beiden "Allzeit..."-Gesprächsterminen (6. und 27. Juni) und dem Mozarttag, der die ganze Würzburger Innenstadt mit Musik überzieht (3. Juni), bietet das Mozartfest auch diesmal das Gesprächs- und Veranstaltungslokal "M PopUp" in der Innenstadt an.

    Dort lädt die Pianistin, Dozentin und Konzertdesignerin Hanni Liang unter dem Titel "Eine Stadt begegnet sich" werktags von 11 bis 17 Uhr und gelegentlich abends zur Auseinandersetzung mit dem Lebensraum Stadt. Wo, das steht noch nicht fest. "Wir besetzen einen Leerstand", sagt Evelyn Meining.

    Gibt es einen Geheimtipp beim Mozartfest?

    Tianwa Yang und die Komponistin Isabel Mundry nach einem Konzert des Mozartfests 2022.
    Tianwa Yang und die Komponistin Isabel Mundry nach einem Konzert des Mozartfests 2022. Foto: Dimitra Will

    Zwei Geheimtipps der Redaktion: Am 20. Juni erklingt beim Abschlusskonzert des MozartLabors das wunderbare Mendelssohn-Oktett mit der fabelhaften Geigerin Tianwa Yang – ein Werk voller Energie und Lebensfreude. Wie gemacht, um dunkle Zeiten aufzuhellen.

    Und: Das Sinfonieorchester der Hochschule für Musik spielt in der Nachtmusik am 23. Juni Tschaikowskis Fünfte, einen der effektvollsten Megahits der Sinfonik. Die Studierenden hatten damit erst jüngst im Hochschulkonzert großen Erfolg.

    Vorverkauf: Schriftliche Bestellungen und  Online-Vorverkauf ab sofort unter www.mozartfest.de, Telefonische und persönliche Beratung im Kartenbüro, Rückermainstraße 2, ab 1. Februar. Kontakt: Tel. (0931)  37 23 36, Mo., Di., Do. 9.30-17 Uhr, Mi. 9.30-14 Uhr.

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