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Würzburg: Status-Quo-Chef Francis Rossi: Rocken bis zum Umfallen?

Würzburg

Status-Quo-Chef Francis Rossi: Rocken bis zum Umfallen?

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    Francis Rossi im April 2018 bei "Rock meets Classic" in der Würzburger s.Oliver Arena
    Francis Rossi im April 2018 bei "Rock meets Classic" in der Würzburger s.Oliver Arena Foto: Silvia Gralla

    Es gibt Neues von einem alten Rocker, der womöglich gar nicht wirklich ein Rocker ist: Francis Rossi, Kopf der legendären Band Status Quo, bringt am 15. März eine stark countrygefärbte Scheibe heraus. Und er hat seine Memoiren geschrieben, Titel: „I talk too much“ – ich rede zu viel. Das Buch erscheint in England am 14. März. Mit „Quo“ ist Rossi weiterhin auf Tour: Die Band spielt am 23. Juli ein Open-Air im Schloss Eyrichshof bei Ebern (Landkreis Haßberge). 

    Frage: Wer Memoiren schreibt, blickt zurück. Was denkt der Francis Rossi von heute über den jungen Francis Rossi?

    Francis Rossi: Er ist ein Schmock – vor allem von den frühen Zwanzigern bis in seine Mittdreißiger hinein. Er hat gelernt, ein Maulheld zu sein, um seine Unsicherheit zu überdecken. Es funktionierte ja auch, dass er auf der Bühne laut und ruppig war. Ich wurde neulich gefragt: Warum stehst Du immer so breitbeinig da? Ich weiß es nicht. Das hat der junge Francis angefangen und es ist mit der Zeit Teil meines Images geworden. Ein anderer hat das so ausgedrückt: Du bist der Mann, der rumsteht, als ob er in die Hose gemacht hätte. 

    Vielleicht denken Sie über den jungen Francis auch: Was für ein dummer Junge. Er hat zu viel getrunken und Drogen genommen . . .

    Rossi: Oh ja, die Drinks. Es ist interessant, dass alle Welt die Stirn runzelt wenn's um Drogen geht – aber nicht wirklich, wenn's ums Trinken geht. Sie sagten: „Zu viel“ getrunken. Was heißt, es ist okay zu trinken, aber nicht zu viel. Ich kritisiere nicht Sie, ich kritisiere eine verbreitete Ansicht. Es gibt keine Feier ohne Alkohol. Viele trinken dann, um ihre Befangenheit zu verlieren. Der Grund, warum ich mit dem Trinken anfing, war der Druck mitzumachen, wenn es hieß: Trinken wir einen! Was mich zum Kokain brachte – der gefährlichen Droge für mich – war der Alkohol. Denn der Alkohol macht aus dir (lallt zur Demonstration herum) und du tust Dinge, die du eigentlich gar nicht tun willst.

    Wir haben vor sieben Jahren schon mal telefoniert. Da sagten Sie, das Älterwerden würde Sie nicht stören. Nun werden Sie bald 70 – hat sich ihre Ansicht geändert?

    "Mein Hals beginnt auszusehen wie der von einem Truthahn": Rossi macht auch über sein Alter Witze.
    "Mein Hals beginnt auszusehen wie der von einem Truthahn": Rossi macht auch über sein Alter Witze. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Rossi: Nein, ich mache immer noch Witze drüber. Als wir jung waren und Bob Dylan 40 wurde, sagten wir: „Oh je – 40!!!“ Jetzt wäre ich froh, wenn ich 40 wäre, also vom Aussehen her. Denn (in durchaus fröhlichem Ton) mein Hals beginnt auszusehen wie der von einem Truthahn, mein Gesicht wirkt, als würde es abfallen und es gibt schlaffe Haut an meinem Körper, obwohl ich möglichst jeden Tag schwimme. Wenn ich morgens aufwache, ist es zunächst so: (stöhnt und ächzt). Wenn ich erst mal durchs Zimmer gelaufen bin, fühle ich mich aber wieder okay. Wahrscheinlich rede ich zu viel, um das alles irgendwie zu kompensieren. Womöglich legen Sie den Telefonhörer hin und sagen (theatralisch seufzend): „Oh Gott, der Mann redet zu viel.“ Früher hätte mich das vielleicht gestört. Jetzt nicht mehr. Wenn ich zu viel rede, dann ist das halt so.

    Demnächst erscheint die CD "We talk too much", die Sie mit der Sängerin Hannah Rickard gemacht haben. Die Songs erinnern an Status Quo. Aber da ist auch dieses Country-Element. Sind Sie Countrymusik-Fan?

    Rossi: Oh yeah! Ich habe gemerkt, dass eine Menge Leute, deren Musik ich mochte, auch Country machten, etwa die Everly Brothers. Als ich das Album mit Hannah machte, war die ursprüngliche Idee, ein Country-Album aufzunehmen. Doch dann haben wir festgestellt: Wenn wir den Sound zu Nashville-like machen, würden wir uns von den Leuten in Europa oder England entfremden. Die Nashville-Leute in Amerika wiederum würden sagen, dass wir nicht echt sind. Also: So gerne wir beide Country mögen – es war das, was zu unserer Zusammenarbeit führte – das Album ist nur „country-ish“, countrymäßig.

    Was hätte der junge Francis Rossi von einem Song wie „Waiting for Jesus“ mit all diesem Steelguitar-Sound gesagt?

    Rossi: Sie müssen bedenken, wie der junge Francis Rossi war. Er versuchte zu ignorieren, dass er ein Popstar war. Die, die Pop machten, das waren (theatralisch) bad people. Wir wollten Rockstars sein. Aber Country schließt so vieles ein, auch Quo-Songs wie etwa „Claudie“ oder „Marguerita Time“. Als ich das erste Mal in meinen Zwanzigern in Amerika war, habe ich eine Menge Countrysongs gehört. Ich mag die Stimmung von „Waiting for Jesus“, obwohl ich nicht religiös bin. Der junge Francis hätte den Song gemocht, weil er in einer Art gemacht ist, die ihm gefallen hätte. Und wenn Hannah singt – (schwärmerisch) oh, ich liebe diese Stimme.

    Sie sind wieder mit Status Quo auf Tour, auch in Deutschland. Ist das erneut eine Acoustic-Tour?

    Rossi: Nein, nein, es ist eine Electric-Tour. Ich spiele tatsächlich wieder gerne E-Gitarre. Das liegt auch an Richie Malone, der an sich für Rick Parfitt nur einspringen sollte. Richie ist jetzt ein Mitglied der Band – und da ist etwas passiert: Ich glaube, die Songs haben jetzt mehr Dynamik. Als Rick gestorben war, haben viele gesagt, wir sollten nicht weitermachen ohne Rick und ich wäre nicht gut ohne Rick. Ich bin ihnen allen dankbar, denn sie haben mich dazu gebracht, es trotzdem zu versuchen und zu kämpfen. Ich sage nicht: Ich bin besser mit oder ohne Rick. Übrigens glaube ich: Wenn ich gestorben wäre, wäre Rick auch nicht davongelaufen. Er hätte weitergemacht.

    "Es gab Reibungen": Rossi (rechts) mit dem Ende 2016 gestorbenen Gitarristen Rick Parfitt im Jahr 1999. 
    "Es gab Reibungen": Rossi (rechts) mit dem Ende 2016 gestorbenen Gitarristen Rick Parfitt im Jahr 1999.  Foto: Franz-Peter Tschauner, dpa

    Meiner Meinung nach ist Status Quo ohne Rick Parfitt nicht mehr dasselbe.

    Rossi: Natürlich nicht. Aber Queen ist ohne Freddie Mercury auch nicht mehr dasselbe. Das heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem geht.

    Rick und Sie haben sich zuletzt nicht so gut verstanden, oder?

    Rossi: Das war on und off. Es gab Zeiten, da verlor sich der Typ, den ich gemocht hatte. Er versuchte, diese Rock-Person zu werden. Da ging's zu sehr um den „Act“. Das hat mich gestört, denn der Mann, an den ich mich erinnerte, dem ging's nicht ums Image. Er brachte es so weit, dass ihn jeder in der Band loswerden wollte. Ich wollte das aber nicht. Eine Zeit lang tourte Status Quo mit zwei Bussen. Die Leute dachten, Rick säße in dem einen, ich in dem anderen. Tatsächlich waren Rick und ich im selben Bus und die anderen im zweiten. Ja, es gab hin und wieder Reibungen. Die gibt es aber auch mal mit meinen Kindern, die gab es mit meiner ersten Frau, die gibt es mit meiner zweiten . . .

    Und nun? „Rock 'til you drop?“ – Rocken bis zum Umfallen, wie ein alter Quo-Titel heißt?

    Rossi: Also wenn ich noch in diesem Sommer umfalle, hätte ich definitiv bis zum Umfallen gerockt (lacht). Wenn ich die nächsten paar Jahre noch hinkriege, vielleicht ohne auf Tour zu gehen, wird das nicht passieren. „Rock ‘til you drop“ klingt großartig. Aber es nur so ein Rock-´n´-Roll-Ausdruck. Ich möchte nicht wirklich on the Road sterben, sondern lieber in meinem Bett.

    Zur Person Francis Dominic Nicholas Michael Rossi wurde als Sohn eines italienischen Eisverkäufers und einer irischen Mutter am 29. Mai 1949 in London geboren. Der Vater von acht Kindern ist zum zweiten Mal verheiratet. Er ist Officer des Order of the British Empire. Status Quo entstand aus einer Londoner Schülerband, die sich 1962 um Rossi bildete und sich zunächst The Scorpions, später The Spectres nannte. Ab 1967 hieß die Band Status Quo. Als zweiter Gitarrist war Rick Parfitt dazugestoßen. Rossi und Parfitt bildeten über Jahrzehnte den  Kern der Gruppe. Parfitt starb am 24. Dezember 2016. Die Band zählt zu den erfolgreichsten und langlebigsten Rockgruppen. Zu den Hits zählen „Caroline“, „Down down“ und „Whatever you want“. Die Quo-Version von „Rockin' all over the World“ ist bekannter als das Original von John Fogerty (Creedence Clearwater Revival).

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