Ist er es? Die Art, wie er den weißen Handschuh anzieht, über und über mit Glitzersteinen besetzt. Wie er den Hut trägt, tief ins Gesicht gezogen. Wie er mit spitzen Fingern die Hutkrempe entlangfährt. Es ist eine kurze Videoszene, die im riesigen Querformat eingespielt wird. Doch als der markante Basslauf einsetzt, Michael Jacksons Double auf die Bühne kommt, sich in den Schritt greift, ist für einen Moment die Illusion perfekt. Ein begeisterter Aufschrei hallt durch die proppenvolle Würzburger s.Oliver Arena. Bei „Billie Jean“ sitzt niemand mehr. Die Leute klatschen, singen, tanzen. Der Jubel gilt nicht nur posthum Michael Jackson, sondern auch den Sängern, Tänzern, Imitatoren und Musikern der mitreißenden Show. Es ist ein Fest für die ganze Familie. Im Publikum sind alle Generationen vertreten – vom Enkel bis zu den Großeltern.
„Thriller live“ kommt aus London und ist eine grandiose Hommage an den „King of Pop“. Die Show wurde 2006 entwickelt und wird bis heute im Lyric Theater im Londoner Westend aufgeführt. Ideengeber ist Adrian Grant, der eine enge Verbindung zu dem menschenscheuen Star hatte. Seit dem Tod des Künstlers am 25. Juni 2009 ist „Thriller live“ die Show „danach“. Im Mittelpunkt steht das musikalische Lebenswerk. Die dunklen Seiten in Jacksons Biografie werden nicht ins Scheinwerferlicht gezerrt.
Es ist kein Musical, in dem eine Geschichte erzählt wird. Es ist ein gut zweistündiges Popkonzert, in dem sich Hit an Hit reiht. Die Inszenierung ist atemberaubend, schillernd und bunt, mit vielen Kostümwechseln, mit Schattenspielen, Blitzen, Explosionen, eingeblendeten Bildern, mit einer sechsköpfigen Band und natürlich mit Tanzeinlagen im unverwechselbaren Jackson-Stil.
Gleich fünf Hauptsänger gehören zur Show: ein Junge, drei Männer und eine Frau. Sie sind „Black or White“, haben eine schwarze und weiße Hautfarbe. Sie versuchen erst gar nicht, Michael Jacksons Stimme nachzuahmen oder ihm ähnlich zu sehen. Diesen Part übernehmen weniger stimmgewaltige Imitatoren.
Außergewöhnlich ist das Talent des 14-jährigen Jordan D. Bratton, der in Würzburg den jungen Michael singt und tanzt. „Thriller live“ umspannt vier Jahrzehnte, beginnt, als Michael mit seinen Brüdern als Jackson Five Erfolge feierte, mit „ABC“, „The Love you save“ oder „I want you back“. Rund 30 Lieder werden auf der Bühne zelebriert. Lieder, die jeder kennt. Vor allem der zweite Teil reißt das Publikum von den Stühlen. Das Repertoire reicht von „Beat it“ über „Dangerous“, „Man in the Mirror“ bis „Bad“ und natürlich „Thriller“.