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SCHWEINFURT: „Tod eines Handlungsreisenden“ im Schweinfurter Theater

SCHWEINFURT

„Tod eines Handlungsreisenden“ im Schweinfurter Theater

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    Helmut Zierl mit Frank Voß (links) und Martin Molitor (rechts) in „Tod eines Handlungsreisenden“.
    Helmut Zierl mit Frank Voß (links) und Martin Molitor (rechts) in „Tod eines Handlungsreisenden“. Foto: Foto: Tom Philippi

    Harald Demmer stellt das Ende an den Anfang. Willy Loman hat sich das Leben genommen. Im kleinsten Kreis wird er begraben. Die vielen Freunde, die er zu haben glaubte, sind nicht gekommen.

    In Rückblicken, Simultanspiel, Traumszenen zeigt die Inszenierung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ für das Euro-Studio, die derzeit in Schweinfurt gezeigt wird, das Scheitern eines Lebens,das Scheitern einer ganzen Familie, das Scheitern des amerikanischen Traums, jeder könne Erfolg haben, wenn er nur wolle.

    „Buy now, pay later“ wird zu Beginn auf einen Gaze-Vorhang projiziert. Oliver Kostecka hat hinter den Vorhang einen Guckkasten gestellt, das Haus der Lomans: ein schiefer Boden, öde schmucklose Wände, Tisch und Stühle, ein zerbeulter Kühlschrank. Nach hinten hin gibt es keine Wand, dort ist es nur dunkel. Davor befindet sich der Garten. Ein umgefallener morscher Stam, in der Ecke Gerümpel, mit einem achtlos abgestellten Modell der Freiheitsstaue. Tristesse pur.

    Die Lomans glauben die letzte Rate für das Haus zahlen zu können und „vielleicht auch einmal etwas zu besitzen, bevor es kaputt ist“, als Willy den Job endgültig verliert. Er ist inzwischen 63 Jahre alt, er ist müde, die Leistung lässt nach, ausgepresst wie eine Zitrone, wird er brutal rausgeschmissen, von einem Chef, den er schon als Kind kannte.

    Demmer inszeniert sehr genau, eng am Text, mit einigen kleinen Fingerzeigen auf unsere Tage, mitfühlend. In der Hauptrolle Helmut Zierl. Loman hat sich ein Leben lang was vorgemacht, die Wahrheit immer wieder bei Seite geschoben. Zierl zeigt ihn aufbrausend, dann tiefdeprimiert, ein einziges Elend, das sich immer wieder euphorisch an jeden vermeintlichen Strohhalm klammert. Kein Wunder, dass die beiden Söhne jede Achtung für ihn verloren haben. Biff (Jonas Baeck), den der Vater zum Profisportler mache wollte, hängt berufslos herum, Luftikus Happy (ein wenig überdreht Jean Paul Baeck) schlägt sich schlecht bezahlt durch und tröstet sich mit dem Erfolg bei den Frauen. Die beiden Brüder Baeck spielen das Brüderpaar als pubertierende Jugendliche wie jungen Erwachse sehr körperbetont, manchmal aber doch ein wenig zu forciert.

    Die Linda der Stepanie Theiß ist eine mitfühlende Frau, die die Familie zusammenhält und die Liebe sucht. Sehr eindrucksvoll, wenn sie ihrem Mann„Fly me to the Moon“ singt oder penetrant Biff drängt, sich mit dem Vater zu versöhnen.

    Gut besetzt auch die anderen Rollen – sieht man von der arg prolligen Begegnung der Brüder mit zwei willigen Mädchen einmal ab.

    Frank Voß spielt die Rolle des gestorbenen, einst skrupellos erfolgreichen Bruder Benn mit gespenstischen Zügen. Er ist es, der Willy in den Tod führt.

    Weitere Aufführungen in Schweinfurt am Mittwoch und Donnerstag, 19.30 Uhr

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