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Ulrike Krumbiegel erinnert sich an Dieter Pfaff

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Ulrike Krumbiegel erinnert sich an Dieter Pfaff

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    Zehn Jahre ein Filmpaar: Ulrike Krumbiegel als Clara, Dieter Pfaff als Bloch.
    Zehn Jahre ein Filmpaar: Ulrike Krumbiegel als Clara, Dieter Pfaff als Bloch. Foto: Foto: dpa

    Sein Tod erschütterte die TV-Branche: Am 5. März starb der bei Zuschauern wie bei Kollegen beliebte Dieter Pfaff im Alter von 65 Jahren an Krebs. Der Tod des Charakterdarstellers ist ein unersetzlicher Verlust fürs deutsche Fernsehen und bedeutet gleichzeitig das Ende der ARD-Reihe „Bloch“, in der Pfaff seit 2002 den gleichnamigen Psychotherapeuten spielte. In dem vor seiner Erkrankung gedrehten Film „Bloch: Die Lavendelkönigin“ ist Dieter Pfaff am 24. April (20.15 Uhr, ARD) zum letzten Mal als einfühlsamer Seelendoktor zu sehen. Der muss sich gegen den unberechtigten Vorwurf einer Patientin wehren, sie sexuell belästigt zu haben. An Pfaffs Seite agiert wieder Ulrike Krumbiegel, die seit zehn Jahren Blochs selbstbewusste Lebensgefährtin Clara spielte. Die gebürtige Berlinerin erhielt 2008 die Goldene Kamera als beste Schauspielerin. Die 51-Jährige lebt in Chur in der Schweiz und in Berlin.

    Frage: Sie haben viele Jahre die Freundin des von Dieter Pfaff verkörperten Psychologen Bloch gespielt. Hätten Sie gedacht, dass der neue Fall, den Sie voriges Jahr mit ihm gedreht haben und der jetzt im Fernsehen zu sehen ist, der letzte sein würde?

    Ulrike Krumbiegel: Nein, das wusste wirklich niemand. Die traurige Nachricht von Dieters Tod kam völlig überraschend für mich. Es war ja kein Geheimnis, dass Dieter ziemlich exzessiv gelebt hat, er hat gerne gegessen, eine Menge geraucht und sehr viel gearbeitet. Ich habe mich seit Jahren um seine Gesundheit gesorgt, aber damals war seine Krebserkrankung ja noch nicht ausgebrochen und deshalb ahnte keiner was.

    Haben Sie mal mit ihm über den Tod gesprochen?

    Krumbiegel: Nein, und ich habe ihn auch nie auf seine ungesunde Lebensweise angesprochen. Das habe ich mich nicht getraut, dafür hatte ich zu viel Respekt vor ihm. Klar, wenn man sieht, wie jemand so auf Kosten seines Körpers lebt, liegt der Gedanke nahe, dass man ihn mal darauf hinweist. Aber das ist ganz schwierig, und so nahe standen wir uns auch nicht.

    Sie waren nicht befreundet?

    Krumbiegel: Wir hatten ein sehr kollegiales, ich würde schon sagen freundschaftliches Verhältnis, waren aber nicht im engeren Sinne befreundet. Wir haben uns nicht privat getroffen oder so. Dieter war sehr familiär, und bei mir ist das auch ein bisschen so, deshalb sind wir nach den Dreharbeiten nie um die Häuser gezogen oder noch etwas trinken gegangen.

    Wie haben Sie den Schauspieler Dieter Pfaff erlebt?

    Krumbiegel: Dieter ist ja spät und auch als Seiteneinsteiger zu dem Beruf gekommen. Ich glaube, dass er deshalb lange das Gefühl hatte, dass er was beweisen muss. Eine seiner großen Stärken war, dass er sich um die Entwicklung seiner Figuren intensiv gekümmert hat – das ist schon ziemlich ungewöhnlich für einen Schauspieler. Er hat sich Charaktere ausgedacht, hatte viele Ideen gerade für seinen Bloch. Er hat aber nicht nur an seine Figuren gedacht, sondern auch an die der anderen – er wollte immer starke Partner an seiner Seite. Es gibt ja auch Leute, die schwache Partner oder Kollegen haben wollen, damit sie umso mehr glänzen können. Aber so war er nie.

    Mit Dieter Pfaffs Tod ist auch die Reihe „Bloch“ zu Ende, in der sie zehn Jahre lang mitgewirkt haben. Was hat Ihnen die Reihe bedeutet?

    Krumbiegel: Ich bin da damals mehr so reingerutscht, und für mich war „Bloch“ immer eher ein Nebenschauplatz. Ich hätte nie gedacht, dass ich das so lange mache. Wie viel mir das Ganze aber bedeutet hat, habe ich erst begriffen, als es zu Ende gegangen ist. Mir wird jetzt erst so langsam klar, dass es die Reihe nicht mehr gibt und damit ein Fixpunkt meines Lebens verschwunden ist. Ich habe mit niemandem so viele Filme gemacht wie mit Dieter, und wir haben uns nach den Dreharbeiten für „Bloch“ immer leicht voneinander verabschiedet, weil wir ja wussten, wir machen weiter. Doch das ist jetzt vorbei. Es ist vielleicht wie bei einer Liebe, die man auch erst so richtig zu schätzen weiß, wenn sie vorbei ist.

    Hätten Sie gedacht, dass die Reihe so erfolgreich wird – beim Publikum und der Kritik gleichermaßen?

    Krumbiegel: Nein, das konnte keiner ahnen, und ich bin natürlich froh, damals zugesagt zu haben. Ich habe auch schon einmal eine Hauptrolle in einer Fernsehserie abgesagt, die dann mehrere Fernsehpreise gewonnen hat: „KDD – Kriminaldauerdienst“. Da hat mich mein Instinkt, dem ich normalerweise vertrauen kann, leider im Stich gelassen.

    Blochs Lebensgefährtin Clara, die Sie gespielt haben, hat manchmal ganz schön an ihm rumgenörgelt.

    Krumbiegel: Stimmt, und manchmal habe ich mich auch ein bisschen dagegen gewehrt, wenn sie wieder so zickig sein sollte, weil ich die Figur so eigentlich nie verstanden habe. Es ist mir im Lauf der Zeit aber glaube ich ganz gut gelungen, sie so zu etablieren, wie ich sie haben wollte.

    Im neuen und letzten Film, „Die Lavendelkönigin“, wird Bloch wie schon im vorangegangenen Fall zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs einer Patientin verdächtigt. Warum wurde so kurz nacheinander das gleiche Thema aufgegriffen?

    Krumbiegel: Das war reiner Zufall, dass wir in kurzer Zeit zwei Drehbücher mit einem ähnlichen Thema hatten, und ich finde das schon ein bisschen problematisch. Allerdings wird das Ganze in der Folge, die jetzt zu sehen ist, in eine etwas andere Richtung gelenkt. Deshalb finde ich, dass sich die beiden Fälle jetzt nicht mehr so wahnsinnig ähneln.

    Warum hat Clara ihren Lebensgefährten denn immer etwas schroff mit seinem Nachnamen Bloch und nicht mit seinem Vornamen angeredet?

    Krumbiegel: Das lag in der Konzeption der Hauptfigur, Dieter Pfaff hat ihn selber immer als „den Bloch“ bezeichnet. Der Name bezieht sich meines Wissens auf den Philosophen Ernst Bloch, der „Das Prinzip Hoffnung“ geschrieben hat. In Schauspielerkreisen gilt es übrigens nicht als unhöflich, jemanden nur mit seinem Nachnamen zu bezeichnen – man sagt „der Krug“, „die Manzel“ oder „die Krumbiegel“, wir sind das also gewissermaßen gewöhnt.

    Würden Sie denn auch Ihren Liebsten mit seinem Nachnamen anreden?

    Krumbiegel: Nein, das würde ich garantiert nicht tun. Der würde sich wahrscheinlich bedanken (lacht).

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