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Warum Bruno Jonas die Kutte ablegt

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Warum Bruno Jonas die Kutte ablegt

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    "Ich bin in die Figur des Mönchs hinein gestiegen, nicht nur in die Kutte": Bruno Jonas.
    "Ich bin in die Figur des Mönchs hinein gestiegen, nicht nur in die Kutte": Bruno Jonas. Foto: FOTO DPA

    Der Paulaner-Starkbier-Anstich auf dem Nockherberg ist jeden März eines der gesellschaftlichen Highlights in Bayern - und ein Quotenrenner im Fernsehen. Das Herzstück der Veranstaltung ist die Fastenpredigt des Mönchs Barnabas, in den letzten drei Jahren dargestellt von Bruno Jonas. Der niederbayerische Kabarettist war ein Meister darin, die Großkopferten subtil zu derblecken. Nun mag Jonas ("Scheibenwischer") nicht mehr und erklärt, warum.

    FRAGE: Sie treten schon in diesem Jahr nicht mehr als Bruder Barnabas auf dem Nockherberg an. Warum?

    BRUNO JONAS: Für mich war es dreimal eine sehr schöne Herausforderung. Ich habe sie angenommen und glaube, sie auch ganz gut gelöst zu haben. Jetzt hatte ich das Gefühl, dass alles erstarrt, zur Routine wird. Gott sei dank bin ich nicht bayerischer Ministerpräsident, sonst müsste ich möglicherweise noch bis zum 30. September im Amt bleiben.

    Gibt's keinen konkreten Grund, ein Schlüsselerlebnis?

    JONAS: Nein! Schon beim Schreiben der letzten Rede war ein Punkt erreicht, an dem ich gedacht habe, ich kann's nicht mehr besser machen. Ich bin in die Figur des Mönchs hinein gestiegen, nicht nur in die Kutte, und habe mit Zitaten aus der Bibel inhaltlich der Rede einen roten Faden gegeben. Dass man tatsächlich annehmen konnte, hier spricht ein Mönch, der diese Fastenpredigt ernst nimmt - von der formalen wie inhaltlichen Seite. Dass er Parallel-Situationen aus der Bibel sucht, die auch heute noch für uns gültig sein können und auf seine Weise eine ironische Exegese der Heiligen Schrift betreibt. Diese Form hat sich für mich erschöpft. Jetzt soll sich ein anderer mit dieser speziellen Nockherberg-Thematik befassen.

    Wer wird das sein?

    JONAS: So viel ich weiß, stehen mehrere zur Auswahl, wer es wird, kann ich nicht sagen. Die Entscheidung liegt bei der Brauerei. Aber vielleicht kriegt Stoiber auf dem Nockherberg eine neue Chance? Könnte ja sein, dass er beim Bayerischen Roten Kreuz nicht untergebracht werden kann und bei der Hanns-Seidel-Stiftung auch kein Posten frei ist, dann muss man auch über ungewöhnliche Lösungen nachdenken.

    Sie sprachen die spezielle Nockherberg-Thematik an. Was ist das?

    JONAS: Nockherberg bedeutet im Grunde "Bayerische Creme": eigentlich eine beliebte Nachspeise, aber nicht jeder mag sie. Manche nehmen zum Schluss auch gerne einen Käse. Es sind alle da, die was zu sagen haben und auch alle, die grade nichts zu sagen haben, aber gerne etwas zu sagen hätten. Das komplette bayerische Kabinett hockt da rum. Die haben Anwesenheitspflicht. Beim Starkbieranstich versammelt sich die tonangebende Mia-san-mia-Gesellschaft des Freistaates. Und alle demonstrieren Liberalitas Bavariae. Wenn ich mir anschaue, was mit Herrn Stoiber und Frau Pauli läuft, wie sich Herr Stoiber und das CSU-Präsidium benehmen, wie sich Frau Pauli geriert - das alles ist so offenkundig durchschaubar und daher für den Nockherberg eigentlich wenig reizvoll. Ich würde es fast weglassen. Das ist nicht das Niveau, das wir in Bayern gewohnt sind. Früher war die Verlogenheit in der Politik professioneller.

    Wenn Sie die drei Jahre Revue passieren lassen. Hat es den Versuch der Einflussnahme gegeben?

    JONAS: Überhaupt nicht. Es gab keinen einzigen Versuch. Natürlich hat man mir Material zugespielt. Einerseits seitens der Politik oder auch von Interessen-Verbänden oder -Gruppen. Single-Väter, die kein Zugangsrecht zu ihren leiblichen Kindern haben, haben mich mit Informationen bestückt, damit ich die Problematik in die Rede einbaue. Oder mich haben Menschen auf der Straße angesprochen und auf Themen hingewiesen. Auch Politiker haben mich mit Interna versorgt.

    Die Sie jetzt nicht nennen werden?

    JONAS: Nein. Das ist wie im Journalismus: Ich gebe meine Quellen nicht preis.

    "Vielleicht kriegt Stoiber auf dem Nockherberg eine neue Chance"

    Bruno Jonas

    Wie haben denn die Politiker auf Ihre satirischen Angriffe reagiert.

    JONAS: Markus Söder, der Generalsekretär der CSU, zum Beispiel hat im Hörfunk angeblich gesagt, dass er es nicht so lustig fand, dass ich ihn einen "Mausdoadschmatzer" (Anmerk. d. Red.: Maustot-Schwätzer - einer der alles niederredet) genannt habe. Es stellte sich heraus, dass er diesen niederbayerischen Begriff gar nicht verstanden hatte. Später habe ich ihn persönlich kennen gelernt. Er ist zu einer meiner Vorstellungen im "Lustspielhaus" gekommen - und gab sich locker und liberal. Dann hat sich der stellvertretende Generalvikar des Münchner Erzbischofs beschwert, dass ich die Position des Kardinals zum Kopftuch-Erlass doch etwas differenzierter sehen möge. Dabei hatte ich ihn nur aus der "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Zum gleichen Thema hat mir der Augsburger Weihbischof geschrieben, dass ihm die Formulierungen sehr gut gefallen haben. So unterschiedlich wurde die Rede also in der Katholischen Kirche bewertet.

    Hatten Sie jemanden, den Sie besonders gerne derbleckt haben?

    JONAS: Nein. Aber natürlich ist der Ministerpräsident Bayerns aufgrund seines Amtes bestrebt, immer ganz vorne mit dabei zu sein.

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