(dpa) Zwischen den Rosen für den Staatsanwalt und den Tierhoden im Dschungel liegen genau fünf Jahrzehnte und drei Schüsse in der Nacht: Wenn Schauspielerin Ingrid van Bergen in diesen Tagen wieder auf der Theaterbühne steht, hat wohl jeder im Publikum mindestens eine Schlagzeile über sie vor Augen. Für jüngere Zuschauer ist sie die Känguruhoden verspeisende „Dschungelkönigin“, Siegerin der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ von 2009. Ältere denken an ihren legendären Kinoerfolg „Rosen für den Staatsanwalt“ von 1959 – und an ihren spektakulären Gerichtsprozess sowieso. Sie kennt den glanzvollen Aufstieg wie den tragischen Absturz. Dass auch ihr 80. Geburtstag, heute, Mittwoch, 15. Juni, anders als andere wird, versteht sich von selbst.
Wenn die Frau mit dem herben Charme und der rauchigen Stimme heute am Kammertheater Karlsruhe in „Harold und Maude“ auftritt, könnte das Timing nicht besser sein. Die Rolle der energischen und impulsiven Maude, zu der sich der 18-jährige Harold hingezogen fühlt, scheint ihr wie auf den Leib geschrieben.
Persönliche Tragödien
Maude setzt an ihrem 80. Geburtstag ihrem Leben ein Ende. Dass van Bergen eben auch 80 wird, kommentiert sie auf ihre Art: „An dem Tag bin ich nun mal auf der Bühne, wenn die stirbt“, sagte sie im ZDF. „Da habe ich natürlich des öfteren darüber nachgedacht, ob es nicht angemessen sei, dass ich genau das Gleiche mache.“
Fit und lebensfroh erscheint van Bergen noch immer – in ihrer wechselhaften Karriere musste sie auch beruflich schwierige Zeiten und persönliche Tragödien verkraften. In den 50er und 60er Jahren gehörte sie zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen: Kabarett bei den Berliner „Stachelschweinen“, Kinofilme, Fernsehen. Sie stand für Edgar-Wallace-Verfilmungen wie „Der Rächer“ (1960) vor der Kamera, für „Wir Kellerkinder“ von Wolfgang Neuss (1960) und „Stadt ohne Mitleid“ mit Kirk Douglas (1960).
1977 kam der Einschnitt in ihrem Leben: Die Schauspielerin erschoss ihren verheirateten Liebhaber Klaus Knaths und wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, kam aber bereits 1981 frei. „Die fürchterlichste Zeit begann für mich erst nach der Freilassung“, sagte sie einmal.
Die Tochter starb an Krebs
Viele Schaulustige hatten den Prozess verfolgt – zum Teil stellten sie sich nachts vor dem Gerichtsgebäude an. „Mit Indianer-Geheule sind die Menschen auf mich, die sie immer für die Titten-Jule gehalten haben, losgegangen“, schilderte van Bergen die erste Zeit in Freiheit. Einige Jahre später musste die zweifache Mutter einen schweren Schicksalschlag verkraften: Ihre Tochter Caroline starb 26-jährig an Krebs.
Nach ihrer Entlassung aus der Haft bekam sie zunächst nur wenige Engagements. Später folgten Auftritte in Serien, Filmen und Talkshows – besonders seit dem Sieg im Dschungelcamp. Ihr ungeschminkter Auftritt in der Reality-Show bescherte ihr viel Publicity, die sie auch an ihrem Geburtstag nutzen will: „Ich bin im Karlsruher Zoo, zwei Uhr mittags kann man mich besichtigen“, sagte sie bei Markus Lanz. Ein Großbrand hatte in dem Zoo Schaden angerichtet, daher will die mit ihren Tieren in der Lüneburger Heide lebende Tierschützerin helfen.
„Und nachts kann man dann auf der Bühne meinen nackten Busen bewundern“, meinte die Frau, die „dreimal mit Trauschein und dreimal ohne Trauschein in sogenannten Ehen“ gelebt hat. Im Tierpark war sie auch kürzlich in Hamburg – und hörte gleich an der Kasse: „Wir haben unsere Kängurus schon mal weggesperrt.“