Darius M. Hummel, Jahrgang 1977, ist ein Saxofonist mit vielen Projekten. Ursprünglich ausgebildet zum Industriekaufmann und Produktmanager bei Würth, hat er später sein Studium an der Musikhochschule Würzburg mit dem Meisterklassendiplom abgeschlossen. Mit seiner Band spielt er Eigenkompositionen und eigene Arrangements von Hits aus Jazz, Rock, Pop und Klassik – demnächst auch in St. Johannis in Würzburg. Mit der Combo "Captain Cook und seine singenden Saxophone", häufiger Gast etwa beim Grand Prix der Volksmusik, spielt er nostalgische Schlager. Er komponiert, arrangiert und war unter anderem auf Tour mit Hansi Hinterseer, Helene Fischer, den Amigos, den Wildecker Herzbuben und Tony Marshall. Er arbeitet mit DJs zusammen und leitet Bigbands und Ensembles. Er hat Echo-Nominierungen und Goldene Schallplatten gewonnen und wirkt bei TV- und CD-Produktionen mit. Ein Gespräch über den Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und kommerziellen Erfordernissen.
Frage: Herr Hummel, Meisterklassendiplom an einer Musikhochschule einerseits und Helene Fischer andererseits – wie geht das zusammen?
Darius M. Hummel: Das hat schlicht mit den Erfordernissen des Marktes zu tun, wenn man mit dem Kulturgut Musik seinen Lebensunterhalt bestreiten möchte. Würde man nur eine Nische wie den Jazz bedienen, würde das nicht funktionieren. Klassische Musik hingegen wird stark subventioniert. Wenn man sich aber auf dem freien Markt bewegt, geht es darum, die eigenen künstlerischen Ideen auch zu finanzieren. Früher hatten Musiker Förderer wie Fürsten oder Könige und waren sozusagen deren Auftragnehmer. Heute bewegen wir uns eben auf dem freien Markt.
Es geht also darum, ein Geschäftsmodell für die eigene Kunst zu entwickeln?
Hummel: Für meine Meisterklasse damals habe ich auch anspruchsvolle Jazzkompositionen im Sieben-Viertel-Takt geschrieben. Aber im Konzertbetrieb muss man versuchen, ein weitaus größeres Publikum zu erreichen. Es geht darum, den Nerv der Zeit zu treffen. Wenn wir zum Beispiel mit "Captain Cook und seine singenden Saxophone" Schlager der 50er und 60er Jahre spielen, berührt das die Menschen, die diese Musik noch aus ihrer Jugend kennen, ganz unmittelbar.
Eine Zeitung hat Ihre Musik mal "Wohlfühlmusik" genannt. Was Sie machen, könnte man zumindest als Unterhaltungsmusik bezeichnen...
Hummel: Das würde ich nicht so pauschal stehenlassen. Ich versuche, einen Bogen zu spannen von Eigenkompositionen bis hin zu Stücken, die auch einem Publikum vertraut sind, das nicht so oft in Konzerte geht, wie etwa "When a Man Loves a Woman" oder "Isn't She Lovely" von Stevie Wonder. Zu hören gibt es auch klassische Musik, aber eben mit einem Augenzwinkern, wenn ich zum Beispiel Mozarts 40. Sinfonie im Latin Style präsentiere. Die habe ich damals auf Wunsch von Reinhold Würth zur Fußball-WM 2014 arrangiert. Oder ich nehme den berühmten Ungarischen Tanz von Brahms und verknüpfe ihn mit der Alla Turca von Mozart. Das geht dann so weit, dass ich beide Melodien gegeneinander laufen lasse.
Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass "Unterhaltungsmusik" in Deutschland immer noch ein böses Wort ist.
Hummel: Das finde ich gar nicht unbedingt, obwohl es für viele Leute ein Geschmäckchen hat. Es gibt einfach gute und schlechte Musik. Auch bei Helene Fischer steckt musikalisch einiges drin. In den USA haben sich Titel aus Volksmusik, Musical oder anderen Bereichen zu Jazz-Standards entwickelt oder über die Jahre etabliert, obwohl die Entstehung in einem anderen Kontext stand und für ein breites Publikum bestimmt war. Da gibt es andere Sachen, die weitaus weniger gekonnt gemacht sind. Den Ausdruck "Wohlfühlmusik" finde ich übrigens auch nicht abwertend, er zeigt mir, dass ich die Menschen im Konzert emotional berühre. Es ist also eigentlich ein Lob.
Richtig gute Unterhaltungsmusik erfordert ja auch einiges an Können.
Hummel: Es ist ein schmaler Grat. Das Schwierige ist, die musikalische Raffinesse und den eigenen Anspruch herauszuarbeiten, ohne dabei den Zuhörer zu überfordern. Wichtig dabei ist auch die Abwechslung verschiedener Musikstile, von Jazz über Pop, Blues, Rock, Latin, Samba bis eben hin zu Klassik. So entsteht eine gewisse Kurzweiligkeit, die dem Zuhörer genreübergreifend Musik zu genießen gibt, die er in einer Spartenmusik nicht findet.
Die Landesmusikräte haben das Saxofon zum Instrument des Jahres 2019 ausgerufen. Ist es aus Ihrer Sicht ein unterschätztes Instrument?
Hummel: Das kommt auf den Bereich an. Ich finde, es ist ein sehr schönes Instrument, sehr vielseitig einsetzbar. Von Jazz über Musical, Blaskapelle bis zum Rock und Pop, wo es auch häufiger vorkommt als etwa die Trompete. Ich habe in der Schweiz auch schon mit DJs zusammengearbeitet. Auch in der Klassik ist das Saxofon als noch junges Instrument etabliert. Es ist ein sehr facettenreiches Instrument, das wir mit meiner Band – Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug – im Konzert in den Mittelpunkt stellen möchten.
Das Konzert: Darius M. Hummel & Band – Lukas Johr (Gitarre), Olivier Dannhauser (Bass), Julian Braun (Drums), Felix Schneider-Restschikow (Klavier). Sa., 19. Oktober, 20 Uhr, St. Johanniskirche, Würzburg. Karten: Tourist-Information im Falkenhaus oder Tel. (0931) 6001 6000 oder www.reservix.de