Würzburg
Zweieinhalb Jahre lang wurde saniert. In dieser Zeit wurde der Saal bis auf den Rohbau reduziert, wurde „jede einzelne Platte zum Schreiner in Miltenberg gebracht und überarbeitet“ (Ulsamer). Offizielle Einweihung des renovierten Saales ist am 5. November. Bei der Sanierung ging's vor allem darum, „den Brandschutz aktuellen Standards anzupassen“, erklärt Philipp Wiedemann, Abteilungsleiter beim staatlichen Bauamt Würzburg. Doch „natürlich sollte der Saal nach der Sanierung mindestens genauso gut klingen wie vorher“, ergänzt Gottfried Kämpf.
Der Architekt beim Staatlichen Bauamt steht auf dem Podium des Saales und deutet die Längswände entlang. Die sind nicht gerade, sondern gefaltet. Der Saal wirkt ein bisschen wie eine Ziehharmonika. „Gerade Wände sind für einen Konzertsaal schlecht“, sagt Kämpf. Die Fältelung verhindere „Flatter-Echos“, wie es Thorsten Wegner nennt, „also das schnelle Hin- und Hersausen des Schalls“. Der Akustik-Experte vom Nürnberger Ingenieurbüro für Bauphysik Wolfgang Sorge, hat sich um die Akustik des Würzburger Konzertsaals gekümmert.
In einem Konzertsaal soll der Nachhall möglichst gering gehalten werden. „Er liegt bei 1,8 Sekunden“, erklärt Gottfried Kämpf. Das sei der gleiche Wert wie vor der Renovierung. Zum Vergleich: Der Würzburger Dom hat eine Nachhallzeit von acht Sekunden. Das stellt Musiker vor Probleme. Schnelle Läufe drohen zu einem Klangbrei zu verschmelzen, weil die nächsten Töne schon gespielt sind, während der erste Ton noch im Raum hängt.
„Der Musikhochschul-Saal ist mit seinen Werten optimal für Orchestermusik“, sagt Kämpf. Zu den Werten gehören auch das Klarheitsmaß und der Schallpegeldruck. Dabei geht es darum, dass die Musik überall im Saal möglichst mit gleicher Qualität und gleicher Lautstärke ankommt. Gemessen wurde vor und nach der Sanierung mit einem speziellen Sender, der vom Podium aus Töne in verschiedenen Frequenzen und Lautstärken ausstrahlt. Nach den Messungen vor Ort wurde der Saal von den Nürnberger Bauphysikern in Computersimulationen beschallt. Mit dem Ergebnis, dass Materialien an einigen Stellen der speziell gestalteten Decke über dem Podium geändert wurden, um die Blechbläser zu dämpfen und die Streicher hervorzuheben, erklärt Wegner.
Gelochte Platten in der Rückwand
Um die Hörbarkeit in der Mitte des Zuschauerraums zu verbessern, wurde ein Deckenreflektor angebracht. Das neun mal acht Meter große Teil aus Gipskarton – es schwingt nicht mit, es reflektiert nur – verbirgt sich, neben anderen Reflektoren, hinter der durchbrochenen Decke aus mit Metallfolie überzogenen Holzelementen, die der Würzburger Künstler Bernhard Hauser in den 60ern entwarf. Darüber geht es weitere drei Meter in die Höhe. Auch das ist für die gute Akustik nötig: „Je nach Anzahl der Sitzplätze braucht ein Saal ein gewisses Volumen“, erklärt Wegner. Nach der Sanierung ist „der vorher schon akustisch sehr gute Saal sogar noch ein Stück besser“, freut sich Gottfried Kämpf vom Würzburger Bauamt. Hinter den Holzverkleidungen der Längswände verbirgt sich ein zehn bis 30 Zentimeter tiefer Hohlraum. Auch der trägt zum guten Ton bei. Dem dienen auch gelochte Platten in der Rückwand. Die absorbieren Schall, helfen also mit, unkontrolliertes Herumschwirren von Tönen im Saal zu verhindern.
Das Publikum wird von den neun Millionen Euro teuren Veränderungen nichts sehen. Die 799 Klappstühle tragen noch die alten Polster, der Saal habe, sagt Kanzler-Stellvertreter Ulsamer, „seinen 60er-Jahre-Charme behalten“. Eine große Veränderung ist für 2012 geplant. Dann soll eine große Orgel für rund zwei Millionen Euro aufgebaut werden.
Auch der Kleine Konzertsaal, der unter dem Großen liegt, wurde restauriert. Dort sind die akustischen Verbesserungen offensichtlicher. Das Wellenprofil an der Rückwand etwa ist keine Konkrete Kunst, sondern hilft, den Schall in Zaum zu halten.
Tag der offenen Tür an der Musikhochschule
Würzburg (hele) Zur Wiedereröffnung des Saalgebäudes der Musikhochschule ist am Samstag, 8. November, ein Tag der offenen Tür. Im Mittelpunkt steht der sanierte Große Saal. Von morgens bis nach Mitternacht gibt es Musik zwischen Dixie, Oldies und Klassik. Auch im Kleinen Saal und im sogenannten Mehrzweckraum – dort ist zwischen 11 und 13 Uhr Weißwurstfrühschoppen – wird Musik gemacht. Einige Programmpunkte im Großen Saal:
• 10 Uhr Kinder-Uni (um 14 Uhr dürfen Kinder im Mehrzweckraum auch selbst an Instrumente),
• music- and drumcorps Versbach (18 –19 Uhr),
• Philharmonisches Orchester Würzburg (20–21 Uhr),
• „Nimm Dich in Acht vor blonden Frau'n“, Musik-Kabarett mit Elke Kottmair (21.45–22.45 Uhr),
• „Soulmates“ (23.30 bis 1 Uhr).
Im Kleinen Saal wird um 23 Uhr ein Stummfilm mit Livemusik gezeigt. Im Mehrzweckraum werden von 22 bis 23 Uhr zu Salsamusik Cocktails gemixt. Bei allen Konzerten – ausgenommen ist das Konzert der Würzburger Philharmoniker – ist der Zutritt jederzeit möglich, der Eintritt ist frei. Am 7. November, spielt das Sinfonieorchester der Hochschule für Musik um 20 Uhr im Großen Saal Werke von Beethoven, Schumann und Debussy. Am 9. November um 18 Uhr gibt die Junge Philharmonie ein Gedenkkonzert für den 2006 gestorbenen Würzburger Schlagzeuger Siegfried Fink.