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RÖTTINGEN: Wenn Eliza dem Professor den Marsch bläst

RÖTTINGEN

Wenn Eliza dem Professor den Marsch bläst

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    Ein tolles Gespann: Antje Rietz und Pavel Fieber als Eliza Doolittle und Prof. Higgins in „My Fair Lady“ bei den Frankenfestspielen.
    Ein tolles Gespann: Antje Rietz und Pavel Fieber als Eliza Doolittle und Prof. Higgins in „My Fair Lady“ bei den Frankenfestspielen. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    „My Fair Lady“ ist der Musical-Klassiker schlechthin, ein Publikumserfolg seit der Uraufführung im Jahr 1956. Und Knut Webers Inszenierung für die Frankenfestspiele auf Burg Brattenstein im tauberfränkischen Röttingen schreibt diese Erfolgsgeschichte fort.

    Garant dafür ist ein perfekt zusammengestelltes Ensemble, das Weber, neuer Festspiel-Intendant in Röttingen und im „Hauptberuf“ seit 2011 Intendant am Stadttheater Ingolstadt, mit leichter Hand und feinem Gespür für Situationskomik zu Höchstleistungen führt. Weber vertraut Text und Musikalität des Stücks, nutzt mit seinen Bühnen- und Kostümbildnerinnen Charlotte Labenz und Simone Manthey geschickt das handwerkliche und (Wein-)bäuerliche Lokalkolorit und macht aus dem Erziehungsexperiment zwischen Ober- und Unterschicht ein höchst unterhaltsames Vergnügen.

    Theater-Urgestein

    Einen ganz wesentlichen Anteil am Gelingen hat der langjährige musikalische Leiter Walter Lochmann, der die Partitur genauso im Griff hat wie die eigens zusammengestellte Musiker-Crew.

    Aus den vielen personellen Glücksgriffen ragen die Berlinerin Antje Rietz als Blumenmädchen Eliza Doolittle und das ewig junge Theater-Urgestein Pavel Fieber als Prof. Higgins heraus. So grundverschieden die Charaktere ihrer Figuren auch angelegt sein mögen: Rietz und Fieber spielen diesen Konflikt mit bewundernswerter Konsequenz und Schärfe aus und bilden doch zugleich eine Einheit als Energie- und Kraftzentrum dieser Inszenierung. Fieber ist der dünkelhafte, gefühlskalte und bis zur Egomanie starrsinnige Sprachforscher Higgins, dem man in keiner Sekunde anmerkt, dass er diese Rolle in seiner Karriere schon über 1500 Mal gespielt hat.

    Demgegenüber zeigt Rietz, wie sehr das Herkunftsmilieu das Leben vorbestimmt und was man auf sich nehmen muss, wenn man von unten nach oben kommen will und was dabei auf der Strecke bleibt. Zum Beispiel die Verbindung zum Vater, den Martin Muliar als lebenslustigen Trunkenbold zeigt. Gewinnen kann sie stattdessen Respekt und Freundschaft von Oberst Pickering (Rolf Germeroth) und die von ihr nicht erwiderte Zuneigung des Adelssprosses Freddy Eynsford (Peter Polgár).

    Ihr unbändiger (Über-)Lebenswille hilft Eliza über alle Enttäuschungen und Tiefen hinweg, sodass sie am Ende als gereifte und starke Frau die Gewinnerin des Abends ist.

    Mitreißend

    Und was könnte das besser symbolisieren, als das triumphale Trompetenspiel, mit dem Eliza das zu späte Einlenken von Higgins beantwortet und damit einen mitreißenden Musical-Abend in Röttingen beendet, der auch die Anreise aus größerer Entfernung allemal lohnt.

    Nächste Vorstellungen: 1., 2., 20. bis 23. Juli. Karten: Tel. (0 93 38) 97 28 55

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