Der Ausstellungsort gehört zu den feinsten in der Stadt Würzburg: Er liegt im Südflügel der Residenz, zweiter Stock. Die Neuere Abteilung im Martin-von-Wagner-Museum hat zum ersten Mal einen Künstler damit beauftragt, einen Gemäldezyklus eigens für diese Universitätsgalerie zu schaffen.
Jaroslav Dražil heißt der glückliche Erwählte. Der durfte sogar sein Thema selbst aussuchen. Zur Überraschung des Kunstgeschichtsprofessors Damian Dombrowski, der die Ausstellung initiiert hatte, entschied sich der 38-jährige Maskenbildner des Mainfranken Theaters für das Neue Testament. Nun also eröffnete die Schau "Factum est" im Kabinettsaal des Uni-Museums. Die kunsthistorische Einführung gab Dombrowski im voll ausgelasteten Toscanasaal.

Elf großformatige Gemälde spielen recht ernst mit Motiven der Evangelien. Jaroslav Dražil setzt vorwiegend junge Menschen, die sichtlich in unserer heutigen Gegenwart leben, in Posen, die der christlichen Ikonografie, also der christlichen Bilderwelt, ähneln, in einigen Fällen direkt zugehören. Im Vordergrund blühen stets Blumen, auf dem titelgebenden Zentralgemälde "Factum Est" schwimmt der Gekreuzigte als Erlöser in einem Blütenmeer. Je ein weiteres Werk dieses Zyklus’ hängt im Museum am Dom und in der Würzburger Kirche St. Johannis.
Kunst und Religion haben die "Kraft der Verwandlung" gemeinsam
Dražils Auftraggeber Damian Dombrowski ordnete die neutestamentliche Gemäldereihe in die Gegenwartskunst ein: In der sei "religiöse Kunst eine Nischenkunst abseits des Diskurses". Gerade diese Distanz entspreche aber genau dem "Abstand zwischen Gesellschaft und Religion". Dabei solle Kunst gerade "auch das Unzeitgemäße behandeln". Zudem hätten Kunst und Religion miteinander gemeinsam, dass sie kein Spiegelbild der materiellen Wirklichkeit seien, sondern der Wirklichkeit etwas hinzufügten: "Beide tragen die Kraft der Verwandlung in sich."

Betrachter, die "ikonografische Schemata" erwarten, warnte Dombowski: Sie würden "überrumpelt". Streng in der Tradition steht für den Kunsthistoriker lediglich eine Szene, die Grabtragung Christi, die freilich im Museum am Dom hängt. Und die unter Afrikanern spielt. Ebenso wie das Motiv, das laut Dombrowski für die meisten an der Ausstellungsorganisation Beteiligten am intensivsten heraussticht: Magdalena bricht auf, um der Welt von Christi Auferstehung zu berichten.
Hier liegt die ganze Kraft auf der Frau, während der Gott sich sichtlich noch zusammensammeln muss. Seine Tat ist vollbracht, was genauso in den Ausstellungstitel "Factum es" hineinfloss wie der Evangeliumstext "Das Wort ist Fleisch geworden". Das entsprechende Einzelbild vom Rand des Grabes, "Soul Sister", hängt in St. Johannis, ist aber auch, weil Lieblingsmotiv der Organisatoren, als Postkarte erschienen.
Verklammert wird die ganze Serie durch eine Dorflandschaft mit ihrem immer wieder im Hintergrund auftretenden Kirchturm. Prof. Dr. Dombrowski wies darauf hin, dass diese Gebäudekonstruktion "in sich ein Ganzes" bilde, was die Aussage unterstreiche: "Die Menschwerdung Gottes gilt der ganzen Welt" – wenn auch, wie der Wissenschaftler zugesteht, "der Sinn in der Schwebe, einiges unauslotbar bleibt, auch für den Künstler". Über den ist Oberbürgermeister Christian Schuchardt ausgesprochen froh, zumal Jaroslav Dražil in einer kommunalen Einrichtung ja ein "Kollege" sei: "Wir können stolz sein, dass ein solcher Künstler am Mainfranken Theater arbeitet."
Bis 5. Juni. Dienstag bis Sonntag 10 bis 13.30 Uhr, Sonntag im wöchentlichen Wechsel mit der Antikenabteilung des Martin-von-Wagner-Museums. Eintritt frei.