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LINDAU: Wie Picassos Taube zum berühmtesten Friedenssymbol der Welt wurde

LINDAU

Wie Picassos Taube zum berühmtesten Friedenssymbol der Welt wurde

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    Picassos Taube
    Picassos Taube Foto: Foto: ML

    (epd) Der mächtige Altersunterschied schreckte ihn nicht. Fast ein halbes Jahrhundert trennte Pablo Picasso von der 23-jährigen Französin Genevieve Larporte, mit der er eine zweijährige Affäre pflegte und die in ihrem Tagebuch schrieb: „Es trat eine ungeheure Leidenschaft zutage. Es ist Venus, ganz und gar an ihre Beute gefesselt.“

    Mit Tusche auf Papier hielt Picasso die schöne Geliebte präzise und mit wenigen akzentuierenden Strichen in seinem Werk „Genevieve Laporte“ (1951) fest. Die Umrisszeichnung ist eine von insgesamt 50 Originalzeichnungen der Ausstellung „Pablo Picasso – Meisterzeichnungen eines Jahrhundertgenies“, die bis 20. August im Stadtmuseum in Lindau zu sehen ist. Pablo Ruiz y Picasso (1881-1973) gilt als einer bedeutendsten Wegbereiter und Vertreter der modernen Kunst. Kaum ein anderer hat den Mythos vom exzentrischen Künstlergenie gelebt und geprägt wie er. Er war Maler, Bildhauer, Grafiker und Keramiker sowie Bühnenbildner und Dichter.

    Die stilistische Verwandlung

    „Vor allem aber war er ein großartiger Zeichner“, sagt Kurator, Professor Roland Doschka (Freiburg), mit Blick auf die Ausstellung. „Das Medium der Zeichnung war für ihn in allen Schaffensphasen ein gutes Experimentierfeld zur Entwicklung seiner Ideen.“ Gleich zu Beginn fällt der Blick auf die Darstellung einer hübschen, jungen Frau. Ihr langes Haar trägt sie im Nacken zu einem Knoten gefasst, fein säumen die Linien ihres Kleides ihr Dekolleté. Die Bleistift- und Kohlezeichnung „Niobide“ (1894) brachte Picasso mit nur 13 Jahren aufs Papier.

    Für Picasso, der vor 130 Jahren geboren wurde, war Zeichnen ein Lebenselixier. „Ich zeichne, wie andere Tagebuch schreiben“, offenbarte er einst. Es sind Bleistift- und Federzeichnungen, Gouachen, Pastelle und Aquarelle, die in den Bann ziehen. „Die Schau will zeigen, was Zeichnen alles sein kann“, sagt Doschka. In den Ausstellungsstücken werde die stilistische Verwandlung sichtbar, die Picasso zum wichtigsten Künstler der Moderne und Vorläufer der Postmoderne machte. Mit wenigen Strichen erzeuge der spanische Künstler die „Illusion spannungsvoller Körperlichkeit.“ Die Schau dokumentiert seine unterschiedlichen Schaffensphasen. Die Auseinandersetzung mit seiner Familie wird in Werken wie „Lola“ (1898), einem frühen Pastell von seiner Lieblingsschwester Dolores Ruiz, deutlich. Von seiner Blauen Periode zeugen Tuschezeichnungen wie „Frau im Profil“ (1901).

    Die Gósol-Periode, in der Picasso die Plastizität der afrikanischer Masken entdeckte und von der Anmut der Gottesstatue „Santa Maria de Gósol“ inspiriert wurde, spiegelt sich in Zeichnungen wie „Die schöne Fernande“ (1906) wider. Picassos analytischer Kubismus wird in Bildern wie „Frau mit Gitarre“ von 1912 deutlich. Wenige Jahre später wird er Zeitungsausschnitte und Gegenstände in die Bildfläche integrieren und dadurch die Collagetechnik erfinden.

    Seine Faszination für Gaukler und Artisten wird im Bild „Harlekin“ (1916) deutlich. Auch die berühmte Bleistiftzeichnung „Taube“ (1951) ist sehen. Picasso greift darin ein Motiv auf, das für das Plakat des ersten Weltfriedenskongresses 1949 in Paris gewählt und so zum berühmtesten aller Friedenssymbole wurde. „Die Schau zeigt verbogene Schätze, die vorher noch nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren“, sagt Doschka. Aus konservatorischen Gründen würden Papierarbeiten in der Regel nur kurz in Ausstellungen gezeigt.

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