Millowitsch war auch als Stimmungssänger erfolgreich, galt als Inbegriff des rheinischen Humors und Frohsinns und lieferte dem Kölner Karneval viele Hits. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang führte der Vollblut-Schauspieler das Kölner Millowitsch-Theater, aus dem 1953 erstmals ein Bühnenstück live im deutschen Fernsehen übertragen wurde.
Am 20. September 1999 starb Millowitsch 90-jährig, doch Fans wie Dagmar und Manfred Sontag schreiben noch heute in sein Gedenkbuch: „In unserer Erinnerung wirst Du ewig leben.“ Sein Sohn, Peter Millowitsch, der 1996 die Leitung des Familientheaters übernahm und selbst fast täglich auf der Bühne steht, glaubt: „Der Willy ist noch immer mit dabei, das gilt für Theater, Volksmusik oder den Karneval.“
Komödien und Klamauk
Komödie, Lustspiel, Klamauk und derbe Späße waren Millowitschs Domäne. Als sein Militärschwank „Der Etappenhase“ im Oktober 1953 live im Fernsehen ausgestrahlt wurde, kritisierte der damalige WDR-Chef Adolf Grimme – nach ihm ist der wohl renommierteste Fernsehpreis benannt – „seichten Inhalt“. Das Publikum aber war begeistert, für Millowitsch bedeutete es den Durchbruch. Mehr als hundert TV-Übertragungen aus seinem Volkstheater folgten, manche waren Straßenfeger. Bei einem Schwank hatte er 88 Prozent Marktanteil, das gilt noch immer als Einschaltquoten-Rekord.
Millowitsch wirkte in vielen Filmproduktionen mit, für Fernsehen und Kino. Dabei stand er mit Romy Schneider, Peter Alexander, Harald Juhnke oder Liselotte Pulver vor der Kamera. Das Publikum mochte ihn in Musikfilmen, Verwechslungs- und Heimatkomödien. In ernsten Rollen, etwa in „Hamlet“, kam Millowitsch nicht an. In der WDR-Serie „Klefisch“ spielte er noch mit 80 Jahren einen Kommissar a. D. und erfüllte sich damit einen Lebenstraum.
Millowitsch stammte aus einer Schauspielerdynastie, stand selbst schon als Knirps auf der Bühne, ohne je eine Schauspielschule von innen gesehen zu haben. Auch einen Schulabschluss hatte er nicht gemacht. Eigentlich habe er nie etwas Richtiges gelernt, sagte er einst über sich selbst. Bundesverdienstkreuz, „Bambi“ und ein Denkmal in der Kölner Innenstadt erhielt er trotzdem. Millowitsch sang auch – vor allem Stücke zum Schunkeln und Feiern im Karneval wie „Schnaps, das war sein letztes Wort“, „Wir sind alle kleine Sünderlein“ oder „Kölsche Jung“. Er brachte es auf rund 30 Schallplatten-Produktionen. Wegen eines Hüftleidens trat Millowitsch 1995 von der Bühne ab, ein Jahr später stand er zum letzten Mal vor der Kamera. Zu seinem 90. Geburtstag wurde eine große Feier ausgerichtet.
Als er Monate später starb, nahmen Hunderttausende Anteil, verfolgten die Trauerfeierlichkeiten in der Stadt oder an den Fernsehschirmen. Nach seinem Tod wurde ein zentraler Platz im Herzen Kölns nach ihm benannt. „Das Besondere an ihm war seine Offenheit und die Art, wie er auf die Menschen zu gegangen ist“, erinnert sich Peter Millowitsch (59). Bühne und Beruf seien ihm allerdings wichtiger gewesen als die Familie, es habe Meinungsverschiedenheiten und Querelen gegeben, hatten die vier Millowitsch-Kinder durchblicken lassen. „Aber mit Abstand sieht man die Dinge klarer, warum er so war, wie er nun mal war“, sagt Sohn Peter. Schauspielerin Mariele Millowitsch, eine von drei Töchtern, verriet jüngst in der ARD, ihr Vater habe „massive Versagensangst“ gehabt, diese aber immer gut kaschieren können. Millowitschs Frau Gerda, mit der er seit 1946 verheiratet war, starb 2004.
„Theater zu machen, war schon immer schwer, auch zu Willys Zeiten“, klagt Peter Millowitsch. Nach ihm werde das Traditionshaus wohl keine Zukunft mehr haben, glaubt der Theaterchef. Der Name Willy Millowitsch werde aber unvergessen bleiben: „Willy ist ein Kölner Wahrzeichen und wird es auch bleiben.“