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Volkach: Samstagsbrief: Das Hochwasser hat gezeigt, wie wichtig Ihr Einsatz für die Feuerwehr ist, Moritz Hornung!

Volkach

Samstagsbrief: Das Hochwasser hat gezeigt, wie wichtig Ihr Einsatz für die Feuerwehr ist, Moritz Hornung!

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    Moritz Hornung ist Pressesprecher der Volkacher Feuerwehr und war einer von hunderten Einsatzkräften, die am Wochenende gegen die Überschwemmungen gekämpft haben.
    Moritz Hornung ist Pressesprecher der Volkacher Feuerwehr und war einer von hunderten Einsatzkräften, die am Wochenende gegen die Überschwemmungen gekämpft haben. Foto: Heiko Becker

    Lieber Moritz Hornung,

    wir kennen uns schon eine Weile, arbeiten gewissermaßen seit Jahren zusammen. Klingt komisch, bei einer Redakteurin und einem Stadtratsmitglied? Ja, aber bevor Sie 2020 für die Grünen in den Volkacher Stadtrat und zu dessen Feuerwehr-Referent gewählt worden sind, waren Sie längst Pressesprecher der Volkacher Feuerwehr. Und noch länger engagierter Feuerwehrmann.

    Als solcher waren Sie am vergangenen Wochenende mit vielen, vielen Kameradinnen und Kameraden im Einsatz. In Unterfranken haben die Unwetter und Überschwemmungen besonders den Landkreis und die Stadt Kitzingen schlimm erwischt. Im Vergleich zum Jahrhunderthochwasser in Süddeutschland mit Toten und Verletzten sind wir hier glimpflich davongekommen. Aber auch in Kitzingen gab es Schäden in Millionenhöhe. Menschen haben Haus und Hof verloren.

    Sandsäcke befüllt und die ganze Nacht nicht geschlafen

    Sie haben gemeinsam mit hunderten Rettungskräften von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) dafür gesorgt, dass nicht noch mehr Wasser Häuser und Autos geflutet hat. Sie alle haben Sandsack um Sandsack befüllt, Barrieren gebaut, Dämme verstärkt und entwurzelte Bäume mit Kettensägen zerkleinert. Die Straßen müssen frei sein für Notfälle, lautete die Devise. Geschlafen haben Sie – wie viele andere – in dieser Nacht auf Sonntag nicht.

    Stattdessen sind Sie bald wieder losgezogen, um Schotter und Schlamm wegzuräumen, Erdrutsche zu verhindern, hunderte Keller auszupumpen. Im Feuerwehrhaus ging die Arbeit nahtlos weiter. Bezahlt werden Sie und Ihre Kameraden dafür nicht. Die normale Erwerbsarbeit wartete wie immer am Montagmorgen – auch mit so einem Wochenende in den Knochen.

    Feuerwehrleute schuften ohne Rücksicht auf das eigene Wohl

    Dieser immense Kraftakt, dieses Einstehen für andere und füreinander, dieses Schuften ohne Rücksicht auf das eigene Wohl haben mich beeindruckt. Mein Dank dafür geht stellvertretend an Sie, lieber Herr Hornung, gilt aber all Ihren Kameraden und Kameradinnen von der Feuerwehr. Lob verdienen noch viele weitere Menschen für ihren Einsatz nach dem Unwetter, doch nicht alle davon müssen noch dazu um die passende Ausstattung kämpfen.

    Heftig hatte es in Kitzingen den Bereich Talstraße/Kaltensondheimer Straße erwischt.
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    Hinter vorgehaltener Hand wird nämlich von Stadtratsmitgliedern oder Bürgermeistern durchaus die Frage gestellt: Braucht wirklich jeder kleine Ortsteil eine eigene Feuerwehr? Mit Haus, Auto, Ausrüstung? Wie viel will und kann eine Stadt, die knapp bei Kasse ist, für ihre Feuerwehr ausgeben? Und wer sagt dem Stadtrat, was wirklich nötig ist – und was vielleicht doch verzichtbar?

    Schnäppchen bei einer Auktion: Drehleiter quasi über Nacht ersteigert

    In Volkach haben Sie das als Feuerwehr-Referent vor vier Jahren übernommen. Und Ihre Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat vertrauen Ihnen offensichtlich so sehr, dass sie vor Kurzem gut 200.000 Euro genehmigt haben, um quasi über Nacht eine gebrauchte Drehleiter zu ersteigern. Dieser Erfolg war – wie immer bei der Feuerwehr – eine Gemeinschaftsleistung.

    Klein beigeben ist nicht sein Ding: Moritz Hornung ist bereits seit 20 Jahren bei der Feuerwehr.
    Klein beigeben ist nicht sein Ding: Moritz Hornung ist bereits seit 20 Jahren bei der Feuerwehr. Foto: Heiko Becker

    Selbstverständlich war es jedoch nicht, dass der Stadtrat diese Anschaffung so schnell ermöglicht hat. In Volkach gab es ganz andere Zeiten, in denen die Kommunikation zwischen Feuerwehr und dem Bürgermeister schwer gestört war. Als "zu eifrigen" Feuerwehrmann empfand Sie der damalige Bürgermeister, lehnte sogar einen kostenlosen Lehrgang ab. Aber klein beigeben ist nicht Ihr Ding.

    Immer die Volkacher? Kritik kam auch aus der Blaulichtfamilie

    Als zu eifrig empfanden wohl auch einige Mitglieder aus der Blaulichtfamilie in den Anfangsjahren Ihre Arbeit als Feuerwehr-Pressesprecher, die sie seit 2015 machen. "Immer der Moritz und die Volkacher" war teilweise der Tenor bei anderen Feuerwehren, statt sich abzuschauen, wie gute Öffentlichkeitsarbeit geht.

    Genau diese ist wichtig. Denn auch wenn der Applaus für den letzten Hochwasser-Einsatz verklungen ist, müssen Stadträte – und Bevölkerung – wissen, welche Arbeit Sie leiten. Unentgeltlich! Und warum eine Stadt wie Volkach mit knapp 9000 Einwohnern an einem so arbeitsintensiven Unwetter-Wochenende jede einzelne ihrer elf Feuerwehren braucht.

    Sie haben mir am Sonntagmorgen kurz nach 7 Uhr als Erster von der langen Nacht berichtet. Nicht weil Sie selbst so gerne gesehen werden möchten, sondern weil Sie wollen, dass die Arbeit der ganzen Mannschaft gesehen wird.

    Sie sind zwar erst 26 Jahre jung, lieber Moritz Hornung, aber bereits seit 20 Jahren bei der Feuerwehr. Bitte behalten Sie Ihren Enthusiasmus für dieses so wichtige Ehrenamt – und lassen Sie sich von Gegenwind nicht entmutigen. Aber ich glaube sowieso, der gibt Ihnen eher Auftrieb.

    Viele Grüße

    Barbara Herrmann, Redakteurin

    Persönliche Post: der SamstagsbriefJedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur.Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse.Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.

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