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Ebrach: Samstagsbrief: Im Steigerwald den dritten Nationalpark für Bayern - wann setzt die CSU ihn jetzt um, Frau Kaniber?

Ebrach

Samstagsbrief: Im Steigerwald den dritten Nationalpark für Bayern - wann setzt die CSU ihn jetzt um, Frau Kaniber?

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    Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) im Sommer 2022 beim Besuch des Steigerwald-Zentrum in Handthal. 
    Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) im Sommer 2022 beim Besuch des Steigerwald-Zentrum in Handthal.  Foto: Anand Anders

    Sehr geehrte Frau Kaniber,

    wäre das nicht ein wunderbarer Anlass für die Forstministerin, einmal mehr nach Unterfranken zu kommen? Eröffnung des dritten Nationalparks in Bayern, großes Fest für Bürgerinnen und Bürger am Waldrand in Ebrach oder anderswo zwischen Eltmann und Gerolzhofen. Mit schönen Reden und Blasmusik, Wildbratwurst und Pilzpfanne und viel Beifall.

    Gehen wir einfach mal davon aus, Sie sind dann weiter im Amt, Sie könnten sagen: Schaut, es war vor langer Zeit schon die Idee unseres Horst Seehofer, und ja, dann haben wir uns ein bisschen schwer getan – aber dann haben wir es in der Staatsregierung doch verstanden. Und jetzt, jetzt haben wir diesen dritten Nationalpark wirklich geschaffen! Hier im Steigerwald!

    Repräsentative Umfrage von Bund Naturschutz und anderen Umweltverbänden: klares Votum pro

    Frau Ministerin, Sie würden mit einem Nationalpark im Steigerwald ganz offensichtlich vielen Menschen eine Freude machen. Nicht nur bei uns im Drei-Franken-Eck, sondern in ganz Bayern. Und sogar in ihrer eigenen Wählerschaft. Denn das ist wohl das Auffälligste an dem Umfrage-Ergebnis, das Bund Naturschutz (BN) und andere Umweltschutzverbände in dieser Woche veröffentlicht haben: 73 Prozent der Menschen in Bayern finden einen Nationalpark im Steigerwald gut oder sehr gut. Und bei denen, die bei der Sonntagsfrage CSU angeben, fällt die Zustimmung mit 76 Prozent einen Tick größer aus.

    Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber und Ministerpräsident Markus Söder posieren im November 2022 im Reichswald Nürnberg für ein Foto. Dort wiesen sie drei neue Naturwälder aus. 
    Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber und Ministerpräsident Markus Söder posieren im November 2022 im Reichswald Nürnberg für ein Foto. Dort wiesen sie drei neue Naturwälder aus.  Foto: Daniel Vogl, dpa

    Bei der ähnlichen bayernweite Umfrage 2018 – kurz bevor Markus Söder ein Machtwort sprach und alle Nationalpark-Pläne für beendet erklärte – waren 64 Prozent der Befragten für ein ausgedehntes Schutzgebiet im Steigerwald ohne Eingriffe gewesen. Und bei der CSU-Anhängerschaft waren es damals auch schon 67 Prozent.

    Naturwald-Konzept: Schön, aber eben nicht groß genug

    Also, liebe Frau Kaniber, wie wär's mit einem festen Versprechen, noch vor der Landtagswahl? Sie werden entgegnen: Was soll das, die Debatte ist seit 15 Jahren hinreichend geführt, die Bayerische Staatsregierung ist mit ihrem Konzept kleiner geschützter Naturwälder doch auf dem richtigen Weg. Uns ist doch klar, dass die Umweltschutzverbände gerade mal wieder versuchen, mit so einer Umfrage das ausgetrocknete Thema im Wahlkampfjahr neu sprießen zu lassen. Überhaupt – nur wieder eine Umfrage.

    Das Nationalpark Bündnis Bayern mit BN, Greenpeace und dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz hat beim Meinungsforschungsinstitut Kantar Public diese Umfrage in Auftrag gegeben. 1004 Personen ab 18 Jahren in Bayern wurden in diesem Juni telefonisch befragt. Das ist repräsentativ. Das Ergebnis ist deutlich.

    Der Steigerwald: ein Waldgebiet mit einzigartigem Buchenbestand und seltener Artenvielfalt 

    Uralte majestätische Buchen, die 40 Meter hoch in den Himmel ragen, Bäche, die sich durch stille Wiesentäler schlängeln, Schluchten im Wald, deren Hänge so steil sind, dass Forstwirtschaft nicht lohnt. Und in diesem wertvollen Laubwaldgebiet eine Flora und Fauna, wie es sie anderswo nicht mehr gibt.

    Frau Kaniber, die CSU würde da was richtig Gutes tun – und könnte zeigen, dass sie auch im Wald die bestimmende Partei ist. Und nicht die Freien Wähler mit Hubert Aiwanger, dem energischen Nationalpark-Gegner und Wirtschaftsminister, der Münchner Beobachtern zufolge ohnehin ständig in Ihrem Ressort mitmischen will. Die Regierung hätte mit der Ausweisung von gut 10.000 Hektar Staatsforstfläche zum Großschutzgebiet wenn nicht die volle, dann doch die breite Bürgerunterstützung.

    Vorbild Nationalpark Bayerischer Wald: Zustimmung wächst auch

    War das nicht das Argument vor fünf Jahren, die Zustimmung? Erklärte nicht Markus Söder, den dritten Nationalpark werde es nicht geben gegen den erklärten Willen der Bevölkerung? Über diesen Willen sollten Sie womöglich noch mal nachdenken. Und dass so eine Zustimmung nur weiter wächst, ist so ein Nationalpark erst einmal da, hat der Bayerische Wald vor vier Jahrzehnten eindrucksvoll gezeigt. Und neulich erst hat ja eine Studie - okav, von den Grünen beauftragt - ergeben, dass ein Nationalpark im Steigerwald dem Klimaschutz helfen, das Artensterben eindämmen und die Wirtschaftskraft der Region ankurbeln könnte.

    Sie und der Ministerpräsident haben neulich einen neuen Waldpakt geschlossen, mit den Verbänden von Waldbesitzern und Bauern. Ihr Bekenntnis darin: Der Naturschutz in Bayerns Wälder wird nicht ausgeweitet, gesetzt wird auf nachhaltige Bewirtschaftung, die Wälder werden nicht ihrer natürlichen Entwicklung überlassen. Wörtlich meinten Sie: "Statt auf Stilllegung und Vorgaben setzen wir in Bayern auf ein aktives Bewirtschaften und Pflegen unserer Wälder. Denn nur so können wir in der Klimakrise den Wald für kommende Generationen erhalten."

    Dass im Steigerwald eine gute Forstwirtschaft betrieben wird – keine Frage. Umweltschützer wären froh, anderswo in Bayern würde so gewirtschaftet werden wie hier. Aber so ideale Voraussetzungen für ein eindrucksvolles großes Schutzgebiet gibt es eben anderswo nicht.

    Eröffnung eines dritten Nationalparks in Bayern: Die Grünen-Bundesumweltministerin ist bestimmt gerne dabei 

    Übrigens, die Bundesumweltministerin war eben erst auf Stippvisite in Handthal und war trotz Kürze der Zeit wohl ziemlich beeindruckt von Artenvielfalt und Buchenpracht. Beim Waldspaziergang wollte sich die Grünen-Ministerin einen kleinen Seitenhieb Richtung Ministerpräsident nicht verkneifen: Markus Söder habe sich einst als Umweltminister ja für den dritten bayrischen Nationalpark eingesetzt.

    Laden Sie doch Steffi Lemke zur Eröffnung des Nationalparks Steigerwald auch ein, liebe Frau Kaniber. Der Gast aus Berlin wird dann sicher gern ein wenig länger bleiben.

    Mit freundlichen Grüßen nach München,

    Alice Natter, Redakteurin

    Persönliche Post: Der "Samstagsbrief"Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.MP

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