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Schweinfurt: Samstagsbrief: Liebe Erlöserschwestern, übernehmen Sie echte Verantwortung für das Krankenhaus St. Josef

Schweinfurt

Samstagsbrief: Liebe Erlöserschwestern, übernehmen Sie echte Verantwortung für das Krankenhaus St. Josef

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    Schwester Monika Edinger, Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Erlösers, bei einem Pressegespräch im Rathaus Schweinfurt in diesem Juli. Kurz zuvor hatten die Erlöserschwestern das Aus für das Krankenhaus St. Josef verkündet. 
    Schwester Monika Edinger, Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Erlösers, bei einem Pressegespräch im Rathaus Schweinfurt in diesem Juli. Kurz zuvor hatten die Erlöserschwestern das Aus für das Krankenhaus St. Josef verkündet.  Foto: Martina Müller

    Sehr geehrte Frau Generaloberin Schwester Monika,

    ich gebe zu, als am 25. September eine E-Mail Ihres Ordens in der Redaktion ankam mit dem Hinweis auf eine Pressekonferenz zum Krankenhaus St. Josef, hatten wir nicht damit gerechnet, was kommen sollte. Dass Sie, werte Schwester Monika, im Namen der Erlöserschwestern dort den Weiterbetrieb des Krankenhauses über den 31. Dezember hinaus verkündeten, schien ein Coup.

    Leider war schnell klar: Es war kein Coup, es war ein Pyrrhussieg. Am 23. Juli hatten Sie erklärt, die Erlöserschwestern wollten sich aus finanziellen Gründen als Träger des Krankenhauses St. Josef zum Ende des Jahres zurückziehen.

    Die Erlöserschwestern haben die Zukunftssorgen nicht gemindert - sondern maximiert

    Nun wollen Sie doch weitermachen. Aber nicht auf Dauer. Die Situation hat sich also nicht verändert. Sie erwiesen Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und all denen, die sich in den vergangenen Monaten intensiv darum gekümmert hatten, die Zukunft der Krankenhausversorgung in Schweinfurt ab Januar 2025 zu sichern, mit dieser erneut überraschenden Nachricht einen echten Bärendienst. Sie haben die Sorgen über die Zukunft von St. Josef damit nicht gemindert, sondern maximiert.

    Sehr geehrte Generaloberin, ich möchte ehrlich sein: Bei mir haben Sie mit dieser 180-Grad-Kehrtwende jedes Vertrauen darauf verspielt, dass Ihr Orden in der Lage sein könnte mit dem Weiterbetrieb des Krankenhauses einen Beitrag zur Sicherung der Gesundheitsversorgung in Stadt und Landkreis Schweinfurt zu leisten.

    Ich finde es auch nicht statthaft, dass Sie die Stadt, den Landkreis, den Bezirk Unterfranken und den Freistaat nun in die Pflicht nehmen. Bei aller völlig berechtigten Kritik an Land und Bund bezüglich der Krankenhausfinanzierung: Ihr Orden ist für St. Josef verantwortlich. Niemand sonst.

    Klinik mitten in der Stadt: Luftaufnahme des Schweinfurter Krankenhauses St. Josef.
    Klinik mitten in der Stadt: Luftaufnahme des Schweinfurter Krankenhauses St. Josef. Foto: René Ruprecht

    Ich kann nachvollziehen, dass Ihr Orden sich ungerecht behandelt fühlt. 93 Jahre alt ist St. Josef schon. Die Klinik ist vor allem durch den mitfühlenden Umgang der Schwestern mit den Patientinnen und Patienten zum "Sepperl" geworden, zum Krankenhaus der Schweinfurter. Meine älteste Schwester ist im "Sepperl" geboren, ich selbst bin dort auch schon behandelt worden. Und natürlich verstehe ich, dass Sie große Angst um die Zukunft Ihres Ordens haben, wenn Sie weiter Träger bleiben.

    Warum wurden die wichtigen Fragen nicht vor der Entscheidung geklärt?

    Wer ein Krankenhaus betreibt, muss das mit großer Professionalität tun. Gerade weil es um das höchste Gut, die Gesundheit der Menschen, geht.

    Wie kann das sein, werte Generaloberin, dass Sie und Ihr Team in der Geschäftsführung des Krankenhauses nicht schon Anfang 2024 alle Optionen auf Herz und Nieren geprüft haben: Was kostet ein Sozialplan? Müssen Zuschüsse des Freistaates zurückgezahlt werden und wenn ja, wann? Wie kann das Krankenhaus wieder rentabel werden? Was haben wir selbst falsch gemacht, dass es im Jahr 2023 zu einem Defizit von 4,3 Millionen Euro kam?

    Es gibt ein Tondokument aus der Mitarbeiterversammlung am 25. September. Es ist bezeichnend: Ihre Mitarbeitenden vertrauen Ihnen zu einem Großteil nicht mehr, weil Sie diesen zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen drei Jahren, seit Beginn der Diskussion um das Schweinfurter Modell reinen Wein eingeschenkt haben. Das Modell sah eine Kooperation mit dem städtischen Leopoldina-Krankenhaus vor - Sie selbst haben die Gespräche beendet.

    Ein Affront gegenüber dem Oberbürgermeister und dem Leopoldina-Krankenhaus

    Und nur Sie als Träger von St. Josef entscheiden, wie es weitergeht. Doch warum binden Sie Ihr Personal und insbesondere Ihre Partner in der Stadt nicht vor der Entscheidung ein? Selten in den bisher 14 Jahren seiner Amtszeit hatte man Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) so sichtlich angefressen erlebt, wie bei der Pressekonferenz von Stadt, Landkreis und Bezirk am 27. September. Schweinfurts OB hat vor allem Sie, werte Generaloberin, immer öffentlich verteidigt. Jetzt erfuhr die Stadtverwaltung offenbar durch einen Anruf unserer Redaktion von Ihrer Kehrtwende. Das hinterlässt mich sprachlos.

    Sehr geehrte Schwester Monika, seien Sie versichert, ich respektiere Ihr christliches Wertegerüst. Aber ich bin in dieser Sache der Meinung der Schweinfurter SPD-Stadträtin Kathi Petersen: "Man kann nicht die Binnenmoral gesellschaftlich verpflichtend machen." Sie selbst sagten, dass sich die Erlöserschwestern und die Stadt beim Schweinfurter Modell zu 95 Prozent einig waren.

    Um was geht es bei den fehlenden fünf Prozent? Sind die entscheidend und zwingend im Sinne der Patientinnen und Patienten?

    Es ist am Orden, eingerissene Brücken wieder aufzubauen

    Es gibt zahlreiche Beispiele in Bayern, wo es problemlos gelingt, dass christliche und kommunale Träger ihre "weltanschaulichen" Differenzen, wie Sie das nennen, überwinden. Aus meiner Sicht liegt es nun an Ihnen, an den Erlöserschwestern, die von Ihnen in den vergangenen Jahren eingerissenen Brücken wieder aufzubauen.

    Mit hoffnungsvollen Grüßen aus Schweinfurt,

    Oliver Schikora, Redakteur

    Persönliche Post: der SamstagsbriefJedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.MP

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