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Ein Steilpass für den Kanzler?

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Ein Steilpass für den Kanzler?

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    Berlin Die Idee hatte Industriepräsident Michael Rogowski, von dem bekannt ist, dass er mit dem Bundeskanzler besonders gut kann. Gerhard Schröder nahm den Vorstoß mit einem freudigen Grinsen auf: Wirtschaft und Bundesregierung wollen im Weltmeisterschafts- und Wahljahr 2006 gemeinsame Sache machen. "1. FC Deutschland 06" wird eine große Werbekampagne heißen, mit der schon ab Mitte kommenden Jahres und dann rund um das Großereignis das Image der Republik gründlich aufpoliert werden soll. Die Skepsis ist jedoch groß, die Angst vor verkappter Wahlhilfe vor der Bundestagswahl geht um.

    Was Gerhard Schröder vor einigen Wochen beim Abendessen mit ein paar Wirtschaftsbossen ausgekungelt hat: Eine Kampagne soll es werden, die Deutschland als "ein modernes, starkes, innovatives Wirtschaftsland" darstellt, so der scheidende BDI-Präsident Rogowski. Dafür ist die Wirtschaft bereit, zehn Millionen Euro aufzuwenden. Weitere zehn Millionen will die Bundesregierung aus dem Verkauf der WM-Silbermünzen spendieren. Start von "1. FC Deutschland 06" soll kurz vor dem "Konfederation Cup" im Sommer des nächsten Jahres sein, der als WM-Generalprobe gilt.

    Insider vermuten aber mehr als nur die Vermittlung eines schönen und für ausländische Investoren interessanten Deutschlandbildes: Der Vorwurf der Propaganda, der Wahlkampfhilfe macht die Runde, der Instrumentalisierung des Fußballs. Schließlich stellt sich Schröder im WM-Jahr dem Bürgervotum. Die Opposition schäumte daher, als die Vereinbarung kürzlich bekannt wurde - jetzt gibt sie sich wieder zahm: "Streitfrei", hieß es nach der Sportausschuss-Sitzung, sei das Thema über die Bühne gebracht worden.

    Ganz so ist es jedoch nicht. Das FDP-Ausschussmitglied Detlef Parr bleibt äußerst skeptisch, zumindest habe die erste Kritik an der Kampagne gefruchtet: Die Bundesregierung sicherte den Abgeordneten zu, in die Aufträge für die Werbeagenturen einen Passus einzuarbeiten, wonach "die politische Neutralität zu wahren ist". Am 19. Januar soll es im Gremium an die Details gehen, dann sitzt auch das WM-Organisationskomitee mit am Tisch. Dabei dürfte es auch um die Frage drehen, welcher unabhängige Kopf die Aktion vertreten könnte.

    Der CDU-Parlamentarier Bernhard Kaster, Oppositionsexperte für die PR-Arbeit der Bundesregierung, mahnt dennoch weiter "zu höchstem Misstrauen": Rot-Grün gebe schon Unsummen für PR aus - allein 2005 würden die Ministerien insgesamt 185 Millionen Euro in die Öffentlichkeitsarbeit investieren. Und für das WM-Jahr 2006 befürchtet Kaster nichts Gutes. Wenn überhaupt, müsse daher der Adressat von "FC Deutschland" das Ausland sein: "Die Fußballbegeisterung hier braucht man nicht noch mit einer millionenschweren Kampagne anheizen", so Kaster.

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