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Redaktionstechnik: Kontra: Die Riester-Rente ist tot

Redaktionstechnik

Kontra: Die Riester-Rente ist tot

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    Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten bezweifelt, dass sich die Riester-Rente lohnt.
    Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten bezweifelt, dass sich die Riester-Rente lohnt. Foto: Andrea Warnecke, dpa

    „Ein totes Pferd soll man nicht reiten“… So oder so ähnlich sollen die Dakota-Indianer ihre Weisheit in einen Sinnspruch gefasst haben. Es gibt viele Witze, wie Unternehmensberater das Probleme des toten Pferdes lösen. Man setzt dem Pferd etwa frisches Futter vor und hofft, dass es aufspringt. Oder man besorgt einen bequemeren Sattel, denn man sitzt ja etwas länger darauf. In den Witzen hilft das natürlich nichts, denn das Pferd ist eben tot.

    So verhält sich das auch mit der Riester-Rente. Die Idee ist sehr gut! Eine preisgünstige, rentable Altersvorsorge, bei der diejenigen, die sie brauchen, auch noch staatliche Zuschüsse bekommen. Die Riester-Rente wäre dann so etwas wie der Araber-Hengst unter den Vorsorgeangeboten. Nur dumm eben, dass die Riester-Rente nicht zum Laufen gekommen ist. Und schade, dass das Pferd jetzt tot am Boden liegt.

    Sind die Versicherungsunternehmer das Problem?

    Was ist geschehen? Die Politik hat sich vor knapp 20 Jahren darauf versteift, dass bestimmte Anforderungen an die Riester-Rente in jedem Fall erfüllt sein müssen. Unter anderem soll jeder Vertrag immer in eine Rentenversicherung bei einem Versicherungsunternehmen münden – spätestens ab Alter 85. Bis auf die selbstgenutzte Immobilie gilt das auch heute noch. Damit sind aber in jedem Fall immer die Versicherungsunternehmen dabei. Und da liegt das Problem.

    Versicherungsunternehmen sind in vielen Bereichen unverzichtbar. Sie sichern Risiken ab, die man sonst nicht in den Griff bekommt. Was sie aber nicht können: vernünftige Altersvorsorge. Die Angebote sind mit hohen Kosten belastet. Sie sind extrem unflexibel. Und sie sind so unverständlich, dass kaum jemand versteht, was mit den eingezahlten Geldern dann tatsächlich passiert. Und was am schlimmsten ist: Es wird so getan, als würden die Versicherten fair an den Überschüssen beteiligt. Genau das ist aber eben nicht der Fall. Wir vom Bund der Versicherten reden deshalb schon seit über 30 Jahren davon, dass die Lebensversicherung zur Altersvorsorge legaler Betrug ist.

    Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten: Axel Kleinlein.
    Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten: Axel Kleinlein. Foto: Valeska Achenbach

    "Wir brauchen eine andere Form von Riester"

    So kam es, dass die großartige Idee der Riester-Rente durch den Einbezug der Versicherer verschlechtert wurde. Was eigentlich ein Araber-Hengst sein sollte, das wurde durch die Versicherer zum lahmen Ackergaul. Komplizierte Bürokratie-Vorschriften und Niedrigzinsphase ließen das Tier erst röcheln – übermäßige Langlebigkeitsannahmen und erdrückende Kosten der Versicherer gaben ihm dann den Rest. Das Pferd ist tot.

    Wer jetzt noch versucht mit höheren Zulagen die Riester-Angebote künstlich aufzupeppen, der setzt dem toten Gaul nur frisches Futter vor. Auch noch hübschere und transparentere Prospekte und Vertragsunterlagen werden nur genauso viel helfen wie ein schöner neuer Sattel: Ist das Pferd tot, kann man es nicht reiten. Wir sollten uns endlich das Scheitern des Riester-Projekts im Zusammenspiel mit den Versicherern eingestehen. Wir müssen in Sachen Altersvorsorge radikal umdenken und aufhören auf die Versicherer zu setzen. Die sollen sich um das kümmern, was sie wirklich beherrschen - nämlich Risiken zu versichern. Altersvorsorge gehört nicht dazu.

    Wir brauchen eine andere Form der Riester-Vorsorge, eine ohne Versicherungsunternehmen! So als ob man auf das Pferd verzichtet und viel bequemer mit dem Auto weiterfährt. Zum Beispiel http://www.roland-schaefer.de/totespferd.htm

    Axel Kleinlein Axel Kleinlein ist 1969 in Werneck (Lkr. Schweinfurt) geboren und seit 2011 im Bund der Versicherten Vorstandssprecher. Seit knapp 20 Jahren treibt ihn das Thema Versicherungen um. Erst arbeitete er als Versicherungsmathematiker bei der Allianz, 2000 wechselte er in den Verbraucherschutz und betreute bei der Stiftung Warentest den Bereich Lebensversicherung und Altersvorsorge. Drei Jahre später wechselte er zur Assekurata Assekuranz Rating-Agentur in Köln, wo er mehrere Branchenuntersuchungen zu Lebensversicherungen leitete. Seit 2007 unterstützte er zudem den Verbraucherzentralen Bundesverband als Referent für den Bereich Altersvorsorge und Kapitalanlagen. 2011 wurde er in den Vorstand des Bund der Versicherten berufen. Im April 2016 wurde Axel Kleinlein als einer von vier Vizevorsitzenden in den Vorstand der europäischen Verbraucherschutzorganisation Better Finance gewählt, der größten Dachorganisation von unabhängigen Verbraucherverbänden (NGOs) für Finanzdienstleistungen in den EU-Staaten.

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