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Leitartikel: Buhmann Weselsky

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Leitartikel: Buhmann Weselsky

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    Leitartikel: Buhmann Weselsky
    Leitartikel: Buhmann Weselsky

    Zum Streik der Lokführer fällt mir spontan eines ein: Es reicht jetzt. Nein, nicht der Streik. Die allgemeine Hetzjagd auf die GDL und ihren Chef Claus Weselsky muss beendet werden. Wir dürfen nicht mit denen heulen, die wie eine Meute Wölfe über den „harten Hund“ (Weselsky) herfallen, der angeblich das ganze Land lahmlegt. Ihn persönlich haftbar macht, dass Millionen Deutsche stundenlang auf zugigen Bahnsteigen herumstehen müssen und sich dort, so die Botschaft, das Zipperlein oder Schlimmeres holen.

    Wir sollten uns auch nicht im Kaffeesatzlesen üben, um zu ergründen, warum der „durchgeknallte Chef einer Kleingewerkschaft ein ganzes Land als Geisel nimmt“, wie wir so oder ähnlich lesen und hören mussten. Seriösen Medien verbietet es sich, den Mann dergestalt in den „Focus“ zu nehmen, dass die Öffentlichkeit aus der Zeitung erfährt, wo und wie der „aktuell wohl meistgehasste Deutsche“ wohnt. Gnadenlos ist das, fast ein Aufruf zur Selbstjustiz. Schluss damit.

    Man kann ja der Meinung sein, dass der Streik der Lokführer unverhältnismäßig ist und deshalb vorzeitig beendet werden muss. Deswegen kamen die Richter am Arbeitsgericht Frankfurt am Donnerstag zusammen, um eine Eilentscheidung zu treffen. Unabhängig von dem Richterspruch aber gilt: Die Kirche muss im Dorf bleiben.

    Das Streikrecht ist nun mal ein Grundrecht, und ein Arbeitskampf immer auch ein Machtkampf – manchmal eben auch zwischen konkurrierenden Gewerkschaften. Das von Arbeitgeberverbänden vehement geforderte und von Arbeitsministerin Andrea Nahles schnell zusammengezimmerte Gesetz zur Tarifeinheit setzt kleine Gewerkschaften massiv unter Druck. Wenn sie ihre Basis nicht verbreitern, dann haben sie bald nichts mehr zu melden. Aus Weselskys Sicht ist es da nur logisch, die bei der GDL organisierten Bordbegleiter und Speisewagenkellner wirksam vertreten zu wollen.

    Man kann der GDL schließlich nicht vorwerfen, dass sie klein und kampfwillig ist. Große Gewerkschaften sind nicht automatisch besser, sie neigen vielmehr zur Trägheit. Das mag mit ein Grund sein, dass die Reallöhne jahrelang gesunken sind und sich die Arbeitsbedingungen in vielen Branchen verschlechtert haben. Nachvollziehbar, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die das nicht weiter hinnehmen wollen, sich kleinen, aktiveren Gewerkschaften anschließen. Getreu dem Spruch: Konkurrenz belebt das Geschäft.

    Machen wir uns doch nichts vor: Ein Streik ohne massiven Druck auf die Arbeitgeber ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Den Bahnkonzern schmerzt ein Ausstand nur, wenn Verluste in beträchtlicher Höhe entstehen. Und dazu kommt es nur, wenn konsequent gestreikt wird. Dann leiden unvermeidlich die Fahrgäste, man muss das trotz allen Mitgefühls für die auf Bahnhöfen gestrandeten Reisenden ganz nüchtern feststellen.

    Übrigens streiken gerade die Bediensteten eines Unternehmens, das lange Zeit durch und durch staatlich war. Lokführer waren Beamte, an ihnen lag es nicht, wenn der Zug nicht fuhr. Dann kam die Politik und privatisierte. Und in der Privatwirtschaft aber darf der Arbeitnehmer alle legalen Mittel einsetzen, um seine privaten Interessen gegen die anderer durchzusetzen. Etwa gegen die Interessen der Anteilseigner der Deutschen Bahn.

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