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WÜRZBURG: Kommentar: Olaf Scholz darf sich als Wahlgewinner fühlen

WÜRZBURG

Kommentar: Olaf Scholz darf sich als Wahlgewinner fühlen

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    SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz präferiert eine Koalition mit den Grünen.
    SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz präferiert eine Koalition mit den Grünen. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

    Die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz hat einen beachtlichen Triumph bei den Bundestagswahlen errungen. Noch vor wenigen Wochen hatte kaum jemand der Partei einen so großen Stimmenzuwachs zugetraut. Nach einem jahrelangen Umfragetief schienen die Sozialdemokraten so weit von einem Wahlerfolg entfernt, wie die CDU von einem Bündnis mit der Linken. Doch dem eher als dröge geltenden Scholz gelang mit seiner Strategie der Fehlervermeidung ein bemerkenswerter Aufstieg.

    Scholz stehen die Türen zum Kanzleramt offen

    Für den im Wahlkampf stets demonstrativ Ruhe und Gelassenheit ausstrahlenden Spitzenmann der Genossen stehen nach ersten Hochrechnungen die Türen zum Kanzleramt mehr als nur einen Spalt breit offen. Theoretisch haben die Sozialdemokraten mindestens zwei Bündnisoptionen: eine Ampel mit Grünen und FDP und die eher unwahrscheinliche Fortsetzung der Großen Koalition.

    Olaf Scholz hat keinen Zweifel daran gelassen, dass eine Ampelkoalition seine Wunschformation ist. Die Grünen, die mit Abstand ihr bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl erreichten, haben ebenfalls Sympathie für ein solches Regierungstrio bekundet. Auch wenn Grünen-Co-Chef Robert Habeck sich in einer ersten Stellungnahme nicht festlegen wollte, bekannte er: „Es gibt die SPD-Nähe.“

    Schwierig dürfte es werden, die Liberalen für das Ampel-Projekt zu gewinnen. FDP-Chef Christian Lindner hat bereits angekündigt, dass seine Partei nicht bereit ist „unser Land auf einen Linksdrift zu schicken“. Im Klartext: Die FDP strebt Regierungsverantwortung in einer Koalition mit Union und Grünen an.

    Obwohl Spitzenkandidat Armin Laschet für die CDU/CSU das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte eingefahren hat, ließ er keinen Zweifel daran, ein solches Jamaika-Bündnis schmieden zu wollen. Der politisch angezählte Bergmannssohn strebt an, „eine Regierung unter Führung der Union zu bilden“. Dabei ist Laschet mit seinem von Pannen und Ungeschicklichkeiten geprägten Wahlkampf den Beweis seiner Kanzlertauglichkeit weitgehend schuldig geblieben. Er trägt größtenteils die Verantwortung für das Debakel der Union.

    Freilich: Der erste Anlauf zu einer solchen Jamaika-Koalition war nach der Bundestagswahl 2017 krachend gescheitert. Und dass dieses Mal ausgerechnet ein Wahlverlierer ohne ausreichenden Rückhalt in den eigenen Reihen die Grünen davon überzeugen kann, mit Schwarz und Gelb unter seiner Führung die Republik zu regieren, ist schwer vorstellbar. Fest steht: Grüne und FDP sind die Kanzlermacher. Sie entscheiden am Ende, wer als Nachfolger von Angela Merkel deren Büro im Bundeskanzleramt beziehen wird.

    Rot-Rot-Grün ist als Option vom Tisch

    Vom Tisch scheint indes ein rot-rot-grünes Linksbündnis zu sein, das die Union im Wahlkampf als Schreckgespenst für Deutschland aus der Mottenkiste hervorgekramt hatte. Starke Stimmenverluste der Linken lassen bezweifeln, dass die Partei überhaupt in den Bundestag einziehen wird.

    Es deutet jedenfalls alles auf eine komplizierte Regierungsbildung hin. Mit einem zügigen Ergebnis ist nicht zu rechnen. Der Wahlabend hat gezeigt, dass mit der Stimmabgabe das Tauziehen um die Macht in Berlin nicht beendet ist. Vielmehr markiert das Votum der Bürgerinnen und Bürger nur den Auftakt für ein mutmaßlich zähes Ringen.

    Die Spannung, wer Angela Merkel nach 16 Jahren nachfolgt, wird das Land wohl über Wochen hinweg beschäftigen. Deutschland steht vor einer politischen Achterbahnfahrt, von der niemand weiß, wann sie enden wird.

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