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Estenfeld: Samstagsbrief: Liebe Sophia, die Politik muss Euch Schüler schützen!

Estenfeld

Samstagsbrief: Liebe Sophia, die Politik muss Euch Schüler schützen!

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    Am Dienstag geht in Unterfranken für 11 314 Erstklässler die Schule los. Eine von ihnen ist die sechsjährige Sophia, die sich auf ihren ersten Schultag freut – trotz Corona!
    Am Dienstag geht in Unterfranken für 11 314 Erstklässler die Schule los. Eine von ihnen ist die sechsjährige Sophia, die sich auf ihren ersten Schultag freut – trotz Corona! Foto: Patty Varasano

    Liebe Sophia,

    Nun steht er bevor: dein erster Schultag! Vor Aufregung konntest du die vergangenen Tage kaum einschlafen. Wie sieht dein Klassenzimmer aus? Ist deine Lehrerin nett? Und was ist wohl in der Schultüte? Aber nicht nur du bist aufgeregt. Auch wir Eltern sind es – und grübeln allerdings über ganz andere Fragen. Wie lange wird es bis zur ersten Quarantäne dauern? Wann ist Home-Schooling angesagt? Bleibt mein Kind gesund?

    11 314 Erstklässler starten am Dienstag in Unterfranken in einen neuen Lebensabschnitt. Und während für viele Erwachsene, die sich haben impfen lassen können, der Alltag fast wieder normal scheint, gibt es für dich und deine Mitschüler vorerst noch eine Maskenpflicht – auch im Unterricht am Platz. 

    Große Erwartungen ruhen auf diesem Schulanfang. Dafür haben Markus Söder und Co. gesorgt. Der Schulbetrieb habe Priorität, hieß es immer wieder. Und auch der bayerische Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) beteuert, dass Präsenzunterricht seine "oberste Maxime" sei. Die Garantie dafür will er jedoch nicht geben. Der Grund? Liebe Sophia, du kannst es dir sogar mit deinen sechs Jahren bereits denken: Corona.

    "Testkonzepte", "Hygienekonzepte" und "Lüftungskonzepte" sollen Kinder schützen

    Wir befinden uns in der vierten Welle. Und die betrifft vor allem Ungeimpfte und Jüngere. Die Inzidenzen sind hoch, zählen aber im Grunde nicht mehr. Dafür die Ampel – und die steht auf Grün. Dennoch dürfen wir jetzt nicht leichtsinnig sein. Ihr Kinder verdient es, geschützt zu werden. "Testkonzepte", "Hygienekonzepte", "Lüftungskonzepte" – unisono schallen die Versprechungen in den letzten Tagen aus den Mündern der Volksvertreter. Und nach dem vergangenen Schuljahr ist das auch an der Zeit!

    In der Corona-Pandemie hatten es alle nicht leicht. Aber Kinder und Jugendliche hat es besonders getroffen. In wichtigen Entwicklungsphasen war euer Leben plötzlich auf den Kopf gestellt und von Einschränkungen bestimmt. Und lange Zeit hatte man das Gefühl, dass Familien in dieser Zeit an letzter Stelle stehen.

    Fast mantraartig wurde bereits im Frühjahr von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärt, dass alle Menschen bis zum Sommer ein Impfangebot bekommen. Dabei war zu diesem Zeitpunkt schon längst klar, dass dies nicht für Kinder unter zwölf Jahren funktionieren wird. Ihr Kinder wurdet gar nicht gesehen. Im Mai ist Familienministerin Franziska Giffey (SPD) zurückgetreten. Eine neue Ministerin oder einen neuen Minister für dieses Amt gibt es seitdem übrigens nicht. Das macht Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) nun nebenbei einfach mit. Ob das beim Wirtschaftsministerium auch passiert wäre?

    Diskussionen über Luftfilter in den Klassenzimmern

    Zum neuen Schuljahr muss ein neuer Umgang mit Kindern und Jugendlichen gefunden werden. Gerade auch, weil Kinder bisher nicht die Treiber der Pandemie waren. Die Politik hatte lange Zeit, um zu reagieren, nun gilt es, Versprechen einzuhalten. Söder hatte das Ziel ausgegeben, dass bis September alle Klassenzimmer mit mobilen Filtergeräten ausgestattet werden sollen. Was wurde bereits in den lokalen Gremien über Luftfilter diskutiert? Dabei ging es vor allem um Kosten und Zeiträume, nicht um eure Gesundheit. Und nun? Werden zu Schulbeginn wohl nur gut ein Drittel der Klassen in Bayern Luftreiniger haben. Dies sind vertane Chancen.

    Für Kinder ist die Wahrscheinlichkeit schwer am Coronavirus zu erkranken geringer, aber es gibt sie. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie sind seit Beginn der Pandemie bundesweit insgesamt 1755 Kinder und Jugendliche mit Covid-19 ins Krankenhaus gekommen. Und auch über die Folgen von Long Covid weiß man bisher noch wenig. Aber auch die psychischen Folgen aufgrund von Schulschließungen und Isolation durch Quarantänemaßnahmen  dürfen nicht unterschätzt werden.

    Kinder zu schützen wird Balanceakt und Mammutaufgabe zugleich

    Sophia, es gilt euch einen geregelten Alltag zu ermöglichen – ohne euch dem Virus auszuliefern. Das wird Balanceakt und Mammutaufgabe zugleich. Die Offenhaltung der Schulen und Kitas darf nicht mit einer Durchseuchung der Kinder einhergehen. Und vor allem ist es wichtig, euch nicht wieder zu vergessen!

    Deine Büchertasche ist schon gepackt und deine Schultüte wartet darauf, stolz deinen Freundinnen präsentiert zu werden. Und auch dein wichtigstes Accessoire für den ersten Schultag liegt schon bereit: die farblich passende Maske. 

    Dir und allen anderen Kindern, die die vergangenen 19 Monate so tapfer durchgestanden haben, wünsche ich zu eurem Schulanfang vor allem eines: Bleibt gesund!

    Deine Mama,

    Julia Back, Redakteurin

    Persönliche Post: Der "Samstagsbrief"Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.Quelle: red

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