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LEITARTIKEL: Kommentar: Warum Kiffen nicht länger verboten sein sollte

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Kommentar: Warum Kiffen nicht länger verboten sein sollte

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    Die Mehrheit der Bundesbürger spricht ist laut Umfrage gegen die Legalisierung von Cannabis.
    Die Mehrheit der Bundesbürger spricht ist laut Umfrage gegen die Legalisierung von Cannabis. Foto: Matt Masin

    Man muss beim Thema Kiffen nicht so radikal denken wie der Kabarettist Wolfgang Neuss. „Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen“, hat er vor Jahrzehnten in launiger Abwandlung eines berühmten Zitats gefordert. Aber ein Umdenken ist im Gange – sogar bei der Polizei. Die Diskussion gewinnt an Glaubhaftigkeit, wenn nun sogar der Chef der Kripo-Gewerkschaft bekennt: Die harte Linie von Verbot und Verfolgung ist gescheitert – und eine Legalisierung nur noch eine Frage der Zeit.

    Rund zwei Millionen Menschen konsumieren nach Angaben der Bundesregierung regelmäßig Cannabis. Fast 40 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Deutschland haben mindestens einmal in ihrem Leben einen Joint geraucht. Und die sollen alle kriminell sein?

    Die Forderung nach einem Recht auf Rausch mag sich platt anhören. Aber – anders als beim Alkohol – ist der Erwerb von Haschisch und Marihuana verboten. Wer erwischt wird, macht sich strafbar. Dem konsumierenden Kiffer drohen Führerscheinentzug, Geld- und Haftstrafen.

    Viele bürokratische Hürden für Schmerzpatienten

    Warum wird bei Cannabis und Alkohol mit zweierlei Maß gemessen? Gerade beim Cannabis sind es nicht nur die Genusssüchtigen, die sich den Stoff vom Dealer um die Ecke besorgen. Auch Patienten mit permanenten Schmerzen und Krebskranke profitieren von der berauschenden Wirkung. Ihnen werden viele bürokratische Hürden in den Weg gelegt. Kranke werden kriminalisiert, wenn sie Cannabis als Medikament einsetzen wollen – das ist absurd.

    Die Bilanz der Verbotspolitik ist nicht berauschend, sondern ernüchternd: Da muss man gar nicht darauf verweisen, dass die Alkohol-Prohibition in den USA in den 1920er Jahren vor allem die Mafia gestärkt hat. Wir haben vor der eigenen Tür illegale Organisationen herangezüchtet, die mit dem Verkauf verbotener Drogen Milliarden machen. Ihre Chefs investieren ihr Drogengeld in der legalen Wirtschaft, während auf der Straße sogar Migranten den riskanten Job als Kleindealer übernehmen. Sie leben von jedem einzelnen Süchtigen – und haben keine Skrupel, ihre steigende Zahl von Kunden auch mit härteren Substanzen wie Heroin, Kokain und Crystal Meth vertraut zu machen.

    • Lizenz für die eigene "Gras"-Ernte (Juli 2014)

    Beim Alkohol setzt der Staat ja auch auf mündige Bürger

    Die Polizei kommt kaum noch dazu, gegen kriminelle Hintermänner zu ermitteln, weil sie jedem Gramm Haschisch und jedem kleinen Konsumenten hinterherhetzen muss. Der Druck steigt – und damit die Preise und die Gewinne der Dealer. Dazu kommt, dass sich immer weniger Jugendliche dem Reiz des Verbotenen entziehen können oder wollen – ein endloses Spiel ohne Sieger.

    Kritiker einer Legalisierung sagen zu Recht, dass Cannabis gesundheitlich nicht unbedenklich ist. Aber das sind Tabak und Alkohol auch nicht. Hier setzt der Staat auf mündige Bürger, die selbst entscheiden, was und wie viel ihnen bekommt. Und er versucht, Jugendliche besonders zu schützen. Warum sollte das bei Cannabis nicht auch möglich sein? Beim Kiffen werden Menschen für ein Verhalten bestraft, das – in Maßen betrieben – kaum mehr schadet als ein Feierabendbier oder ein Glas Rotwein zum Abendessen.

    Gewinn beim Kampf gegen Drogenkriminalität?

    Haschisch gilt zu Recht als Einstiegsdroge. Das müsste aber nicht so sein, wenn man Cannabis von staatlich kontrollierten Anbietern verkaufen lassen würde. Ob damit im Kampf gegen die Drogenkriminalität wirklich etwas gewonnen wäre, muss sich erst zeigen. Immerhin würde damit kriminellen Organisationen die Quelle entzogen, sie müssten erhebliche finanzielle Einbußen hinnehmen. Langfristig wäre dies wirksamer als jede Großrazzia und jeder inhaftierte Kleindealer. Der Staat könnte sich sogar durch eine entsprechende Besteuerung eine lukrative Einnahmequelle sichern.

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