Heute beanstande ich militärische Ausdrücke als Metaphern in der Zeitung. Das lässt mich ein aufmerksamer Leser wissen. Ausdrücke wie „Lunte riechen“, die 500 Jahre alt seien, lasse er noch gelten. Da stimme ich ihm zu. Dafür bedarf es wohl auch keiner Erklärung.
Schlimmer aber, so fährt der Kritiker fort, sei das Wort „Blockbuster“. Es stehe ursprünglich für eine tonnenschwere Bombe, die einen ganzen Wohnblock zerstören könne. Gerade die Geschichte Würzburgs verbiete die Verwendung dieses Wortes in dieser Zeitung. Denn dort seien am 16. März 1945 auch Blockbuster (englisch etwa „Häuserblockzerstörer“) abgeworfen worden.
Der Leser stößt uns da auf eine überraschende, heute weitgehend unbekannte Bedeutung. Dem Internet-Lexikon Wikipedia entnimmt man, dass Blockbuster erstmals 1942 in seinem übertragenen, heutigen Sinne in einem englischen Wörterbuch verzeichnet worden ist. Der Begriff steht damit bekanntlich vor allem in der Filmbranche für große Erfolge. In dieser Bedeutung wurde er bald nach dem Kriege Sprachgebrauch und ist es längst auch in Deutschland. Man findet ihn deshalb im Duden als „sehr erfolgreiches Produkt, besonders einem Kinofilm“. Dort steht kein Wort mehr von einer Bombe.
Aber in die Welt gesetzt haben Blockbuster wohl amerikanische Journalisten 1940 nach einem Bombenangriff auf Hamburg. Sie schufen diese Bezeichnung damals für die schweren, häuserbrechenden Fliegerbomben. Ich meine, es ist gut, sich auch das beim Gebrauch des Wortes bewusst zu machen. Weil aber seine kulturelle Bedeutung die militärische längst nicht nur überwiegt, sondern vergessen gemacht hat, muss das Wort nicht mehr problematisiert werden. Ich rate lediglich zum sparsamen, erklärenden Umgang mit dem Anglizismus. Oft ist Kassenschlager eine gute Alternative.
Beanstandet hat der Leser zudem den Begriff „Rohrkrepierer“. Der steht aber heute im Sprachgebrauch fast ausschließlich für seinen übertragenen Sinn, also für vorzeitig gescheiterte, schlecht vorbereitete Projekte. Der Kritiker erinnert jedoch, dass bei einem tatsächlichen Rohrkrepierer eine Geschützmannschaft sterbe. Verheerende Folgen bestätigt auch Wikipedia. Geschützrohre krepierten vorwiegend im Ersten Weltkrieg. Das Sprachbild ist martialisch, sollte also in Kritiken wohlüberlegt eingesetzt werden. Etwa dann, wenn das Scheitern eines politischen Projektes heftig ist und schwerwiegende Folgen hat. Nach einer freundlichen, nicht martialischen, bedeutungsgleichen sprachlichen Alternative suche aber auch ich noch.