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Würzburg: Leseranwalt: Was eine Studie dazu sagt, ob Journalismus einseitig "rot-grün" oder eher konservativ ist

Würzburg

Leseranwalt: Was eine Studie dazu sagt, ob Journalismus einseitig "rot-grün" oder eher konservativ ist

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    Wie das Publikum im Deutschen Bundestag wahrscheinlich die darin vertretenen Parteien bewertet, so ordnen auch Nutzerinnen und Nutzer von Medien deren politische Inhalte ein.
    Wie das Publikum im Deutschen Bundestag wahrscheinlich die darin vertretenen Parteien bewertet, so ordnen auch Nutzerinnen und Nutzer von Medien deren politische Inhalte ein. Foto: Foto: Ralf Hirschberger

    Zuweilen beklagen Leser Einseitigkeit beim politischem Inhalt von Zeitungen. Entweder sie unterstellen, er sei von der Redaktion vorwiegend grün-rot eingefärbt oder sie sehen in dieser Hinsicht schwarz. Soweit die sehr klassischen Einordnungen.

    Dass solche Klagen stark von der eigenen politischen Haltung abhängen, zeigt nun eine repräsentative Befragung des Instituts für Journalistik (IJ) der TU Dortmund mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa.

    Kritiker sehen die Main-Post-Redaktion oft durch die eigene politische Brille

    Laut der Befragung pflegen vor allem Anhänger der CDU und der AfD das Bild eines „grünen Journalismus“. SPD- und Grünen-Anhänger empfinden genau umgekehrt.

    Gefühlt vermittelt sich genau das auch dieser Redaktion regelmäßig über die Beschwerden, die sie zu diesem Thema erreichen. Es entsteht dadurch das Bild einer Medienkritik, die jeweils durch die Brille der eigenen politischen Einstellung erfolgt. Das lässt sich auch dann kaum übersehen, wenn sich Kritiker als neutral bezeichnen.

    Langzeitstudie "Journalismus und Demokratie"

    Als repräsentativ aber gilt, was aus der Langzeit-Studie „Journalismus und Demokratie“ hervorgeht. Dabei erheben das Dortmunder Institut für Journalistik und forsa regelmäßig, welche Erwartungen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen an den Journalismus haben, so aktuell vom 31. März bis 12. April 2023. Die Dortmunder TU präsentiert dazu präzise Zahlen - auch differenziert nach Medien.

    Hier eine Auswahl, welche die unterschiedlichen Perspektiven generell aufzeigt: Danach sehen 47 Prozent der AfD-Anhänger eine Nähe des Journalismus zu den Grünen. Die erkennen bei CDU-nahen Befragten 25 Prozent. Jene die Grüne oder SPD unterstützen, beurteilen Journalismus jedoch eher konservativ und CDU-nah (32% bzw. 23%).

    39 Prozent aller Befragten geben sich da gelassener: Sie vermuten keine Nähe zu einer Partei.

    Forsa-Studienleiter erwartet stärkere Polarisierung  politischer Debatten

    Dass deutschem Journalismus mehrheitlich ohnehin hohe Glaubwürdigkeit attestiert wird, bestätigt die TU. Dabei überrascht kaum, dass das nur bei sieben Prozent der AfD-Anhänger der Fall ist.

    Die politischen Einstellungen, so wird grundsätzlich festgestellt, ließen eine weitere Ausdifferenzierung der Mediennutzung erkennen. Das mache eine stärkere Polarisierung politischer Debatten wahrscheinlicher, urteilt darüber Dr. Felix Flemming, der forsa-Studienleiter.

    Antworten zur "demokratiefördernden vierten Gewalt"

    Nun mag sich jede Leserin und jeder Leser selbst fragen: „Wo stehe ich und wie urteile ich beispielsweise über meine Zeitung?“ Wo steht die wohl, die sie sich Überparteilichkeit auf die Fahnen geschrieben hat?

    Sie können mit ihren Antworten aber auch abwarten: Denn wie es mit der Parteineigung, die nicht zur Parteilichkeit führen sollte, im Journalismus bestellt sein soll, dazu sind aktuell Journalisten und Politiker befragt worden. Was dabei herausgekommen ist, so kündigt der Journalistik-Professor Michael Steinbrecher (TU Dortmund) an, werde bald mitgeteilt. Hier gebe ich es danach an Sie weiter.

    Die Ergebnisse könnten auch Sie dem Ziel näher bringen, das Johanna Mack (Europäisches Journalismus Observatorium) aus der Studien-Projektwebseite zitiert, nämlich das Spannungsfeld zwischen Journalismus, Politik und Öffentlichkeit besser zu verstehen. Danach will man darauf antworten, ob die Medien tatsächlich als demokratiefördernde vierte Gewalt agieren können. Ist das doch ihre wichtigste Aufgabe und wird es bleiben.

    Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch Vereinigung der Medien-Ombudsleute e.V.

    Weitere Leseranwalt-Kolumnen zu Kritik am Journalismus

    2015: "Warum es in Redaktionen selten nur eine Meinung geben kann"

    2016: "Journalistische Wahrhaftigkeit wiegt schwerer als eine Tendenz"

    2019: "Keine Schablone über Redaktionen legen"

    2023: "Ein Leser wirft der Zeitung links-grüne Tendenzen vor - warum es trotz ernsthaftem Streben nie Objektivität gibt"

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