Je schnelllebiger die Zeit, umso häufiger hört man den Vorwurf, dass alles zu langsam vorwärts geht. Der Ausbau der E-Mobilität oder des schnellen Internets – alles viel zu langsam. Maßnahmen gegen den Klimawandel – zu spät begonnen und viel zu langsam umgesetzt. Das sind sicher mitunter berechtige Mahnungen, wenn es um solche "großen" Dinge geht.
Schon bei Gelb mit dem Fuß auf dem Gaspedal
Gequengelt und gedrängelt wird aber auch im Kleinen. An der Ampel zum Beispiel der Mann mit dem großen Auto und der lauten Hupe hinter dir, der lautstark von dir verlangt, dass du schon bei Gelb mit dem Fuß auf dem Gaspedal stehst, damit er seine Blechmühle beim Anfahren gut in Szene setzen kann. Oder die genervten Blicke derjenigen, die zur Mittagszeit am Leberkäsweck-Stand des Vertrauens auf Platz fünf in der Warteschlange stehen und so tun, als würden sie gleich vom Fleisch fallen.
Wenn Drängler zu Skeptikern werden
Es ist nur seltsam, dass an anderer Stelle Drängler zu Skeptikern werden, wenn tatsächlich mal was schnell gegangen ist. Zum Beispiel beim Impfstoff, von dem noch zu viele glauben, das da Husch-Husch was zusammengemischt wurde, was ihnen bestimmt nicht in den Oberarm kommt. Auch in der Politik wahrt man gerne durch Bemerkungen wie "Nur ja keine Schnellschüsse" den Schein von kreativer Besonnenheit.
Und wer hat am Ende die meisten Kerzen auf seinem letzten Geburtstagskuchen – die Rastlosen oder die, die Rast machen? Ein Blick ins Tierreich zeigt, dass langsamer Herzschlag den Stoffwechsel entschleunigt und so den Alterungsprozess verzögert. Vielleicht sollte der Metzger zur Mittagszeit seinen Leberkäsweck einfach nach dem Motto "In der Ruhe liegt die Kraft" als Slow-Food anbieten.