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Scheurings Wort zum Samstag: Eine hohe Affinität zum Bier

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Scheurings Wort zum Samstag: Eine hohe Affinität zum Bier

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    Es gibt einen Begriff, den heute viele im Munde führen, die sich mit geschraubtem Gerede leicht zu beeindruckenden Zeitgenossen als Feingeister empfehlen möchten. Ein Informatiker sagt, er habe eine „Affinität zu Computern“. Ein Geschichtslehrer teilt mit, er habe eine „starke Affinität zur Historie“. Ein Buchhändler, so lese ich, habe eine „Affinität zum Buch“. Und eine Schriftstellerin sagt, sie habe „eine Affinität zur Sprache und zum Schreiben“. Die Affinität dringt langsam in alle Bereiche des Lebens vor. Ein Politiker sieht bei den „Reichsbürgern“ eine „hohe Affinität zu Waffen“. Ein Abbruchunternehmen hat dann wohl eine hohe Affinität zum Plattwalzen. In der Philosophie bezeichnet Affinität die Nähe oder Verknüpfbarkeit von Objekten oder Vorstellungen, wobei Immanuel Kant zwischen empirischer und transzendentaler Affinität unterscheidet. Ein Sittenstrolch hat laut seinem Anwalt „eine Affinität zu jungen Frauen“. Wenn es so weitergeht, wird es über einen Trinker bald nicht mehr heißen, er saufe halt viel, sondern er habe eine hohe Affinität zu alkoholischen Getränken. Eine Braumeisterin verkündet allen Ernstes, sie habe „schon früh eine hohe Affinität zum Bier“ entwickelt. War die schon als Kind betrunken? Gewählter formuliert da eine Bierkönigin, die sich „eine Affinität für die Tradition von Hopfen und Malz“ attestiert. Es wird nicht mehr lange dauern, bis eine Weißwurstkönigin kundtut, sie habe eine hohe Affinität zum Zuzeln – und auf Nachfrage auch erklären kann, ob diese Zuzel-Affinität im Kantschen Sinne eher empirisch oder transzendental begründet ist.

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