Am 4. Juli wurde Horst Seehofer 69 Jahre alt. Während andere in seinem Alter etwas Gebasteltes von den Enkeln geschenkt bekommen und 69 Kerzen auf einer Torte ausblasen müssen, hatte der Bundesinnenminister offenbar einen echten Grund, sich zu freuen. Wie er nun erzählte, seien „ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag“ 69 Personen nach Afghanistan abgeschoben worden. „Das war von mir nicht so bestellt“, bemerkte er zwar. Aber kann das Zufall sein? Wahrscheinlicher ist doch, dass da jemand dem CSU-Chef eine nette Überraschung bereiten wollte – und dafür keine Mühen gescheut hat. Denn die Behörden in Kabul waren alles andere als erfreut über das Geschenk aus Deutschland: Vertreter des afghanischen Flüchtlingsministeriums wiesen auf eine Vereinbarung mit Deutschland hin, wonach für Abschiebeflüge eine Obergrenze von 50 Passagieren pro Flug gelte. Nun ist Seehofer erklärter Freund von Obergrenzen. Dass eine bestehende in diesem Fall ignoriert wurde, dürfte ihm aber gefallen haben. So sehr, dass er schon weiß, was er sich zum 70. wünscht. Ob die Afghanen im Abschiebeflieger auf Seehofer mit Tomatensaft angestoßen haben, ist unbekannt. Auch was Angela Merkel Seehofer zum 69. schenkte, drang nicht an die Öffentlichkeit. Vielleicht hat sie ihm nicht einmal gratuliert – nach dem Ärger, den er ihr zuletzt gemacht hatte. Einige behaupten sogar, die Kanzlerin sei so sauer auf Seehofer, dass sie ihm seinen Geburtstag nachträglich verhageln will, indem sie sich einfach ein paar Flüchtlinge von Afghanistan zurückwünscht. Merkel wird nächsten Dienstag übrigens 64 Jahre.
WÜRZBURG