Inzwischen haben 37 000 junge Menschen ihr Abiturzeugnis erhalten. Sie können stolz sein. Unterrichtsminister Piazolo hat sie beglückwünscht für die „sehr guten Ergebnisse“. Wie bitte? War da nicht mal was wegen des „zu schweren“ Matheabiturs? Gleich 70 000 unterschrieben eine Online-Petition – sehr viele einfach mal so prophylaktisch. Ach, wie ungerecht, tönte gleich die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, obwohl sie primär die Interessen der Grund- und Hauptschulen vertritt. Irgendwie drängt halt das hierzulande tiefgründig vorhandene Erregungspotenzial nach außen – und das in immer kürzeren Schüben. Das erlösende Ventil nennt sich dann liebevoll „Shitstorm“. Der legt sich bald. Dem „Mathe-Skandal“ folgte gottlob rasch der aufgeregte Hype um den blauschöpfigen Politikberater Rezo und dann das hitzige Gezeter um die E-Roller. Vielleicht ist den schrillen Meinungsmachern im Netz der „Volksmund 1.0“ etwas fremd, der da sagt: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Haben nicht die Abiturienten mit einem Schnitt von 2,29 das drittbeste Abitur seit 2011 erreicht – ohne geschönten Notenschlüssel? Fast ein Drittel aller Absolventen hat eine Eins vor dem Komma, davon allein 13,7 Prozent 1,5 oder besser. Die anderen und deren Eltern mag das grämen. Doch wo steht, dass jeder eine Eins vor dem Komma haben muss? Man kann es auch mit einer Zwei oder Drei und gewiss ohne Abitur zu was bringen. Alle sollten aber gelernt haben: immer erst mal entspannen und mit kühlem Kopf den Überhitzungsschalter betätigen.
Unterm Strich